Streit zwischen Swisscom und Weko
300'000 Glasfaser-Anschlüsse blockiert

Wegen eines verlorenen Rechtsstreits mit der Weko können 300'000 bereits gebaute Glasfaseranschlüsse nicht vermarktet werden. Laut dem neuen Konzernchef Christoph Aeschlimann (45) arbeitet die Swisscom zusammen mit der Weko an einer Lösung.
Publiziert: 04.08.2022 um 18:58 Uhr
Dominique Schlund

Der Glasfaserstreit mit der Wettbewerbskommission (Weko) hat massive Folgen für die Swisscom. «Ende Juni sind über 300'000 Glasfaseranschlüsse vom Weko-Verbot blockiert gewesen, die man gebaut hat, aber nicht vermarkten kann», sagt der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann (45) in einer Telefonkonferenz zu Journalisten.

Die Weko hatte den Ausbau nach dem Einfasermodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht gestoppt. Rekurse der Swisscom gegen das Weko-Verdikt sind zunächst vor Bundesverwaltungsgericht und dann vor Bundesgericht gescheitert. Das Verbot hat die Partnerschaft mit Salt beim Glasfaserausbau auf Eis gelegt.

«Wir diskutieren Lösungsvarianten»

Dennoch hat die Swisscom den Ausbau von Glasfaseranschlüssen nach dem Einfasermodell fortgesetzt, darf diese aber nicht in Betrieb nehmen. Die Weko verlangt allerdings einen Ausbau nach dem Vier-Faser-Modell. Neuigkeiten hierzu gab es nicht. «Die Swisscom ist an einer raschen Lösung interessiert und führt dazu intensive Gespräche mit der Wettbewerbskommission», heisst es lediglich.

300'000 Glasfaseranschlüsse der Swisscom sind blockiert. (Symbolbild)
Foto: zvg
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«Wir sind im wöchentlichen Austausch mit der Weko. Wir diskutieren Lösungsvarianten. Wir gehen weiter davon aus, dass wir dieses Jahr eine Lösung finden werden. Im Moment können wir leider keine genaueren Informationen liefern», sagt Aeschlimann.

Halbjahresgewinn sinkt um 25 Prozent

Swisscom hat einen Einbruch des Halbjahres-Reingewinns um 25 Prozent auf 785 Millionen Franken im Vergleich zum Vorjahr präsentiert. Dieser ist vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen. In der Summe machen diese 327 Millionen Franken aus, wie Finanzchef Eugen Stermetz (49) erklärte. Vor Sondereffekten wäre der Reingewinn auf 867 Millionen Franken gestiegen. Das wäre ein Plus von 8,2 Prozent gewesen.

Die Sondereffekte sind die Summe aus Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation mit der italienischen Tochter Fastweb und dem Verkauf einer Beteiligung in Belgien sowie der Anpassung bei der Pensionskasse. Diese hatten im Vorjahressemester den Swisscom-Reingewinn um 245 Millionen Franken nach oben getrieben, dagegen im ersten Semester dieses Jahres mit 82 Millionen Franken belastet.

10 Millionen Rückstellungen

Die Belastungen in diesem Halbjahr stammen aus Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, wie Stermetz erklärte: «Der grösste Teil davon macht die Weko-Busse von 71,8 Millionen Franken wegen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung bei der Übertragung von Live-Fussball- und -Eishockeyspielen im Bezahl-TV in den Jahren 2006 bis 2013 aus.»

Woher die zusätzlichen 10 Millionen Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten stammen, wollte der Finanzchef nicht sagen. «Wir nehmen jedes Quartal eine Einschätzung sämtlicher laufender Rechtsstreitigkeiten vor. Wir sagen nicht, für welchen Rechtsstreit wir die Rückstellungen erhöht haben.»

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