Die Fehde zwischen Khan und Thiam schadet dem Finanzplatz
Explosiver Streit unter Nachbarn

An einer privaten Party von CS-Boss Tidjane Thiam kam es zum Streit mit Iqbal Khan. Es ging offenbar um die Freundin vom Thiam. Dieser Streit der Egos gefährdet den Ruf des Finanzplatzes.
Publiziert: 25.09.2019 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2019 um 09:46 Uhr
Christian Kolbe und Julia Fritsche

Der Skandal um den Abgang des Starbankers Iqbal Khan (43) von der Credit Suisse zur UBS wird immer mehr zur Schmierenkomödie, mit zum Teil hochkarätigem Personal, das in teuren Villen in Herrliberg ZH lebt. 

Viele Fragen sind in diesem Stück noch offen. Und wenn etwas ans Licht kommt, tauchen schon weitere Fragen auf. 

Machtkampf hinter den Kulissen

Gesichert ist: Die CS liess den ehemaligen obersten Chef ihrer Vermögensverwaltung, Iqbal Khan (43), nach seinem Abgang von einer Mini-Detektei beschatten, die aber während der Aktion aufflog. Der Skandal offenbart eine Machtprobe hinter den Kulissen. Im Fokus: CS-CEO Tidjane Thiam (57).

Die beiden Villen in Herrliberg ZH liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Villa der Familie Khan links an der Strasse, die Villa Thiam rechts, ...
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Er und Khan sollen heftig aneinandergeraten sein. Drohungen waren wohl auch im Spiel. Belege gibt es hierfür nicht, wie BLICK am Montag berichtete. Aber CS-Präsident Urs Rohner (59) sei über den Vorfall unterrichtet worden, sagt ein Insider.

Alphamännchen, die sich ins Gehege kommen. Eigentlich zum Lachen, ginge es nicht um derart viel. Um den Ruf einiger Topbanker, die Reputation einer Grossbank und das Kerngeschäft des Finanzplatzes: die Vermögensverwaltung. Denn das wichtigste Kapital einer Bank ist Vertrauen. Dieses hat die CS bereits verspielt, der Aktienkurs fällt seit Tagen. Auch die Aktien der UBS werden fleissig verkauft. Dort tritt Khan seinen neuen Job Anfang Oktober an. 

Internationales Medienecho

Der Skandal hat die Schweiz längst verlassen, sorgt international für Schlagzeilen. Genüsslich verbreiten ausländische Medien Neuigkeiten über die Schweizer Bankerfehde. Der Streit am diskreten Finanzplatz Schweiz ist für viele eine Sensation. Das Finanzportal Bloomberg, die «FAZ» oder die «Financial Times» berichten laufend über jedes Detail. 

BLICK hat sich in Herrliberg am Zürichsee umgesehen, da, wo alles begann. Der Ort ist beliebt bei den Reichen und Mächtigen, hier wohnt auch der Blocher-Clan. 

Im Dezember 2018 bezieht die Familie Khan ihre gerade renovierte Villa in der Zürichsee-Gemeinde, in unmittelbarer Nachbarschaft zu CS-Boss Thiam. Dieser hat sein mondänes Heim mit Rundbibliothek 2015 für 10 Millionen Franken gekauft. In jenem Jahr kam er vom englischen Versicherer Prudential zur Schweizer Grossbank. Er lebt zunächst alleine an der Goldküste, von seiner Ehefrau hat er sich kurz zuvor getrennt. Gemeinsam haben die beiden zwei erwachsene Söhne.

Ein Nachtessen eskaliert 

Die aktuelle Lebenspartnerin von Thiam spielt nun offenbar im Fall Khan eine zentrale Rolle, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Bei einem Nachtessen in Thiams Villa kommt es im Januar zu einem Streit zwischen Thiam und Khan. Damals waren Khan, seine Frau und weitere Credit-Suisse-Mitarbeiter beim CS-Chef eingeladen. 

«Es floss ziemlich viel Alkohol, und zum Schluss kam es zu einem sehr heftigen Krach zwischen Thiam und Khan», berichtet der «Tages-Anzeiger». Angeblich soll es abseits der Gäste um die Beleidigung von Thiams Freundin durch Khan gegangen sein. Khans Ehefrau habe die beiden Streitenden nur knapp voneinander trennen können, bevor es handgreiflich wurde. 

Fehde unter Nachbarn

Ein Streit unter Nachbarn, der eskaliert ist. Der auch so gar nicht in die friedliche Villengegend von Herrliberg passt. Am Ende einer steilen Strasse, die in ein Hochplateau mit Fussballplatz und Sportanlage mündet, ist über die Mittagszeit nicht viel los. Nur ein paar Schulkinder sind auf der Strasse.

Die Villa Khan ist ein moderner Backsteinbau mit grossem Fenster. Hier lebt jemand, der nichts zu verbergen hat. Allerdings sind auch eine Alarmanlage und eine Überwachungskamera gut sichtbar. Von der Strasse aus ist durch die Fenster der Villa der Zürichsee gut zu erkennen. Ein Garagentor steht offen, Handwerker sind zu Gange, reparieren eine Mauer an der Strassenecke. 

Begegnung mit dem Wachmann 

Wollte Nachbar Thiam tatsächlich den Seeblick mit Bäumen verstellen, müsste er erst das Nachbarhaus vor der Villa Khan kaufen. Mit den beiden Bäumen, die der CS-Chef hat pflanzen lassen, kann er bestenfalls den Blick auf seine Villa verstellen. Denn sonst trennt die beiden Nachbarn nur eine Hecke. 

Die Villa Thiam liegt leicht unterhalb, am Ende einer kurzen Sackgasse. Warnung vor dem Hund steht auf einem Schild. Ein älterer Sicherheitsmann nähert sich, sucht das Gespräch. Er lese gerne den BLICK, versucht er vom Thema abzulenken. Vom Skandal um seinen Arbeitgeber will er nicht viel mitbekommen haben. Der Hausherr weilt derzeit in New York, nimmt an einem Wirtschaftstreffen teil. 

Der Streit im Januar ist der Grund, warum der Topbanker so rasch und zu unüblich vorteilhaften Bedingungen zum Konkurrenten UBS wechseln konnte. Das bestätigen gemäss dem Bericht mehrere Quellen. Irgendetwas hat Khan offenbar gegen Thiam in der Hand.

Unklar ist, was genau den Anstoss zum Streit gab. Mögliche Erklärungen gehen von einem unangemessenen Verhalten Khans über eine persönliche Sache bis zu einem entnervten Thiam, der sich in seiner Macht bedroht fühlte. Denn mit dem erfolgreichen Vermögensverwalter Khan war Thiam intern ein mächtiger Konkurrent erwachsen.

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