Importzölle auf Industrieprodukte fallen weg
Das wird jetzt alles billiger!

Die Schweiz hob am 1. Januar die Zölle auf Industrieprodukte auf. Werden jetzt Konsumgüter billiger? Blick zeigt, wo das Portemonnaie geschont wird.
Publiziert: 05.01.2024 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2024 um 09:57 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Teuerung überall! Die Schweiz ächzt weiter unter den steigenden Kosten und hohen Preisen.

Doch es gibt zum Jahresbeginn auch positive News. Denn einige Produkte werden billiger, weil sich Industrieprodukte seit dem 1. Januar 2024 zollfrei in die Schweiz einführen lassen.

350 Millionen Ersparnis für Konsumenten

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erwartet einen «Gesamtwohlfahrtsgewinn» von über 860 Millionen Franken, wovon Zolleinsparungen allein rund 490 Millionen Franken ausmachen. Unternehmen profitieren zudem von günstigeren Vorleistungen und Rohstoffen für ihre eigene Produktion sowie von reduziertem administrativem Aufwand.

Händler von Kleidern und Textilprodukten sollten am meisten von der Aufhebung der Industriezölle profitieren.
Foto: imago/Manfred Segerer
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Davon sollen auch Konsumentinnen und Konsumenten profitieren. Mittels Modellrechnung hat das Seco einen Rückgang des Konsumentenpreisniveaus von –0,1 Prozent über alle Sektoren berechnet. «Das würde potenziellen Einsparungen bei den Konsumenten von 350 Millionen Franken pro Jahr entsprechen», sagt Seco-Sprecher Fabian Maienfisch zu Blick.

Tausende Artikel könnten günstiger werden

Welche Güter werden dank des Wegfalls der Importzölle auf Industrieprodukte potenziell günstiger? Antwort: Alles, was im Zolltarif Kapitel 25–97 zu finden ist. Das sind Tausende Artikel. Darunter fallen Produkte und Komponenten aus Branchen wie Automobilindustrie, Textilindustrie, Chemie, Papier, Schuhe, Schirme, Backsteine, Glaswaren, Edelmetalle, Motoren, Möbel, Haushaltsgeräte, Baumaschinen, Lampen, Öfen und vieles mehr.

Folglich müsste alles, was industriell gefertigt ist und auf importierte Komponenten wie oben beschrieben setzt, etwas günstiger werden. Ebenso direkt importierte Konsumgüter.

Inwiefern die eingesparten Einfuhrzölle an die Konsumenten weitergegeben werden, hängt nicht nur vom Umfang der Zolleinsparung, sondern auch von der Wettbewerbssituation in der jeweiligen Branche, von Personalkosten und der Preissensitivität der Konsumenten ab.

Nicht als Industrieprodukte gelten übrigens alle Agrarprodukte: Lebens- und Genussmittel, Tiere, Pflanzen und mehr. Darauf werden weiterhin Zölle erhoben.

Welche Güter werden dank des Wegfalls der Importzölle auf Industrieprodukte potenziell günstiger? Antwort: Alles, was im Zolltarif Kapitel 25–97 zu finden ist. Das sind Tausende Artikel. Darunter fallen Produkte und Komponenten aus Branchen wie Automobilindustrie, Textilindustrie, Chemie, Papier, Schuhe, Schirme, Backsteine, Glaswaren, Edelmetalle, Motoren, Möbel, Haushaltsgeräte, Baumaschinen, Lampen, Öfen und vieles mehr.

Folglich müsste alles, was industriell gefertigt ist und auf importierte Komponenten wie oben beschrieben setzt, etwas günstiger werden. Ebenso direkt importierte Konsumgüter.

Inwiefern die eingesparten Einfuhrzölle an die Konsumenten weitergegeben werden, hängt nicht nur vom Umfang der Zolleinsparung, sondern auch von der Wettbewerbssituation in der jeweiligen Branche, von Personalkosten und der Preissensitivität der Konsumenten ab.

Nicht als Industrieprodukte gelten übrigens alle Agrarprodukte: Lebens- und Genussmittel, Tiere, Pflanzen und mehr. Darauf werden weiterhin Zölle erhoben.

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Der Bund wird die Auswirkungen auf die Preise betroffener Produkte im Rahmen eines Monitorings überprüfen. Ergebnisse dazu liegen in zwei Jahren vor. Blick hat sich schon jetzt in einigen Branchen umgehört.

Kleider

«Die Importzoll-Aufhebung wirkt sich von allen Produkten am stärksten auf die Textilpreise aus», sagt Peter Flückiger (47), Geschäftsführer des Textilverbands Schweiz. Die Zölle auf Textilien und Bekleidung betrugen 2022 über 300 Millionen Franken, im Durchschnitt etwa 5 Prozent des Einkaufspreises. Flückiger erwartet Preissenkungen von leicht unter 5 Prozent: «Da die Bekleidungsbranche unter enormem Wettbewerbsdruck steht, wird ein grosser Teil der Zolleinsparungen an die Konsumenten weitergegeben.» Dank der Importzoll-Aufhebung könnten endlich auch die Kunden von Gross- und Detailhändler profitieren. Kleinsendungen aus dem Ausland und ausländische Käufe durch Konsumenten waren schon vorher zollfrei.

Velos/E-Bikes

Auch Drahtesel werden günstiger. Frank Aeschbacher (57), CEO des Schweizer E-Bike-Retailers M-way, bestätigt: «M-way gibt die Erleichterung durch den Wegfall des Importzolls an die Kundinnen und Kunden weiter.» Der Preis eines E-Bikes setze sich aus den verbauten Einzelteilen und Komponenten zusammen. «Damit können wir besser ausgestattete E-Bikes zum gleichen Preis verkaufen.» M-way kaufe den Grossteil seiner Produkte von in der Schweiz ansässigen Unternehmen und erwarte, dass diese die Kosteneinsparung ebenfalls weitergeben.

Schuhe

«Die Erhöhung der Mehrwertsteuer geht zulasten der Marge der Schuhhändler, somit werden Schuhe schon mal nicht teurer», so Sandra Schneider vom Verband Schuhschweiz. Viel zu sparen gibt es sonst bei den Schuhen nicht: Der Grossteil der eingekauften Schuhe der Verbandsmitglieder sei aus europäischer Produktion, da wurden auch bislang keine Industriezölle verlangt. Auch Schuhimporte aus China seien dank eines Handelsabkommens zollfrei. «Gemäss einem Händler macht der Wegfall des Industriezolls rund 17 Rappen aus», so Schneider.

Haushaltsgeräte

Diego de Pedrini (51) vom Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe begrüsst den Abbau der Industriezölle: Diese komme den Konsumenten in Form von Preisreduktionen zugute. Konkrete Auswirkungen auf den Endpreis seien aber schwer abschätzbar: «Zu beachten gilt, dass die Zölle nach Gewicht bemessen werden und bei komplexen technischen Produkten wie Haushaltsgeräten einen relativ geringen Anteil am Endpreis ausmachen», so Pedrini. Bei einem Geschirrspüler lag der Zollpreis bisher bei 19 Franken pro 100 Kilo, somit wäre eine Einheit neu um rund 9 Franken günstiger.

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