Schweizer Tabakmulti als Goldpartner bei Gesundheits-Kongress
«Geht gar nicht!» – dieses Sponsoring sorgt für Kopfschütteln

An der Konferenz «Future Health Basel» tritt Philip Morris als Sponsor auf. Doch nun wird den Teilnehmenden aus dem Gesundheitswesen die Nähe zum Tabakkonzern unheimlich.
Publiziert: 17.03.2024 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2024 um 17:13 Uhr
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Thomas Angeli
Beobachter

Am 21. März trifft sich eine illustre Schar von Ökonominnen, Ärzten und weiteren Fachleuten an der «Future Health Basel», einem von der «NZZ» organisierten Kongress in der Messe Basel. Es ist laut Eigenwerbung «die Konferenz für ausgewählte nationale und internationale Entscheidungsträger und Changemaker in der Gesundheitswirtschaft». Die Eröffnungsrede hält der Basler Regierungsrat Lukas Engelberger, der auch Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz ist.

Gesponsert wird der Anlass von bekannten Firmen und Akteuren aus dem Gesundheitswesen und der Informatik: Die Krankenversicherung Helsana ist dabei, das Universitätsspital Basel und das Claraspital, ebenso Roche und Novartis. Und – als sogenannter Goldpartner – PMI Science. Hinter der Abkürzung PMI verbirgt sich Philip Morris International, der Tabakmulti mit Forschungszentrum in Neuenburg. PMI Science tritt im nächsten Oktober auch als «Silver Partner» von «Future Health Lausanne» auf.

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«Ein Tabakkonzern als Sponsor eines Anlasses der Gesundheitsbranche? Geht gar nicht!», regt sich Wolfgang Kweitel auf. Der Mediensprecher der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz verweist auf das Rahmenabkommen der Weltgesundheitsorganisation. Dort steht in Artikel 13 klipp und klar, dass die Vertragsparteien Sponsoring von internationalen Events durch Tabakfirmen verbieten oder zumindest einschränken müssen. Allerdings hat die Schweiz das Rahmenabkommen als eines von ganz wenigen Ländern weltweit noch nicht ratifiziert.

Kaum vorstellbar: Ein Tabakmulti ist ein wichtiger Sponsor an der «Future Health Basel».
Foto: imago images/INSADCO
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Spitäler distanzieren sich

Beim basel-städtischen Gesundheitsdepartement sieht man kein Problem mit dem Sponsoring durch Philip Morris. Der Kanton sei traditionell mit dem Anlass verbunden, lässt Gesundheitsdirektor Engelberger ausrichten: Für Fragen zu den Sponsoringpartnerschaften möge man sich doch bitte an die Organisatoren des Anlasses wenden.

Bei NZZ Connect, einer Tochterfirma der NZZ, die die Konferenz organisiert, reagiert man ausweichend auf die Frage, ob eine Tabakfirma als Sponsor eines Gesundheitskongresses opportun sei: Die «Future Health Basel» sei «eine Dialogplattform für Akteure der Gesundheitsbranche, welche verschiedene Blickwinkel und innovative Lösungsansätze aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik thematisiert», erklärt ein Vertreter von NZZ Connect lediglich. Den Entscheid für das Sponsoring habe PMI «in Abstimmung mit NZZ Connect» getroffen.

Philip Morris schweigt

Ein Umdenken löst die Beobachter-Anfrage hingegen beim Universitätsspital Basel und beim Claraspital aus: Man werde «darauf hinwirken, dass die NZZ sich ein Sponsoring-Konzept gibt, in dem Tabakwerbung und deren Vertreter ausgeschlossen werden», erklären beide Spitäler übereinstimmend.

Und was sagt Philip Morris zum Sponsoring eines Gesundheitskongresses? Leider nichts. Die Medienstelle des Konzerns reagierte nicht auf Anfragen des Beobachters.

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