Regional-Bankerin Marianne Wildi warnt vor SNB-Entscheid zum Negativzins
«Weitere Senkung trifft die Kleinsparer mit voller Wucht»

Jetzt gehen die Regionalbanken auf die Barrikaden. Marianne Wildi, Chefin der Hypothekarbank Lenzburg und Vizepräsidentin des Regionalverbandes, hat im BLICK eine klare Botschaft an die Nationalbank: Finger weg von der Zinsschraube, nicht noch schärfere Negativzinsen!
Publiziert: 17.09.2019 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2019 um 20:50 Uhr
Christian Kolbe

Marianne Wildi (54) trägt gleich drei Hüte – und unter jedem brodelt es gewaltig. Die Chefin der Hypothekarbank Lenzburg, die auch Vizepräsidentin des Regionalbankenverbandes der Schweiz ist und deren Interessen im Verwaltungsrates der Schweizerischen Bankiervereinigung vertritt, sagt: «Eine weitere Zinssenkung der SNB trifft die im Inland tätigen Retailbanken insbesondere die Regionalbanken und deren Kleinsparer mit voller Wucht!».

Zinsdifferenzgeschäft ist aus den Fugen

Der Grund für ihren Furor: Die Regionalbanken wie auch die meisten Regionalbanken sind im Inlandgeschäft tätig, erwirtschaften im Durchschnitt 80 bis 90 Prozent der Erträge im sogenannten Zinsdifferenzgeschäft. Sie leben also davon, dass sie Kredite an Hausbauer oder Unternehmer leicht höher verzinsen als die Spargelder. Nur, in Zeiten von Negativzinsen, läuft dieses Geschäft eher harzig, gibt es Verzerrungen im Zinsgefüge.

Wildi spricht nicht nur für ihre Bank, sondern auch für die rund 59 im Verband zusammengeschlossen anderen Regionalbanken. Für die Bankchefin ist klar: «Wir sehen im aktuellen Umfeld wirklich keinen Grund, dass die Negativzinsen noch weiter in die Tiefe geschraubt werden.» Also nicht von minus 0,75 Prozent auf Minus 1 Prozent sinken.

Bankchefin Marianne Wildi warnt davor, dass eine Ausweitung der Negativzinsen durch die SNB mit voller Wucht die kleinen Sparer treffen würde.
Foto: Daniel Kellenberger
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Zinssenkung bringe nichts 

Wildi ist davon überzeugt, dass eine weitere Zinssenkung keine Wirkung an den Devisenmärkten haben wird. «Die Schwäche des Euro lässt sich nicht beheben, indem man an der Frankenzinsen schraubt», sagt die Bankchefin aus Lenzburg.

Die Regional-Bankerin ist sehr froh, dass BLICK letzte Woche gross über den morgen bevorstehenden Zinsentscheid der SNB berichtet hat. Es sei wichtig eine breite Diskussion anzustossen, denn es gehe nicht nur um die aktuelle geldpolitische Lagebeurteilung, die SNB-Präsident Thomas Jordan (56) am Donnerstag vornimmt. «Die Zinssituation zu verschärfen bringt der ganzen Schweiz nichts, auch nicht in ein paar Monaten», so Wildi.

Vielmehr werde der volkswirtschaftliche Schaden durch die Negativzinsen immer grösser. Das betreffe nicht nur die Altersvorsorge, durch die tiefen Zinsen würden auch Kredite an Firmen vergeben, die unter normalen Umständen gar nicht überlebensfähig wären.

Angst vor Tabubruch

Mit ihrem Appell will Wildi Druck auf die SNB machen, so wie das derzeit andere Wirtschaftsverbände und Interessengruppen auch tun. 

Wildi geht es darum, dass ja keine Bank auf die Idee kommt, ein grosses Tabu zu brechen: Negativzinsen für Kleinsparer. «Das müssen wir unbedingt verhindern!», sagt Wildi.

Bei der Hypothekarbank Lenzburg treffen die Negativzinsen im Moment nur einige wenige institutionelle Anleger. Diese wüssten aber damit umzugehen, erklärt Wildi.

Anders erginge es Kleinsparer mit einigen Zehntausend Franken auf dem Konto. Wenn die plötzlich Negativzinsen bezahlen müssten, dann wäre ihr Vertrauen ins Finanzsystem nachhaltig erschüttert.

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