Trotz gelockerten Regelungen
Wegen Maskenpflicht am Arbeitsplatz bleiben Schweizer lieber im Homeoffice

Die Homeoffice-Pflicht ist Geschichte. Dennoch strömen die Büroangestellten nicht in Scharen zurück an ihre physischen Arbeitsplätze. Viele haben keine Lust, den ganzen Tag eine Maske zu tragen.
Publiziert: 05.02.2022 um 10:31 Uhr
Sarah Frattaroli

Man stelle sich vor, die Homeoffice-Pflicht fällt – und keiner geht hin. Auf grossen Druck der Wirtschaft hat der Bundesrat die seit 20. Dezember geltende Homeoffice-Pflicht diese Woche in eine Empfehlung abgeschwächt. In den Büros des Landes ändert das aber wenig. Eine Umfrage von Blick bei einigen der grössten Arbeitgeber in der Schweiz zeigt: Von einem Run zurück an den physischen Arbeitsplatz kann nicht die Rede sein.

Das zeigt das Beispiel Credit Suisse exemplarisch. Bislang waren rund 20 Prozent der Mitarbeitenden vor Ort, etwa Schalterpersonal. In der kommenden Woche dürfte der Wert erfahrungsgemäss auf 40 Prozent steigen – höchstens, wie eine Sprecherin erläutert. «Die Maskenpflicht am Arbeitsplatz dürfte den einen oder die andere von einer Rückkehr ins Büro abhalten», sagt sie.

Erst, wenn die Maskenpflicht fällt – es könnte schon am 17. Februar so weit sein – kehren die Angestellten wohl in Scharen zurück: «In der Vergangenheit hatten wir zu Zeiten der Homeoffice-Empfehlung eine Auslastung von annähernd 60 Prozent», erläutert die CS-Sprecherin.

Die Homeoffice-Pflicht ist Geschichte.
Foto: Keystone
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Keine Durchmischung im Grossraumbüro

Auch wenn die Zeichen auf Normalisierung stehen, treten viele Arbeitgeber noch auf die Bremse. Novartis etwa schreibt, dass alle Mitarbeitenden, «die ohne Probleme von zu Hause aus arbeiten können», dies auch weiterhin tun sollen. Für Leute, die zu Hause nur «unter erschwerten Bedingungen» arbeiten können, sei man aber froh über die Lockerung. Stichwort Büroeinrichtung und Kindergeschrei.

Bei Konkurrentin Roche werden die Büros trotz neuer Regeln zu maximal «30 bis 50 Prozent» belegt. Und auch das nur «schrittweise». Auch die SBB sprechen von einer «bewusst gestalteten Rückkehr». Und: Die Mitarbeitenden dürfen im Büro nur «in ihrer definierten Arbeitsplatzzone» arbeiten. Eine allzu starke Durchmischung im Grossraumbüro soll offenbar verhindert werden.

«Meetings nach Möglichkeit virtuell»

Das gilt besonders für Sitzungen. «Meetings und Veranstaltungen wie etwa etwa Schulungen finden nach wie vor nach Möglichkeit virtuell statt», schreibt etwa die Post. In den Schweizer Büros gelten ausserdem weiterhin rigorose Schutzkonzepte. Maske tragen, Abstand halten, Hände desinfizieren. Viele setzen zusätzlich auf eine Zertifikatspflicht. Bei Lebensmittelmulti Nestlé in Vevey VD müssen die Mitarbeitenden am Büroeingang sogar Fieber messen.

Selbst wenn die Pandemie dereinst ganz Geschichte ist: 100 Prozent der Arbeitnehmer werden nicht mehr in die Büros zurückkehren. Die Zusammenarbeit über den Bildschirm hat sich zu sehr eingebürgert, viele Angestellten schätzen die zusätzliche Flexibilität. Dennoch: Ganz auf physische Büros wollen die Schweizer Konzerne nicht verzichten. Swiss Life etwa schreibt: «Der informelle und persönliche Austausch ist ein wesentlicher Teil unserer Firmenkultur.» Der überwiegende Teil der Arbeit werde daher künftig wieder im Büro stattfinden.

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