Mehrere Airlines bitten auf die Waage
Deshalb will die Swiss ihre Passagiere nicht wägen

Gleich mehrere Fluggesellschaften verlangen kurz vor Abflug, dass ihre Passagiere auf die Waage stehen. Was hat es damit auf sich? Blüht das bald auch Passagieren in der Schweiz?
Publiziert: 20.09.2023 um 10:25 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2023 um 15:05 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Meldung über Fluggesellschaften, die ihre Passagiere vor Abflug wägen, häufen sich in letzter Zeit. Korean Air machte damit Schlagzeilen, ebenso Air New Zealand, jetzt ist auch Bangkok Airways nachgezogen. Immer wieder tauchen neue Beispiele von Airlines auf, die ihre Fluggäste auf die Waage bitten.

Gut zu wissen: Es handelt sich in den allermeisten Fällen um temporäre Massnahmen. Mit diesen wollen die Fluggesellschaften Daten erheben, um das ideale Abfluggewicht zu erreichen. Anhand von Durchschnittsgewichten ermitteln die Airlines, auf welchen Strecken wie viel Treibstoff getankt und wie viel Fracht maximal zugeladen wird. Ein Testlauf mit Datenerhebungen zu Passagiergewichten ist beispielsweise in Korea von Gesetzes wegen alle fünf Jahre erforderlich. Es handelt sich folglich keineswegs um eine Art «Bodyshaming-Massnahme», wie in sozialen Medien kritisiert wird.

Swiss und Easyjet bauen auf Standardgewichte

Trotzdem befürchten viele, dass man auch in der Schweiz bald vor dem Abflug am Gate auf die Waage muss. Das wird nicht der Fall sein, bekräftigen hiesige Carrier auf Anfrage von Blick. «Das Wiegen von Fluggästen ist bei uns kein Thema», versichert beispielsweise Swiss-Sprecher Michael Pelzer.

Wiegen vor dem Fliegen – zahlreiche Fluggesellschaften verlangen dies, zumindest temporär.
Foto: Pexels / Andres Ayrton
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Die Swiss plane ihre Flüge mit Standardgewichten, die von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) vorgegeben werden. Diese richten sich nach Geschlecht und Alter und sind rechtlich bindend. «Wir überprüfen diese Daten laufend mit den selbst erfassten Flugdaten wie beispielsweise dem effektiven Treibstoffverbrauch und können die Vorgaben der EASA dadurch bestätigen», schliesst Pelzer.

Auch die in der Schweiz zweitgrösste Fluggesellschaft Easyjet wiegt ihre Passagiere nicht: «Wie andere Fluggesellschaften in Europa übernimmt Easyjet die von der EASA empfohlenen Standardgewichte vollständig», so Sprecher Manuel Guenin. Eine Änderung dieses Verfahrens sei nicht vorgesehen.

Darum braucht es Gewichtsdaten

Das Abfluggewicht eines Flugzeugs ist zentral für die Berechnung der benötigten Schubleistung, Treibstoffmenge und minimalen Länge der Start- und Landebahn. Dazu kommt die Verteilung des Gewichts, woraus sich der Schwerpunkt eines Flugzeugs ergibt. Dieser muss sich in einem vorgegebenen Rahmen bewegen, um eine uneingeschränkte Steuerbarkeit des Flugzeugs zu gewährleisten und die Belastungsgrenzen der Flugzeugstruktur wie etwa der Tragflächen einzuhalten.

Die zugrundeliegenden Berechnungen beinhalten eine Sicherheitsmarge, die eine gewisse Ungenauigkeit – wie beim exakten Gewicht der Passagiere – innerhalb des gesetzlichen Rahmens bereits berücksichtigt.

Vor jedem Flug werden anhand eines sogenannten «Loadsheets» das Gewicht und der Schwerpunkt eines Flugzeugs bestimmt. Dies ergibt sich aus dem Gewicht der Passagiere, deren Gepäck, der mitgeführten Fracht, dem Flugzeugleergewicht sowie dem getankten Treibstoff. Die dafür verwendete Planungssoftware ist verbunden mit dem Check-in-System.

Fluggesellschaften, die mit anderen Gewichtseinheiten operieren wollen, bauen nicht auf die EASA-Standards. Oftmals handelt es sich um asiatische Fluggesellschaften, die das Gewicht der Passagiere senken wollen, da diese leichter sind als die von ihren jeweiligen Behörden erlassenen Normen.

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