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Sanierungsplan ist durch
Heimat-Zigi-Fabrikant Roger Koch wendet Pleite ab

Jahrelang rote Zahlen, ein IPO-Versuch, millionenschwere Schuldenlast: Der Hanfzigi-Produzent Heimat ist in Not. Jetzt ist klar, wie es weitergeht.
Publiziert: 18.09.2020 um 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2020 um 12:14 Uhr

Der «Heimat»-Fabrikant Roger Koch (45) kann weitermachen. Er hat die Pleite abgewendet. Das Kreisgericht Rorschach SG hat den Sanierungsplan durchgewunken. Jetzt sollen die Gläubiger Geld sehen.

Bis vor wenigen Tagen war noch alles offen. Bei Koch ging es um die Existenz. Er hat seine erste Firma, ein Übersetzungsbüro, vor knapp zwei Jahren verkauft. Der Erlös: mehrere Millionen Franken. Koch investierte alles in die Hanfzigi-Firma Koch & Gsell – mit zweifelhaftem Erfolg.

Die erste Zeit nach der Lancierung einer Tabak-Hanf-Zigarette war er wie berauscht. Die Nachfrage schnellte nach oben, nachdem die Verkaufszahlen der reinen Tabak-Produkte zunächst lausig waren. Koch baute aus. Er stockte das Personal auf, investierte in Verkauf und Marketing, kaufte neue Maschinen, tüftelte an einer reinen Hanf-Zigarette und investierte alleine in den Bau der Hanf-Zigi-Maschine knapp 2 Millionen Franken.

Roger Koch: Einst Sek-Lehrer, jetzt Zigi-Unternehmer.
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Millionen Schulden

Das Problem: Nach kurzer Zeit flachte der Hanf-Hype ab. Koch realisierte, dass das Schiff in Schräglage geraten ist. Er spricht von einem «Riesenfehler», der ihm schliesslich keine Wahl gelassen hat: Koch muss zum Konkursrichter und beginnt damit, einen Sanierungsplan auszuarbeiten (BLICK berichtete).

Zum damaligen Zeitpunkt zählt die Betreibungsauskunft bereits drei Seiten. Sie listet Forderungen von Lieferanten, Angestellten und vom Bund. Kochs Firma hatte Steuerschulden. Schlimmer aber: Das Unternehmen schuldete dem Zoll eine siebenstellige Summe.

Die weiteren Monate brachten neue Forderungen. Bis Juli 2020 summierten sich die Schulden alleine bei der Zollverwaltung auf über 6 Millionen Franken, wie ein vertrauliches Dokument aus dem Nachlassverfahren zeigt. Dazu kamen Forderungen von der Steuerverwaltung in Höhe von über einer halben Million Franken.

Hoffnung im Ausland

Diese beiden Schuldner sollen nun als erstes bedient werden. Zusammen mit einem ehemaligen Angestellten, der einen nicht bezahlten Bonus von 50’000 Franken geltend macht. Plus Zinsen und weitere Auslagen.

Bis die Altlasten abgetragen sind, will Koch keine Dividenden auszahlen. Er will keine Gewinne ausschütten. Er will den Schuldenberg in «fünf Jahren plus» abgetragen haben, sofern sich die Marktsituation nicht verändert. Koch hofft aber, dass es schneller geht. Er hofft insbesondere auf steigende Absätze im Ausland. Die Hoffnungsmärkte: Polen, Dänemark und Österreich. (ise)

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