Blick zeigt, wo sie gebaut werden
Das grosse Comeback der Einfamilienhäuser

Zum ersten Mal seit Jahren nimmt die Bautätigkeit bei den Einfamilienhäusern wieder zu. Wir zeigen, in welchen Regionen demnächst neue Eigenheime entstehen.
Publiziert: 24.04.2021 um 01:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2021 um 15:26 Uhr
Dorothea Vollenweider

Heute kann sich kaum einer mehr ein Haus leisten. Dabei ist die Nachfrage nach Einfamilienhäusern auch in der Corona-Krise ungebrochen, ja regelrecht explodiert. Sie trifft auf ein spärliches Angebot. Denn seit Jahren werden immer weniger Einfamilienhäuser gebaut, dafür mehr Grossüberbauungen mit Mietwohnungen. Letztere sind für Investoren deutlich attraktiver. Der Markt für Eigenheime ist folglich ausgetrocknet.

Doch nun gibt es gute Nachrichten. Es kommt zur Wende auf dem Bau. Das zeigt die Marktanalyse der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner.

Hier wird mehr gebaut

Resultat: In 41 der 106 Schweizer Pendler-Regionen – also jenen Regionen, innerhalb denen gelebt und gleichzeitig gearbeitet wird – liegen die bewilligten Bauinvestitionen für neue Einfamilienhäuser über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Noch vor einem Jahr waren es nur 30 Regionen.

Im letzten Jahr wurden drei Prozent mehr Bewilligungen für Einfamilienhäuser erteilt als 2019.
Foto: BAA_2014_07_02
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«Der Bereich Einfamilienhäuser entwickelt sich bei den Bauinvestitionen überraschend stark», sagt Immobilienexperte Robert Weinert (42) von Wüest Partner. Im Neubau zeichne sich für das Jahr 2021 eine Zunahme der Bauinvestitionen von 2,1 Prozent ab. Darauf deutet die gestiegene Zahl der erteilten Neubaubewilligungen hin. Im letzten Jahr wurden drei Prozent mehr Bewilligungen erteilt als 2019.

Diese Gemeinden wachsen

Das überrascht, weil die Baulandreserven schwinden. Tatsächlich handelt es sich bei den Bauprojekten vielfach um den Ersatz älterer, frei stehender Häusern durch Doppel- oder Reiheneinfamilienhäuser. Auch die Zahl der Erweiterungs- und Aufstockungsprojekte steigt.

Ab geht die Post im Aargau: Dessen Regionen verzeichnen einen starken Anstieg bei den Bauinvestitionen. «Hier steht zum Teil noch verhältnismässig günstiges Bauland zur Verfügung», erklärt Weinert. So wurden in Baden und im Fricktal über 50 Prozent mehr Bauten von Einfamilienhäusern bewilligt als im Schnitt der letzten fünf Jahre. Dasselbe gilt für die Region Tre Valli TI sowie fürs Oberengadin. In der Innerschweiz sind die Baubewilligungen im Bezirk March SZ deutlich gestiegen. In Erlach im Berner Seeland stiegen die Baubewilligungen ebenfalls um 50 Prozent und mehr.

Überraschend ist der Anstieg bei den bewilligten Einfamilienhausprojekten im Raum Zürich. «Allerdings handelt es sich hier zunehmend um Ersatzneubauten, bei denen zuerst alte Objekte abgebrochen werden», so der Immobilien-Experte.

Hier entstehen ganze Siedlungen

Unter den vielen Bauprojekten für Einfamilienhäuser, die in den letzten Monaten schweizweit bewilligt wurden, befinden sich auch ein paar Grossprojekte. Einige Beispiele: So entsteht in Lyss BE auf dem Kolibri-Areal eine Siedlung mit 42 Reiheneinfamilienhäusern. In Rain LU ist die Sandblatte-Siedlung im Bau mit insgesamt 22 Einfamilienhäusern. Auch in Embrach ZH an der Hungerbühlstrasse 3 sind 23 Einfamilienhäuser bewilligt worden.

Bauherren der neuen Einfamilienhausprojekte sind neben Privatpersonen nun zunehmend auch Immobiliengesellschaften. Ob privat oder von Firmen finanziert: Selbst durch die neuen Bauprojekte kann der immense Bedarf an Eigenheimen nicht gedeckt werden.

30'000 Einfamilienhäuser kommen auf den Markt – allein im Kanton Zürich!
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Allein im Kanton Zürich!30'000 Einfamilienhäuser kommen auf den Markt

So knapp ist das Angebot

Wie knapp das Angebot derzeit ist, zeigt sich an folgenden Zahlen: In der Schweiz gibt es etwas mehr als 995'000 Einfamilienhäuser. Rund 26'500 davon wurden im vierten Quartal 2020 inseriert. Das ergibt eine Angebotsquote von 2,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Mietwohnungsmarkt beträgt die Angebotsquote 6,5 Prozent.

So wenige Einfamilienhäuser wie derzeit wurden zuletzt vor 14 Jahren ausgeschrieben. Dazu kommt der Nachfrageboom: Auf ein Kaufinserat kommen derzeit vier Suchabos.

Massive Preisanstiege

Das beeinflusst auch die Preise: Sie stiegen im letzten Jahr um 5,4 Prozent. Und sie stiegen eigentlich überall – egal, ob in Grosszentren oder Pendlergemeinden, in industriellen Gemeinden oder auf dem Land. «In nahezu allen Gemeindetypen wurden Anstiege von mehr als vier Prozent verzeichnet», sagt Weinert.

Auch in den Jahren davor kannten die Preise nur eine Richtung: nach oben! So kostete ein Einfamilienhaus vor zehn Jahren beispielsweise im Schweizer Schnitt noch 27 Prozent weniger als heute. In Zürich ist das Eigenheim derzeit ein Drittel teurer als vor zehn Jahren. In der Ostschweiz gar 37,8 Prozent und in der Innerschweiz 36,8 Prozent.

Und weil Eigenheime weiterhin knapp bleiben, erwarten die Immobilienexperten von Wüest Partner im Jahr 2021 einen weiteren Anstieg der Preise beim Wohneigentum. Letzteres wird für viele also weiterhin ein Traum bleiben.

30'000 Einfamilienhäuser von Senioren

Explodierende Preise und das knappe Angebot: Für so manchen platzt der Eigenheim-Traum. Gute Nachrichten gibts für jene, denen es nicht eilt: Langfristig dürften die heute über 60-Jährigen mehrere Zehntausend Einfamilienhäuser auf den Markt bringen – allein im Kanton Zürich!

Laut der Zürcher Kantonalbank (ZKB) besitzen die baldigen Rentner im Kanton Zürich 54'000 Einfamilienhäuser und 158'000 Wohnungen. Das sind über die Hälfte aller Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Fast jedes zweite Einfamilienhaus bleibt zwar innerhalb der Familie. Rund 30'000 Einfamilienhäuser kommen aber in den nächsten 25 Jahren auf den Markt.

Bessere Aussichten beim Stockwerkeigentum: 100'000 Wohnungen sollen laut ZKB-Berechnungen in dieser Zeit allein von den über 60-Jährigen zum Verkauf stehen. Dorothea Vollenweider

Explodierende Preise und das knappe Angebot: Für so manchen platzt der Eigenheim-Traum. Gute Nachrichten gibts für jene, denen es nicht eilt: Langfristig dürften die heute über 60-Jährigen mehrere Zehntausend Einfamilienhäuser auf den Markt bringen – allein im Kanton Zürich!

Laut der Zürcher Kantonalbank (ZKB) besitzen die baldigen Rentner im Kanton Zürich 54'000 Einfamilienhäuser und 158'000 Wohnungen. Das sind über die Hälfte aller Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Fast jedes zweite Einfamilienhaus bleibt zwar innerhalb der Familie. Rund 30'000 Einfamilienhäuser kommen aber in den nächsten 25 Jahren auf den Markt.

Bessere Aussichten beim Stockwerkeigentum: 100'000 Wohnungen sollen laut ZKB-Berechnungen in dieser Zeit allein von den über 60-Jährigen zum Verkauf stehen. Dorothea Vollenweider

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