Wo sticht der Impfstoff von Moderna die Konkurrenz aus?
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Zweite Zulassung für Schweiz:Swissmedic gibt grünes Licht für Moderna-Impfstoff!

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Wo sticht der Impfstoff von Moderna die Konkurrenz aus?

Nach Pfizer/Biontech darf nun auch der Impfstoff von Moderna in der Schweiz gespritzt werden. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum grossen Hoffnungsträger, von dem die Schweiz am meisten Impfdosen bestellt hat.
Publiziert: 12.01.2021 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2021 um 07:07 Uhr
Aline Leutwiler und Ulrich Rotzinger

Die Schweiz braucht einen zweiten Impfstoff. Dringend. Das lange Warten hat jedoch nun ein Ende. Nach dem Corona-Mittel von Pfizer/Biontech hat endlich auch Moderna grünes Licht von der Arzneimittelbehörde Swissmedic bekommen.

Der Impfstoff dürfte der Impfkampagne des Bundes deutlich Schub verleihen. Auch, weil er gegenüber anderen Hoffnungsträgern einige Vorteile hat. Zum Beispiel kann dieser Impfstoff in einer normalen Hausarztpraxis verimpft werden, weil er im Kühlschrank gelagert werden kann.

Wo sticht der Impfstoff von Moderna die Konkurrenz aus?
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Zweite Zulassung für Schweiz:Swissmedic gibt grünes Licht für Moderna-Impfstoff!

BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum grossen Hoffnungsträger, von dem die Schweiz am meisten Impfdosen bestellt hat.

Jetzt hat auch der Impfstoff von Moderna grünes Licht in der Schweiz.
Foto: keystone-sda.ch
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Wie wirksam ist der Impfstoff?
Moderna spricht von einer Wirksamkeit von 94,5 Prozent. Zum Vergleich: Der bereits zugelassene Impfstoff von Biontech schützt zu 95 Prozent. Dies ergab eine Studie an über 30'000 Probanden. Ausserdem schützt das Moderna-Vakzin zu 100 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf.

Wie sticht das Moderna-Mittel das Virus aus?
Der Impfstoff von Moderna basiert wie auch jener von Biontech auf der mRNA-Technologie. Das heisst, nach der Impfung haben Körperzellen eine Art Bauplan, um Abwehrstoffe, also Antikörper und T-Zellen, gegen das Corona-Protein zu bilden. Wenn die geimpfte Person später in Kontakt mit dem Coronavirus kommt, wird dieses schnell durch das Immunsystem erkannt und gezielt bekämpft.

Was sind die Nebenwirkungen?
Am häufigsten kommen Schmerzen an der Einstichstelle vor. Manche sprechen von Fieber, Muskel- oder Gelenkschmerzen. Wenige werden müde oder müssen erbrechen. Laut Moderna gehen die Nebenwirkungen schnell wieder vorüber. Ähnliches wird auch beim Biontech-Impfstoff beobachtet.

Was ist der grosse Vorteil des Moderna-Impfstoffs?
Die Lagerung. Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert, nach Auftauen innerhalb von fünf Tagen verbraucht werden und ist nur in 1000er-Packungen erhältlich. Der Moderna-Impfstoff kann einen Monat lang in einem Kühlschrank aufbewahrt werden, bei minus 20 Grad sogar sechs Monate. Ausserdem gibts den Impfstoff in 100er-Packungen. Damit eignet sich die Impfung für (Haus-)Arztpraxen. Momentan ist der Impfstoff noch nicht in den Praxen verteilt.

Wie viel Zeit liegt zwischen erster und zweiter Impfung?
Nach der ersten Dosis muss vier Wochen mit der zweiten Spritze abgewartet werden. «Gemäss den klinischen Studien sind geimpfte Personen 14 Tage nach der zweiten Dosis zuverlässig geschützt», so Swissmedic. Bei Biontech kann man bereits nach drei Wochen die zweite Dosis impfen.

Nützt der Impfstoff auch gegen die Virus-Mutationen?
Amerikanische Forscher haben die Wirksamkeit der Mutationen aus Südafrika und Grossbritannien untersucht und sind zum Schluss gekommen, dass die Impfung gegen die Grossbritannien-Mutation wirksam ist. Die Wirksamkeit der Impfung gegen die Südafrika-Mutation ist allerdings tiefer. «Die Impfung behält zumindest einen Teil der Wirksamkeit bei», zitiert die «NZZ am Sonntag» US-Biologe Jesse Bloom. Und selbst wenn die Impfung die Wirksamkeit verliert, habe man die Impfung schnell angepasst. Swissmedic ist momentan noch vorsichtig und will nicht Stellung nehmen. «Dazu haben wir noch nicht ausreichend Daten», heisst es.

Kann man beide Impfstoffe mischen?
Davon raten Experten ab, «da keinerlei Daten über die Austauschbarkeit von Covid-19-Impfstoffen vorliegen», heisst es etwa bei Swissmedic. Man muss folglich denselben Impfstoff in der ersten und zweiten Dose spritzen. Es spielt jedoch keine Rolle, ob eine Person die zwei Spritzen vom Biontech- oder Moderna-Impfstoff bekommt, sagt Christoph Berger (58), Arzt und Präsident der Kommission für Impffragen. Die beiden mRNA-Impfstoffe seien gut vergleichbar, punkto Wirksamkeit und Verträglichkeit ähnlich.

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Warum ist der Moderna-Stoff ein Katalysator für die Impfkampagne?
Die Schweiz bestellte insgesamt 7,5 Millionen Impfdosen bei Moderna – das ist der Löwenanteil all ihrer Vorbestellungen bei Impfstoff-Lieferanten. Damit können 3,75 Millionen Menschen geimpft werden. Das sind deutlich mehr als die drei Millionen Dosen von Biontech/Pfizer, die für den Impfschutz von 1,5 Millionen Menschen ausreichen. Die zusätzlichen Impfstoffe könnten also der Impfkampagne endlich so richtig Schub verleihen. Moderna hat zugesichert, rasch 200'000 weitere Impfdosen zu liefern. «Eine erste Lieferung erfolgt in den nächsten Tagen an die Armeeapotheke. Diese verteilt den Impfstoff an die Kantone», teilt das BAG mit. Der Bundesrat rechnet damit, dass bis Ende Juli alle Impfwilligen die Impfung erhalten haben.

Sollen Kinder nicht mit dem Impfstoff gespritzt werden?
Momentan gibt es noch keine Impfstoff-Studien mit Kindern und Jugendlichen. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer darf ab 16 Jahren verabreicht werden. Der von Moderna ist erst für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Ob und wann Kinder ebenfalls geimpft werden können, ist heute noch unklar.

Kann man zwischen beiden Impfstoffen wählen?
Nein, im Normalfall kann man nicht aussuchen. «Die zu impfenden Personen haben in diesem Punkt keine Wahlfreiheit», sagt das BAG. Beide Impfstoffe seien sicher. Wenn ein Impfstoff für eine Bevölkerungsgruppe eher empfohlen ist, erhält sie diesen. Entscheidend ist auch, von welchem Impfstoff mehr vorhanden ist.

Wie teuer ist der Impfstoff?
Der Impfstoff soll knapp 16 Franken kosten, Biontech etwa 13 Franken. Offizielle Zahlen gibt der Bund keine heraus. Wichtig: In der Schweiz ist der Impfstoff für die Bevölkerung gratis.

Welchen Vorteil hat es, dass der Moderna-Impfstoff in der Schweiz produziert wird?
Partner von Moderna ist Lonza. Der Pharmazulieferer mit Sitz in Visp VS produziert den Impfstoff für Moderna, abgefüllt zu gebrauchsfertigen Dosen wird er aber in Spanien, von der Madrider Firma Rovi. Da Lonza bereits Moderna-Impfstoff in kleineren Mengen durchproduziert hat, dürfte der Impfstoff kurz nach Bewilligung bereits unter Schweizer Kantonen verteilt werden können. Gegen 400 Millionen Impfdosen kann Moderna jährlich im Wallis herstellen.

Gibt es weitere Vorteile für die Schweiz?
Vorteile sollen auch bei möglichen Nachbestellungen liegen, denn die Schweiz hat als eines der ersten Länder überhaupt bei Moderna verbindlich bestellt. Das bestätigte Bundesrat Alain Berset (48) diese Woche beim Besuch der Lonza-Werke. Die Kontakte und die Verteilung seien dank der Herstellung im Wallis einfacher. Hinzu kommt, dass die weltweite Auslieferung des Impfstoffes von Kühne + Nagel, einem grossen Logistikunternehmen mit Sitz in der Schweiz, durchgeführt wird. Es steckt folglich viel Swissness im Impfstoff der amerikanischen Moderna.

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