Umsatz in den USA um 90 Prozent eingebrochen
Kurzarbeit bei Similasan – Dutzende Entlassungen drohen im Aargau

Dem Homöopathie-Hersteller aus dem Aargau gehen 50 Prozent des Umsatzes flöten, weil er seine Produkte nicht mehr in den USA verkaufen darf. Deshalb wurde Kurzarbeit eingeführt. Entlassungen schliesst man nicht aus. Es wurde ein Konsultationsverfahren eingeleitet.
Publiziert: 13.10.2023 um 19:33 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2023 um 19:41 Uhr
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Similasan hat ein Problem in den USA. Und zwar ein richtig grosses. Die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) belegt den Schweizer Homöopathie-Hersteller mit einem faktischen Importverbot – die Umsätze sind in den USA um 90 Prozent eingebrochen. Zwölf Produkte stehen momentan auf der schwarzen Liste – alles Augentropfen. Das geht an die Substanz. Schliesslich macht Similasan 50 Prozent des Umsatzes in den USA.

Das hat auch Auswirkungen auf den Hauptsitz in Jonen AG. Gerüchte von bis zu 40 Entlassungen per Ende Monat machen am Freitag die Runde. Similasan bestätigt dies nicht. Man stehe mit den Behörden in den USA und der Schweiz in engem Austausch, heisst es. «Gleichzeitig evaluieren wir Übergangs- und Alternativlösungen. Für diejenigen Mitarbeitenden, welche für die Produktion der US-Produkte zuständig sind, haben wir Kurzarbeit beantragt», sagt ein Sprecher zu Blick.

Mehrere Unsicherheiten

Damit nicht genug: «Aufgrund der Unsicherheiten zur zeitlichen Dauer und dem Ausmass der Umsatzeinbussen im amerikanischen Markt müssen wir uns leider auch auf mögliche Entlassungen vorbereiten», sagt er.

Urs Lehmann, CEO von Similasan vor dem Haupteingang der Similasan AG.
Foto: Sven Thomann
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Diese Vorbereitungen, wie auch das Konsultationsverfahren, seien zum jetzigen Zeitpunkt noch vorsorgliche, formale Massnahmen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Man setze alles daran, in dieser ausserordentlich herausfordernden Lage, gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden die Situation so rasch wie möglich zu klären und Lösungen zu finden, heisst es weiter.

Reihe von Mängeln festgestellt

Am 11. September hat die FDA den Herstellern von homöopathischen Augentropfen, welche im US-Markt vertrieben werden – längst nicht nur Similasan, sondern auch Firmen in Frankreich und den USA – zeitgleich einen «Warning Letter» zugestellt. Die Folgen für die betroffenen Firmen sind dramatisch. Denn damit hat die FDA quasi «über Nacht» sämtlichen Herstellern von homöopathischen Augentropfen den Marktzugang in die USA verunmöglicht – ohne Übergangsfrist. Eine solche wäre für die Hersteller existenziell gewesen.

Zuvor hatten die Amis die Produktionsstätte in Jonen im Frühjahr 2023 inspiziert und dabei eine Reihe von Mängeln in der Produktion festgestellt. Vor allem bei Augentropfen. Die Vorwürfe der FDA sind happig: Verfahren, die eine Kontamination von Arzneimitteln verhindern sollten, seien unzureichend. Labor- und Qualitätskontrollen hätten nicht den entsprechenden Standards entsprochen. Zudem hätten mehrere der verkauften Heilmittel über keine Zulassung verfügt.

Wie gehts weiter? «Similasan ist bestrebt, in enger Zusammenarbeit mit der FDA die angesprochenen Punkte zeitnah umzusetzen. Aktuell ist leider nicht absehbar, wie lange dieser Prozess dauern wird», sagt der Sprecher.

Er legt aber Wert darauf: «Unser Ziel ist eine rasche Klärung, um Entscheidungen fällen zu können, die eine Rückkehr zum normalen Geschäftsgang ermöglichen. Wir evaluieren aktuell verschiedene Massnahmen und mögliche Szenarien.»

Die Firma betont weiter: Zu keiner Zeit sei die Sicherheit und Gesundheit von Kundinnen und Kunden gefährdet gewesen. Similasan seien keine Fälle bekannt, welche die Sicherheit seiner Arzneimittel infrage stellten. Similasan ist seit 1987 auf dem US-Markt tätig und hat in diesem Zeitraum über 100 Millionen Packungen Augentropfen verkauft.

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