Legal – trotz Sanktionen
So verdient Schweizer Firma mit russischem Öl Milliarden

Wer mit russischem Öl Geschäfte macht, muss sich an die Sanktionen halten. Eine Genfer Firma umgeht diese geschickt – und verdient Milliarden. Gleichzeitig füllt sich die Kriegskasse Putins.
Publiziert: 04.06.2023 um 13:43 Uhr

Der Handel mit russischem Öl steht seit dem Kriegsausbruch unter Sanktionen. Diese sollen verhindern, dass Russland-Präsident Wladimir Putin (70) seinen Krieg mit Erdölgeschäften finanziert. Das Genfer Unternehmen Fractal Shipping hat seit dem Kriegsausbruch mit russischem Öl aber Milliarden gemacht – und das ganz legal.

Fractal Shipping gibt es seit Februar 2022. In Windeseile hat die Firma eine Flotte von 27 Schiffen aufgebaut. Zur Erinnerung: Am 24. Februar 2022 ist Russland in die Ukraine einmarschiert. Kurz darauf verhängte die EU bereits erste Sanktionen gegen Russland, die von der Schweiz übernommen wurden. Trotzdem hat die Genfer Firma seit April 2022 russisches Rohöl und russische Erdölprodukte im Wert von rund 3 Milliarden Franken transportiert, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Die Sanktionen besagen: Seit Ende 2022 darf kein russisches Öl per Schiff nach Europa oder in die USA importiert werden. Gleichzeitig sind die Finanzierung, die Versicherung und das Chartern von Schiffen mit russischem Öl verboten.

Anfang 2022 hat Fractal Shipping eine Flotte von 27 Schiffen aufgebaut. Und transportiert russisches Erdöl nun ganz legal.
Foto: keystone-sda.ch
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Liefern einfach an andere Regionen

Das Unternehmen aus Genf hat aber ein Hintertürchen gefunden. Firmen aus Europa und der Schweiz dürfen russisches Öl auf dem Schiffsweg noch an andere Regionen liefern. Sie dürfen einfach den Höchstpreis von 60 Dollar pro Barrel nicht überschreiten. Mit dieser Obergrenze sollen die Gewinne von Putin begrenzt werden. Das hat aber nur mässig funktioniert: Zahlen des finnischen «Centre for Research on Energy and Clean Air» zeigen, dass Russland seit Ende 2022 mit dem Öl-Export auf dem Seeweg rund 58 Milliarden Euro eingenommen hat. Unter anderem wegen Firmen wie Fractal Shipping.

Denn seit dem Kriegsausbruch haben sich eigentlich mehrere Reedereien aus dem Geschäft mit russischem Öl zurückgezogen. Sie wollen den Krieg nicht mitfinanzieren. Gleichzeitig schossen aber neue Unternehmen wie Fractal Shipping aus dem Boden. Finanziert werden konnte die Flotte mit einem Wert von 550 Millionen Franken dank einer «Investorengruppe mit Sitz in Dubai».

Schaut man genauer hin, gehören die Schiffe auf dem Papier Briefkastenfirmen auf den Marshallinseln, die von 25 verschiedenen indischen Direktoren vertreten werden. Damit soll aber nichts verheimlicht werden: «Wir haben Verträge mit den Unternehmen, die die Schiffe besitzen, und wir haben die üblichen Überprüfungen vorgenommen», versichert Karl Martin Nygaard, einer der Geschäftsführer gegenüber der norwegischen Wirtschaftszeitung «Dagens Næringsliv». Sie hat gemeinsam mit der «SonntagsZeitung» zum Fall recherchiert.

Fractal Shipping ist aber nicht die einzige, die profitiert. Analyst Viktor Kurilov von der Beratungsfirma Rystad Energy sagt: «In den letzten Monaten ist die Exportkapazität Russlands jeden Monat um 100’000 Barrel gestiegen, und zwar in Form neuer Akteure mit alten Tankern, die bereit sind, russisches Öl zu transportieren.» Ein anonymer Kenner der Szene verriet gegenüber der «SonntasZeitung», dass es zwar viele solcher Firmen gebe, aber Fractal einer der Marktführer sei. (kae)

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