«Privathaushalte haben keine Priorität»
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Notstromaggregate sind knapp:«Privathaushalte haben absolut keine Priorität»

Schweizer wappnen sich für Strom-Blackout im Winter
Sogar der AKW-Chef kauft einen Dieselgenerator

Gewappnet sein für Stromausfälle im Winter. Das wollen immer mehr in der Schweiz, wie Medien berichten. Durch die Decke gehen Verkäufe von Brennholz und Powerstations, aber auch kleinere Stromgeneratoren sind gefragt.
Publiziert: 22.08.2022 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2022 um 12:41 Uhr
Ulrich Rotzinger

Rüsten für die drohende Energiekrise: Schweizerinnen und Schweizer wollen offenbar nicht länger auf die Politik warten und wappnen sich für den Winter. So gehen beim grössten Schweizer Online-Warenhaus Digitec Galaxus derzeit die Verkäufe von Produkten zur Eigen-Energiegewinnung durch die Decke.

Eine Auswertung des Online-Warenhauses zeigt neue Rekordwerte im August gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode, wie die CH-Media-Titel schreiben. Beispiele: Brennholz-Verkäufe, plus 1897 Prozent! Offenbar stellen sich viele Hausbesitzer auf den Ausfall ihrer Heizung ein oder wollen sich zumindest ihr «Wärme-Level» sichern. Digitec Galaxus: «Die Leute lagern Holz zu Hause für den Fall, dass sie plötzlich kein Gas oder kein Heizöl mehr kriegen.»

Zahlen liegen über den Erwartungen

Fast verzwanzigfacht haben sich ebenfalls die Absätze sogenannter Powerstations. Das sind Riesenbatterien, die – vorausgesetzt sie sind aufgeladen – den Betrieb von Smartphones, Computern oder Wasserkochern sicherstellen. Deutlich über dem Durchschnitt sind die Verkäufe von Stromgeneratoren, Solarpanels, Heizlüftern und Heizkörpern. Laut Digitec Galaxus, die keine Angaben zu absoluten Zahlen machen wollen, bewegen sich die Verkäufe im drei- bis vierstelligem Bereich.

Er leitet mit dem AKW Gösgen einen der zuverlässigsten Stromlieferanten der Schweiz, trotzdem sorgt ...
Foto: Keystone
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Die Zahlen übertreffen die Erwartungen sogar noch, die im Juli bekannt geworden waren.

AKW-Chef kauft Dieselmotörchen

Doch nicht nur das breite Volk sorgt vor, sondern auch die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Schweiz. Laut den CH-Media-Zeitungen hat sich Herbert Meinecke (58), der mit dem AKW Gösgen einen der zuverlässigsten Stromlieferanten der Schweiz leitet, einen Dieselgenerator zugetan – für den Fall der Fälle. «Dass ausgerechnet der Leiter eines AKWs auf ein Dieselmotörchen zurückgreift, mag erstaunen. Meinecke befindet sich aber in bester Gesellschaft», so die Zeitungen.

«Ich habe mehr Brennholz als sonst bestellt. Taschenlampe und Batterien sind auch parat», sagte Werner Luginbühl (64), Präsident der Schweizerischen Elektrizitätskommission, kürzlich in der «NZZ am Sonntag». Bleibt im Winter die Heizkraft weg, schaltet Marcel Dettling (41), SVP-Nationalrat aus dem Kanton Schwyz, sein Notstrom-Aggregat ein, das sich der Landwirt neu für 7000 Franken Occassionspreis zugelegt hat.

WC-Papier war einmal

Was in der Corona-Krise das WC-Papier war, sind jetzt Holz, Taschenlampen, Batterien und Kerzen. Mit letzteren hat sich Grünen-Nationalrat Bastien Girod (41) unlängst eingedeckt, wie er «Nau.ch» verraten hat. SVP-Nationalrat Albert Rösti rät laut CH-Media den Leuten, sich ein Notstrom-Aggregat zu kaufen. Das habe er in Vorbereitung auf eine Mangellage ebenfalls getan.

Die Schweiz rüstet sich bereits für den Winter. Die Empfehlungen und Massnahmen der Politik lassen auf sich warten – diese sind weiterhin eine Blackbox.

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