Die grösste Techno-Party der Welt
Wie lukrativ ist die Zürcher Street Parade wirklich?

Die Reserven sind nach zwei Corona-Jahren beinahe aufgebraucht: Die Zürcher Street Parade ist an diesem Samstag endlich zurück – und braucht dringend Einnahmen. Wie lukrativ die grösste Techno-Party der Welt ist und wie sich der Personalmangel in der Branche auswirkt.
Publiziert: 09.08.2022 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2022 um 09:48 Uhr
Nicola Imfeld

Drei Jahre mussten sie warten, die Hunderttausenden Raver, die in ausgefallenen Kostümen jeweils an einem Tag im August die Stadt Zürich in eine riesige Party verwandeln. Nach den coronabedingten Absagen findet die Street Parade, die grösste Techno-Party der Welt, endlich wieder statt. «Nach zwei Jahren Pandemie und Eingesperrtsein wird die Freiheit auf der Strasse grenzenlos sein», sagt Street-Parade-Chef Joel Meier (49).

Dass der Zürcher Mega-Event zurückkehrt, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Corona-Pandemie hat an den finanziellen Kräften gezehrt. Der Verein Street Parade hat für die diesjährige Ausgabe einen Grossteil der Reserven aufgebraucht. «Das ist das eine, die höheren Tarife aller Lieferanten das andere», sagt Meier. Die Inflation schlägt voll auf die Street-Parade-Organisatoren durch.

Nur eines von zehn verkauften Getränken geht an die Street Parade

Von den Organisatoren ist nicht erst seit der Corona-Pandemie zu vernehmen, dass sie die Strassenparade ein finanzieller Kraftakt ist. Doch wie lukrativ ist die Mega-Party – Besucherrekord 1,1 Millionen im Jahr 2018 – wirklich? Tatsächlich profitieren in erster Linie die Trittbrettfahrer, namentlich Detailhändler wie Coop, Denner und Co. Der Verein Street Parade verkauft laut eigenen Angaben nur eines von zehn Getränken, die restlichen neun würden Gastronomie und der Einzelhandel der Stadt vertreiben. «Wir brauchen definitiv schönes Wetter und hoffen auf die Besucher, dass sie die Getränke bei unseren Ständen beziehen.»

Nach zwei coronabedingten Absagen ist die Street Parade an diesem Samstag, 13.8. zurück.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Kosten belaufen sich in diesem Jahr auf rund 2,8 Millionen Franken. Einen Grossteil davon machen die Sicherheitskosten, Reinigung und weitere Abgaben an die Stadt Zürich aus. Joel Meier unterstreicht, dass es nicht darum geht, die Street Parade lukrativer zu machen. «Der Verein ist nicht gewinnorientiert. Ein allfälliger Gewinn wird an gemeinnützige Institutionen gespendet und für die kommenden Jahre zurückgestellt», sagt er.

Einige Teilbereiche der Organisation würden moderat entlöhnt werden, sofern dies Vollzeitstellen betrifft. Meier: «Alle Mitarbeitenden, auch die Lohnempfänger, arbeiten in der Freizeit kostenlos mit. Nur so kann die Veranstaltung mit dem genannten Budget durchgeführt werden.»

Street Parade könnte kleiner werden – bleibt aber gratis

Das Primärziel der Street Parade in diesem Jahr ist es, die Kosten zu decken und im besten Fall wieder etwas Reserven aufzubauen. Gelingt das nicht, droht die Strassenparade künftig kleiner zu werden. «Sollte weniger Geld zur Verfügung stehen, dann besteht die Möglichkeit, einzelne Faktoren der Veranstaltung zu redimensionieren», bestätigt Meier.

Dass die Organisatoren künftig für einen bestimmten Bereich einen Eintritt verlangen könnten, um die finanzielle Situation wieder zu verbessern, schliesst der Chef indes aus. «Wenn man die Route einzäunen und Eintritt verlangen würde, dann wär es nicht mehr die Street Parade. Es muss unbedingt möglich bleiben, dass diese Veranstaltung im malerischen Zürich weiterhin ohne Eintritt durchgeführt werden kann.»

Personalmangel dank Helferinnen überbrückt

Die gute Nachricht: Der akute Personalmangel in der Eventbranche hat auf die Party keine Auswirkungen. Die Organisatoren haben schon frühzeitig Vereine im Kanton Zürich angeschrieben, die Helferinnen und Arbeitskräfte stellen. «Es war eine Herausforderung nach zwei Jahren, Hunderte neue Mitarbeitenden zu rekrutieren», sagt Meier. Für viele sei es die erste Street Parade, deshalb seien die Briefings in diesem Jahr auch aufwendiger.

Kein Problem stellt der Aufbau der Bühnen dar, der am Dienstag gestartet ist. Weil die Street Parade hier mit verlässlichen Partnern zusammenarbeite, sei man vom Personalmangel der Branche nicht betroffen.

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