Nach Putsch in Niger
Wie stellen Schweizer AKW ihre Versorgung mit Uran sicher?

Europa muss seine Uranbeschaffung neu organisieren, weil Russland und Niger als Lieferanten entfallen. Inwiefern tangiert das auch die Schweiz?
Publiziert: 08.09.2023 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2023 um 12:22 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Nervosität im Uran-Markt: Zu Wochenbeginn sickert durch, dass nach dem Militärputsch in Niger die neuen Machthaber im afrikanischen Staat ihre Uran-Exporte nach Frankreich einstellen.

Das ist nicht ohne. Niger ist laut der World Nuclear Association für rund fünf Prozent des weltweiten Uran-Abbaus verantwortlich und verfügt über die siebtgrössten Uran-Reserven weltweit. Laut der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) stammte 2022 mehr als ein Viertel des in die EU importierten Urans aus Niger. Das allermeiste davon wurde zu Vorzugskonditionen nach Frankreich exportiert.

Vor dem Hintergrund, dass sich die gesamte EU von russischen Uranlieferungen – die rund 20 Prozent der Gesamtmenge ausmachen – befreien will oder muss, kommt der Lieferstopp aus Niger sehr ungünstig.

Uran in Rohform – so kommt er nicht in der Schweiz an.
Foto: Shutterstock
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Wird die Schweiz von den Problemen tangiert?

In der Schweiz hält man den Atem an – fürs Erste ändert sich jedoch nichts. «In den Schweizer Kernkraftwerken wird kein Uran verwendet, das aus der Republik Niger stammt», versichert René Zimmermann, Sprecher des Schweizer Verbands der Kernkraftwerkbetreiber Swissnuclear.

Es gibt allerdings keine Details dazu, welchen genauen Anteil die Uran-Abbaustaaten an in der Schweiz verwendeten Kernbrennstoffen haben. «Es gibt je nach Reaktor-Art Vorgaben hinsichtlich der verwendeten Brennstoffe, und der Einkauf unterliegt dem Betriebsgeheimnis der einzelnen KKW-Betreiber», so Zimmermann. Uran wird nicht wie andere Rohstoffe auf einem offenen Markt gehandelt. Käufer und Verkäufer handeln die Verträge privat aus.

Genau genommen importieren Kernkraftwerk-Betreiber von verschiedenen Lieferanten und Minenbetreibern Uranerzkonzentrate, am meisten aber im Ausland gefertigte Brennelemente mit angereichertem Uran. Die Schweizer Kernkraftwerkbetreiber beziehen auf dem Weltmarkt ihren Kernbrennstoff «vorwiegend aus Kanada, Russland und Frankreich», so Zimmermann. Frankreich bezieht viel Uran aus Niger, aber auch aus ganz anderen Regionen – hauptsächlich von Weltmarktführer Kasachstan.

Die Schweizer KKW-Versorgung sei auf jeden Fall sichergestellt: Verträge mit Brennstoff-Lieferanten werden für einen Zeitraum von mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten abgeschlossen. Deshalb nutzen die Kraftwerke auch weiterhin russische Kernbrennstoffe.

Uranpreis-Schwankungen haben kaum Auswirkungen

Die Schweizer Kernkraftwerke verfügen aktuell über einen Vorrat an Brennelementen, der den Betrieb während mehrerer Jahre sicherstellt. Da es weltweit genügend Uranreserven gibt, könnten die Schweizer Kernkraftwerke im Bedarfsfall Brennelemente und Brennstoffe aus anderen Ländern beziehen. «Es gibt genügend Alternativen», sagt Zimmermann.

Auch bei den Preisen brauche man sich keine Sorgen zu machen. Schwankungen des Uranpreises haben geringe Auswirkungen auf die Stromerzeugungskosten in Kernkraftwerken. Weil eben die Lieferverträge langfristig und preisstabil verhandelt sind. Und weil pro Jahr nur ein Fünftel der Brennelemente ersetzt werden muss.

Fast ein Fünftel des Stroms aus KKW

Laut Bundesamt für Energie wurden 2022 in der Schweiz 19,6 Prozent des gelieferten Stroms in Kernkraftwerken produziert. Trotz der «Energiestrategie 2050» des Bundes, die den Bau neuer Kernkraftwerke verbietet und einen schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie vorsieht, bleibt die Schweiz noch auf Jahre hinaus mit der Atomenergie verbunden. Daher bleibt auch der Uranimport ein wichtiger Aspekt der Schweizer Energieversorgung.

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