Kiews Immobilienmarkt blüht trotz Krieg
Überraschender Anstieg der Hauskäufe in der Ukraine

Inmitten des Kriegschaos in der Ukraine steigen die Immobilientransaktionen überraschend an, wobei vor allem moderne Mehrfamilienhäuser und Parkplätze gefragt sind.
Publiziert: 26.02.2024 um 12:23 Uhr
Olivia Ruffiner

Der Immobilienmarkt in der Ukraine erlebt derzeit einen überraschenden Boom. Trotz der anhaltenden Verunsicherung durch den russischen Angriffskrieg steigen laut den Zeitungen von Tamedia vor allem die Käufe von modernen Mehrfamilienhäusern. So kletterte die Zahl der Immobilientransaktionen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 um 70 Prozent in die Höhe. Demnach wechselten 404'000 Wohnungen den Besitzer.

Die Haupttreiber dieses Booms seien verschiedene Käufergruppen: Die erste und grösste Gruppe sind Menschen, die innerhalb der Ukraine in eine weniger unsichere Stadt ziehen wollen oder darauf setzen, dass wichtige Regionen wie Kiew und die Westukraine besser verteidigt sind als ihre Heimatregion. Die zweite Gruppe sind Menschen, die in die Nähe grosser Unternehmen ziehen, die aufgrund des Krieges ihren Standort verlagert haben, oder die besetzten Gebiete verlassen. Dies ist dem Bericht zufolge besonders in der Stadt Dnipro der Fall, wo Zuzüger aus den umliegenden, von Russland besetzten Gebieten die Immobilienpreise in die Höhe treiben.

Nicht zuletzt sind es auch Soldaten oder Sanitäter, die im Krieg dienen oder gedient haben – der Sold ist im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten hoch. Viele wollen ihr Geld nun in sichere Anlagen investieren, und moderne Hochhäuser gelten als solche. Ein Immobilienberater aus Kiew sagt gegenüber Tamedia, selbst wenn Trümmer auf die Gebäude fielen, hielten sich die Schäden meist in Grenzen. Private Investoren haben sich hingegen fast vollständig vom Markt zurückgezogen.

Betonkauf in der Ukraine: Die Plattenbauten aus der Sowjetunion nehmen im Krieg mehr Schaden als moderne Hochhäuser.
Foto: imago/Le Pictorium
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Parkplätze und Lagerräume sind gefragt

Auch die Lage der Immobilien spielt eine wichtige Rolle: Bevorzugt werden Gebäude in sichereren Gegenden, weiter weg von strategisch wichtigen Infrastrukturen wie Flughäfen, Kraftwerken oder militärischen Einrichtungen. Laut Tamedia haben sich auch die Präferenzen innerhalb der Gebäude verändert: Wohnungen in den unteren Stockwerken sind beliebter als solche mit Panoramablick.

Schliesslich erlebt noch ein weiterer Immobiliensektor in der Ukraine eine kleine Renaissance: Parkplätze und Lagerräume werden zum Verkaufsschlager. Hier ist der Sicherheitsaspekt die treibende Kraft: Schutzräume und Tiefgaragen sind beliebt, weil sie Menschen und Fahrzeugen Zuflucht bieten. (rul)

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