Teure Null Covid-Politik
Chinas Industrie schrumpft – und das trifft auch die Schweiz

Die strikten Beschränkungen durch Chinas Null-Covid-Strategie bremsen die zweitgrösste Volkswirtschaft stärker als erwartet. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt in Peking berichtet.
Publiziert: 16.05.2022 um 10:18 Uhr
Die Millionen-Metropole Shanghai befindet sich seit beinahe zwei Monaten im Lockdown.
Foto: keystone-sda.ch
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Chinas Metropolen sitzen im Lockdown – Shanghai etwa schon seit sieben Wochen! Auch Peking läuft auf Sparflamme. Die Regierung von Xi Jinping (68) fährt eine Null-Covid-Politik – es soll also keine Covid-Ansteckungen geben, sonst werden harte Massnahmen ergriffen.

Das ist Gift für die Wirtschaft! Die Industrieproduktion bricht massiv ein. Auch die Umsätze im Detailhandel brachen deutlicher als von Analysten vorhergesagt ein, um gut 11 Prozent. Die Zahlen deuten nach Ansicht von Experten darauf hin, dass der Abschwung in diesem Jahr stärker als erwartet ausfällt.

Lockdowns lähmen Wirtschaft

«Die Daten für die Aktivitäten im April haben den Schaden durch die Lockdowns in Shanghai und anderen Teilen des Landes offengelegt», schrieben Chang Shu und Eric Zhu in einer Analyse der Finanzagentur Bloomberg. «Die Auswirkungen sind viel breiter und tiefer als erwartet.»

Die Ankunft der sich schnell verbreitenden Omikron-Variante stellt die strikte chinesische Null-Covid-Strategie auf eine harte Probe. Zig Millionen Menschen in Metropolen wie Shanghai, Changchun oder der Provinz Jilin stecken seit Wochen in Lockdowns und dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen.

Nur «kurzfristige» Folgen

Durch die Covid-Beschränkungen ist der Frachtverkehr landesweit deutlich zurückgegangen. Lieferketten sind unterbrochen. Viele Betriebe mussten die Produktion einstellen oder herunterfahren. Der Containertransport über den grössten Hafen der Welt in Shanghai ist stark eingebrochen.

Die Lieferengpässe werden auch in Europa über höhere Preise zu spüren sein, wie Experten vorhersagen. Auch in China tätige europäische Unternehmen sind schwer davon betroffen.

Trotz der schlechten Zahlen versuchte der Sprecher des Statistikamtes, Fu Linghui, vor der Presse in Peking, eher Optimismus zu verbreiten. «Der Covid-Ausbruch im April hatte grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber die Folgen werden kurzfristig sein.»

Staat stützt Wirtschaft

Die guten langfristigen Grundlagen der chinesischen Wirtschaft seien unverändert, so der Sprecher weiter. Wenn die Covid-Massnahmen Fortschritte machten und die Politik zur Stabilisierung der Wirtschaft ihre Wirkung zeige, sei zu erwarten, dass sich die Konjunktur wieder schrittweise erhole.

Die Anlageinvestitionen fielen im April leicht um 0,82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, stiegen aber seit Jahresanfang um 6,8 Prozent und liegt damit im Rahmen des Plans. Der Anstieg spiegelt die Anstrengungen der Regierung wider, die Ausgaben für Infrastruktur zu erhöhen, um die Konjunktur anzukurbeln.

Die chinesische Führung hatte für dieses Jahr ein Wachstumsziel von 5,5 Prozent vorgegeben. Ob die ursprünglich schon optimistische Vorgabe erreicht werden kann, wird sowohl wegen der Covid-Ausbrüche und der strikten Massnahmen in China als auch wegen des Rückschlags für die Weltwirtschaft durch den russischen Krieg in der Ukraine immer fraglicher. (SDA/gif)

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