Dämpfer um über 10 Prozent möglich
Wegen Zinserhöhungen wird weniger in Wohnungen investiert

Werden die Zinsen erhöht, wird weniger gebaut. Die Zinsschritte entfalten ihre volle Wirkung aber erst mit Verzögerung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der EZB. Das könnte Folgen haben.
Publiziert: 19.05.2023 um 10:21 Uhr
|
Aktualisiert: 22.05.2023 um 08:58 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_199.JPG
Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Seit Jahren wird immer weniger gebaut. Und das, obwohl der Wohnraum dringend gebraucht wird. Nun kommt eine Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Schluss, dass die Zinserhöhungen der Zentralbanken den Wohnungsbau weiter verlangsamen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Und zwar im ganzen Euroraum – also auch in der Schweiz.

Die dämpfenden Effekte würden sich wahrscheinlich mit der Zeit noch verstärken, da die Geldpolitik mit Verzögerung wirke, teilte die EZB am Mittwoch mit. Bei höheren Zinsen wird weniger in neue Wohnungen investiert, da die Langzeitkosten steigen und die Aussichten auf Gewinn sinken.

Gemäss der Studie der EZB führe ein Anstieg der kurzfristigen Zinsen um einen Prozentpunkt dazu, dass die Bauinvestitionen nach drei Jahren um rund 5 Prozent zurückgehen. In den USA liegen die Auswirkungen auf die Bauinvestitionen gar bei 8 Prozent.

Investitionen sind auch im Immoblien-Sektor wegen der Zinserhöhungen weniger attraktiv. Die Langzeitkosten steigen.
Foto: IMAGO/teamwork
1/6

Auswirkungen könnten enorm sein

Seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins von -0,75 Prozent auf 1,5 Prozent angehoben. Das ist eine Erhöhung um 2,25 Prozentpunkte! Stimmt die Modellrechnung der EZB, könnten die Bautätigkeiten dadurch in rund drei Jahren um über 10 Prozent zurückgehen.

Die SNB hat die Zinsschraube bereits viermal nach oben gedreht, um die Inflation zu bekämpfen. Diese sank im April in der Schweiz auf 2,6 Prozent. Damit liegt die Inflation aber immer noch über dem SNB-Zielband von 0 bis 2 Prozent.

Weitere Zinsschritte erwartet

Am 22. Juni ist es dann wieder so weit: Die SNB entscheidet, ob sie die Zinsen nochmals anhebt. Aktuell beträgt der Leitzins 1,5 Prozent. Die Schwyzer Kantonalbank rechnet damit, dass die SNB die Zinsen nochmals um 25 Basispunkte erhöhen wird. Auch das Finanzportal vermögenszentrum.ch rechnet mit einer weiteren Erhöhung. Marktteilnehmende gehen davon aus, dass der Zinshöhepunkt im Dezember 2023 bei rund 2 Prozent erreicht sein wird.

Auch EZB-Chefin Christine Lagarde (67) signalisierte nach dem jüngsten Zinsentscheid, dass ein Ende der Erhöhungen voraussichtlich noch nicht in Sicht ist.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.