Nestlé-Schoggi bringt Neuheit
Weniger Zucker für den «Zuckerschock»

Die süsse Versuchung hat es schwer. Überall versuchen Produzenten, den Zuckergehalt zu senken. So fordern es auch eine internationale Erklärung und der Bundesrat. Bei Nestlé hat man nun einen neuen Weg gefunden. Der Nestlé-Zucker feiert bald Premiere.
Publiziert: 27.03.2018 um 16:13 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 12:17 Uhr

Coop, Migros und Rivella setzen die Konsumenten schon auf Diät. So enthält das neue Rivella-Getränk Refresh weniger Zucker und nur 40 Prozent des Kaloriengehalts des Originals.

Bei Joghurts nehmen Coop und Migros den Zucker raus. Beim Basler Detailhändler Coop zum Beispiel liegt der Zuckeranteil von Joghurts noch bei 8,8 Prozent. Mit der Senkung halte man die sogenannte Erklärung von Mailand ein, erklärt Sprecher Urs Meier.

Die Erklärung fordert eine Reduktion des Zuckergehalts in Joghurts und Zerealien bis 2018. Und auch der Bundesrat will im Namen der Volksgesundheit den Zuckergehalt in bestimmten Produkten reduzieren.

Heute hat Nestlé seine erste Schoggi mit dem speziellen Zucker vorgestellt. Im Riegel «Milkybar Wowsomes» sollen 30 Prozent weniger Süssstoff stecken.
Foto: Reuters
Beim Basler Detailhändler Coop liegt der Zuckeranteil von Joghurts noch bei 8,8 Prozent.
Foto: zvg

Neuartiger Zucker

Auch die Migros hat diese Erklärung mitunterzeichnet. Sie will 2018 weitere zehn Prozent der Quarks und Joghurts auf weniger Zucker umstellen. Ausnahme: Schoggi- und Caramelprodukte.

Einen neuen Weg geht Nestlé. Konzerneigene Forscher haben einen neuen Strukturzucker entwickelt. Der Clou: Die Zuckerpartikel lösen sich im Mund schneller auf. Für den gleichen «Zuckerschock» braucht es weniger Zucker.

Briten und Iren sind die Ersten

Nun können sich Konsumenten erstmals von der Neuheit überzeugen. Am Dienstag hat Nestlé seine erste Schoggi mit dem speziellen Zucker vorgestellt. Im Riegel «Milkybar Wowsomes» stecken 30 Prozent weniger Süssstoff.

Schweizer müssen aber weiter warten. Erst kommen Briten und Iren in den Genuss der Produktneuheit. Wie der Konzern in seiner Mitteilung schreibt, sei es geplant, die Zuckertechnologie auf weitere ähnliche Produkte anzuwenden. Allerdings gibt es dazu wie auch für den Schweiz-Start noch keine Informationen. (jfr)

Das BAG rät von Zuckerersatz ab

Für einmal machte Nestlé letzte Woche positive Schlagzeilen. Die NZZ lobte den Lebensmittel­giganten für sein Engagement gegen den Zucker: Schrittweise hatte Nestlé den Zuckergehalt in seinen Nesquik-Produkten gesenkt. Nun warb er bei den Mitgliedern des Hello Family Clubs in einem Brief: «Entdecken Sie das neue Nesquik mit 30 Prozent weniger Zucker!» Das klingt gut, nur: Gesünder ist das Produkt damit nicht geworden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage mitteilt. Denn der Zucker wurde durch Maltodex­trin ersetzt, einem Zuckeraustauschstoff, der – wie Zucker – aus rasch verfügbaren Kohlenhydraten besteht. Nestlé hält fest, dass Maltodextrin den Blutzuckerspiegel weniger stark steigen lasse und weniger süss schmecke als Zucker. Doch wegen der Ähnlichkeit wird bei Maltodextrin wie auch Saccharose, Laktose oder Fructose oft von Zucker unter anderen Namen gesprochen.

Nesquik ist lange nicht das einzige Beispiel: Viele Hersteller von Müesli und Joghurts arbeiten mit demselben Trick. Kalorienfrei sind dagegen synthetische Süssstoffe wie Cyclamat, Aspartam oder Saccharin, die oft in Light-Produkten verwendet werden. Sie stehen aber im Verdacht, Kreislauf-Erkrankungen zu fördern, wenn sie in grossen Mengen konsumiert werden.

Grosse Mengen Fruchtzucker belasten die Leber

Beliebt als natürliche Süssstoffe sind Melasse, Birnendicksaft, Ahornsirup, Birkenzucker und Honig. David Fäh, Ernährungsexperte von der Berner Fachhochschule, sagt: «Sie klingen natürlicher, unterscheiden sich aber nicht grundsätzlich von Zucker.» Sehr natürlich kommen auch Fruchtsäfte daher. Doch Fruchtnektar, Apfelsaft und Traubensaft enthalten gemäss Fäh sogar zehn bis 50 Prozent mehr Zucker als Cola und Co. Grosse Mengen Fruchtzucker belasten die Leber stärker als Haushaltszucker – dafür wirkt er weniger stark auf den Blutzuckerspiegel. Entscheidend ist laut Fäh die Qualität des Safts: Während selbst gepresster Orangensaft viele Vitamine und weitere gesunde Bestandteile enthält, besteht Capri-Sonne gerade mal zu rund sieben Prozent aus Orangenkonzentrat – enthält aber pro Beutel 6,5 Stück Würfelzucker.
Auch Stevia, verwendet im leicht kalorienreduzierten Coca-Cola Life, ist ein natürlicher Süssstoff. Es ist rund 300-mal süsser als Zucker und muss deshalb sehr vorsichtig dosiert werden.

Das BAG empfiehlt grundsätzlich, auf Zuckerersatzstoffe zu verzichten, auf künstliche wie natürliche. Ziel müsse sein, «die Zufuhr von Zucker allgemein zu senken und die Reduktion nicht durch andere süssende Zutaten zu kompensieren». Florian Blumer

Für einmal machte Nestlé letzte Woche positive Schlagzeilen. Die NZZ lobte den Lebensmittel­giganten für sein Engagement gegen den Zucker: Schrittweise hatte Nestlé den Zuckergehalt in seinen Nesquik-Produkten gesenkt. Nun warb er bei den Mitgliedern des Hello Family Clubs in einem Brief: «Entdecken Sie das neue Nesquik mit 30 Prozent weniger Zucker!» Das klingt gut, nur: Gesünder ist das Produkt damit nicht geworden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage mitteilt. Denn der Zucker wurde durch Maltodex­trin ersetzt, einem Zuckeraustauschstoff, der – wie Zucker – aus rasch verfügbaren Kohlenhydraten besteht. Nestlé hält fest, dass Maltodextrin den Blutzuckerspiegel weniger stark steigen lasse und weniger süss schmecke als Zucker. Doch wegen der Ähnlichkeit wird bei Maltodextrin wie auch Saccharose, Laktose oder Fructose oft von Zucker unter anderen Namen gesprochen.

Nesquik ist lange nicht das einzige Beispiel: Viele Hersteller von Müesli und Joghurts arbeiten mit demselben Trick. Kalorienfrei sind dagegen synthetische Süssstoffe wie Cyclamat, Aspartam oder Saccharin, die oft in Light-Produkten verwendet werden. Sie stehen aber im Verdacht, Kreislauf-Erkrankungen zu fördern, wenn sie in grossen Mengen konsumiert werden.

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