«Es kommt auf die Risikobereitschaft des Besitzers an»
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Hypothek verlängern, was tun?«Es kommt auf die Risikobereitschaft des Besitzers an»

Immobilien-Experte Donato Scognamiglio (52) beantwortet Fragen zum Zinshammer
Saron oder die Hypothek für zehn Jahre anbinden?

Nach der Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) steigen auch die Hypothekarzinsen. Immobilien-Experte Donato Scognamiglio beantwortet auf Blick TV die Fragen der Blick-Leserinnen und -Leser.
Publiziert: 25.06.2022 um 11:39 Uhr
|
Aktualisiert: 29.06.2022 um 15:45 Uhr
Ramona Schelbert und Armando Flüeler

So überraschend der Entscheid, so stark die Auswirkungen: Vergangene Woche hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins von –0,75 auf –0,25 Prozent angehoben. Auf dem Hypothekarmarkt kosten Zehnjährige so viel wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Die SNB schlägt in ihrem aktuellsten Bericht zur Finanzstabilität Alarm und sagt, dass bereits bei einem Hypothekarzins von über drei Prozent jeder fünfte Haushalt mit Eigenheim die Tragbarkeitsregeln nicht mehr erfüllen könnte.

Bei vielen Schweizerinnen und Schweizern löst der Zinshammer grosse Unsicherheit aus. Immobilienexperte Donato Scognamiglio (52) hat sich den Fragen der Blick-Leserinnen und -Lesern am Freitag auf Blick TV gestellt:

Kurt Brunner: Was sollen Hausbesitzer tun, die eine Hypothek demnächst verlängern müssen?
Donato Scognamiglio: Wenn der Vertrag ausläuft, dann kosten zehn Jahre jetzt nicht mehr 1 Prozent, sondern 2,5 Prozent. Das ist ein merklicher Anstieg von 1,5 Prozent. Auf eine Million Franken kostet das jährlich 15'000 Franken mehr, über zehn Jahre sind wir bei einer Mehrbelastung von 150'000 Franken. Wer jetzt noch eine Festhypothek hat, der kann sich zwar noch etwas ausruhen. Aber es ist wie bei der Steuererklärung: Früher oder später zahlt man die Steuern immer.

Immoblien-Experte Donato Scognamiglio beantwortete auf Blick TV Leserfragen zum Zinsentscheid der SNB.
Foto: Volker Bussmann
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Mollica Schlimann: Saron oder die Hypothek für zehn Jahre anbinden – was ist besser?
Wenn der Zeitpunkt zur Erneuerung gekommen ist, sollte man sich immer umschauen und vergleichen. Bis jetzt war es so, dass man mit einer kurzfristigen Frist besser gefahren ist. Eine Saron-Hypothek war zuletzt in der Tat sehr attraktiv. Aber man trägt dann auch immer das Risiko von einer Zinsänderung. Wenn die Zinsen ansteigen, dann zahlt man von heute auf morgen plötzlich mehr. Das kann eine Stresssituation sein. Tendenziell würde ich also zu einer Fixhypothek raten, solange diese noch unter drei Prozent liegt. Denn bei Saron kann es sein, dass man schon bald 3,5 Prozent bezahlen muss.

Das ist der Unterschied zwischen Saron- und Festhypothek
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Keine Panik bei Immobilien

Panik ist fehl am Platz, doch es herrscht Unruhe auf dem Schweizer Häusermarkt. Hypotheken verteuerten sich innert Wochen massiv. Der Preisanstieg bei den Eigenheimen ist ungebremst. Die Grossbank UBS ortet nun vermehrt Blasen-Risiken. Auch Moneypark, eine Vergleichsplattform für Hypotheken, spricht von zunehmenden Risiken bei Wohneigentum in den nächsten Quartalen.

Droht nun die grosse Korrektur? Es hat zwar Gewitterwolken am Konjunkturhimmel, aber eine längere Wirtschaftskrise ist nicht in Sicht. Die UBS hält eine Preiskorrektur in den nächsten zwölf Monaten für unwahrscheinlich.

Auch ist die Nachfrage nach Grundbesitz hoch, das Angebot an Wohnraum beschränkt. «Auch die global steigende Inflation und der Ukraine-Konflikt treiben die Preise auf dem Immobilienmarkt in die Höhe, da die Schweiz auch in diesem Bereich als sicherer Hafen wahrgenommen wird», schreibt Rolf Zaugg (62), Chef der Regionalbank Avera, in einem Kommentar.

Zaugg sagt aber auch: Sollten die Zinsen auf breiter Front und deutlich steigen, würde dies ein Ende der Aufwertungsspirale bedeuten. Während die amerikanische Fed bereits an der Zinsschraube drehte, haben die Schweizer Währungshüter ihre Pläne noch nicht durchblicken lassen. Hierzulande ist in diesem Jahr noch nicht mit einem Zinsschritt zu rechnen.

Die Zinsen für zehnjährige Festhypotheken könnten nun sogar wieder sinken, weil sie die Erhöhungen der US-Fed schon eingepreist haben und der Wettbewerb der Hypo-Anbieter spielt. Wer gut vergleicht und verhandelt, kann mit einem attraktiven Angebot rechnen. Ulrich Rotzinger

Panik ist fehl am Platz, doch es herrscht Unruhe auf dem Schweizer Häusermarkt. Hypotheken verteuerten sich innert Wochen massiv. Der Preisanstieg bei den Eigenheimen ist ungebremst. Die Grossbank UBS ortet nun vermehrt Blasen-Risiken. Auch Moneypark, eine Vergleichsplattform für Hypotheken, spricht von zunehmenden Risiken bei Wohneigentum in den nächsten Quartalen.

Droht nun die grosse Korrektur? Es hat zwar Gewitterwolken am Konjunkturhimmel, aber eine längere Wirtschaftskrise ist nicht in Sicht. Die UBS hält eine Preiskorrektur in den nächsten zwölf Monaten für unwahrscheinlich.

Auch ist die Nachfrage nach Grundbesitz hoch, das Angebot an Wohnraum beschränkt. «Auch die global steigende Inflation und der Ukraine-Konflikt treiben die Preise auf dem Immobilienmarkt in die Höhe, da die Schweiz auch in diesem Bereich als sicherer Hafen wahrgenommen wird», schreibt Rolf Zaugg (62), Chef der Regionalbank Avera, in einem Kommentar.

Zaugg sagt aber auch: Sollten die Zinsen auf breiter Front und deutlich steigen, würde dies ein Ende der Aufwertungsspirale bedeuten. Während die amerikanische Fed bereits an der Zinsschraube drehte, haben die Schweizer Währungshüter ihre Pläne noch nicht durchblicken lassen. Hierzulande ist in diesem Jahr noch nicht mit einem Zinsschritt zu rechnen.

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Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zinsen noch weiter ansteigen werden. Die Massnahmen der Zentralbanken in Europa sind quasi eine Pediküre – bei 8 Prozent Teuerung in Deutschland ist eine Zinserhöhung um 0,25 Prozent nichts. Bedeutet: Die Inflation wird hoch bleiben, vielleicht steigt sie sogar noch weiter an. Das dürfte politische Spannungen nach sich ziehen. Denn die Menschen krampfen von morgens bis abends und verdienen immer weniger. Der Druck wird zunehmen, und die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte die Zinsen weiter erhöhen. Und die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird mitziehen.

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