Milliardenkredit für einen Scheich
Das steckt hinter dem UBS-Deal mit den Kataris

Neun Milliarden als Kredit soll die UBS einem Scheich aus dem Emirat Katar zur Verfügung gestellt haben. Eine ungewöhnlich hohe Summe. Die Bank geht damit ein beträchtliches Risiko ein.
Publiziert: 28.10.2023 um 13:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2023 um 21:03 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Am Finanzplatz reiben sich derzeit viele die Augen: Die UBS soll dem katarischen Scheich Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani (64) – auch bekannt unter seinem Kürzel HBJ – einen Kredit von bis zu 9 Milliarden Dollar gewährt haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen.

Konkret geht es offenbar um die Ablösung eines bisherigen Kredits der Credit Suisse über bis zu 6 Milliarden Dollar. Allerdings löst die UBS nicht nur ab, sondern legt noch einen drauf – und erhöht die Kreditlinie um 50 Prozent.

Wie viel HBJ von dem bisherigen Kredit bezogen hat, ist ebenso unbekannt wie auch weitere Details des ungewöhnlichen Deals. Dazu schweigt die Bank, gibt – verständlicherweise – keine Kundendetails preis.

Die UBS hat grünes Licht für einen ...
Foto: keystone-sda.ch
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Aussergewöhnlich hohe Summe

So viel Geld für eine einzelne Person ist alle andere als normal. «Diese Grössenordnung ist äusserst ungewöhnlich», sagt Michael Klien (46), Bankenanalyst bei der Zürcher Kantonalbank. «Das ist sicher ein Klumpenrisiko. Aber ich gehe davon aus, dass die UBS versucht, das Risiko zu minimieren», ergänzt Klien. Nur schon weil die Finanzmarktaufsicht Finma bei einem Kredit in dieser Grössenordnung ganz genau hinschauen wird.

Auch Andreas Venditti (51) hat die Kreditsumme überrascht. Wie für Klien ist auch für den Bankenanalysten von Vontobel klar: «Die UBS verteilt nicht einfach so Kredite. Ich gehe davon aus, dass als Sicherheit grosse Assets hinterlegt sind.» Also zum Beispiel Aktienpakete, Firmenbeteiligungen oder Immobilien.

HBJ gehört zu den reichsten Menschen der Welt. «Forbes» schätzt sein Vermögen auf rund 1,2 Milliarden Dollar. Zudem ist der Scheich Teil der milliardenschweren Herrscherfamilie im Emirat Katar. HBJ war selbst früher Aussen- und Premierminister sowie Vorsteher des katarischen Staatsfonds. Dank dessen Milliarden kam die CS ohne staatliche Hilfe durch die Finanzkrise. Der Staatfonds war lange Zeit der grösste Aktionär der untergegangenen CS.

Heikler Deal

Gut möglich, dass Iqbal Khan (47) den Deal eingefädelt hat. Khan ist der oberste Vermögensverwalter der UBS. Er hatte diese Position auch bei der CS inne, ehe er unter viel Getöse zur Konkurrentin wechselte. Bei der CS hatte Khan gute Kontakte zu den Katari gepflegt.

Der Deal ist politisch heikel. Der Emir von Katar – ein Cousin von HBJ – gilt als einer der wichtigsten Geldgeber der islamistischen Terrororganisation Hamas. Zugleich versucht er sich als Vermittler für die im Gaza-Streifen gefangenen Geiseln der Hamas ins Spiel zu bringen.

Im Interesse der UBS

Andererseits geht es auch um geschäftliche Interessen der UBS in der Region. Länder wie Saudi-Arabien oder die Emirate versuchen schon länger, ihre Abhängigkeit vom Öl- und Gasgeschäft zu reduzieren und in neue Geschäftsfelder wie den Tourismus zu investieren. In der Golfregion geben sich globale Gross- und Privatbanken die Klinke in die Hand. Alle wollen sich ein Stück vom milliardenschweren Kuchen der Scheichs abschneiden.

Es könnte also sogar im Interesse der UBS sein, dass die Kreditvergabe an HBJ bekannt geworden ist. Obwohl gerade das Geschäft mit den Superreichen sonst eine sehr verschwiegene Angelegenheit ist. Doch dahinter könnte eine klare Ansage der Grossbank stecken: «Wir können auch in dieser Liga spielen und grosse Deals abwickeln», vermutet Klien.

Auch Venditti sieht den Kredit in einem grösseren Zusammenhang: «In diesen Kreisen kann so ein Geschäft ein Argument sein, um einen Kunden zu halten oder zu gewinnen.» Das gelte nicht nur für den arabischen Raum, sondern für ganz Asien. Dort gebe es viele schwerreiche Unternehmer, die immer mal wieder auf Cash angewiesen sind, weil ihr Vermögen in den eigenen Firmen gebunden sei, so Venditti.

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