Backen ist in, Mode out
Die Gewinner und Verlierer des Corona-Jahres

Die Corona-Krise wirbelt den Schweizer Konsum durcheinander. Was 2019 noch jeder haben wollte, war seit diesem Frühjahr auf einmal gar nicht mehr angesagt.
Publiziert: 25.12.2020 um 13:11 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2021 um 10:04 Uhr
Franziska Scheven

Einst gefragt, jetzt verschmäht: Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im Frühling hat sich der Konsum der Menschen deutlich verändert. Das zeigt eine Umfrage von BLICK bei zahlreichen Fachverbänden und Unternehmen. «Mit dem Lockdown und den anschliessenden Schutzmassnahmen hat sich das Verhalten der Kunden tatsächlich verändert», bestätigt stellvertretend Adrian Suter, Sprecher vom Verband Swiss Retail.

Alles, was das Leben zu Hause schöner macht, stünde eindeutig auf der Gewinnerliste bei den Händlern, sagt er. Was Konsumenten Sicherheit gibt, ebenfalls. Dazu zählen Mundschutz, Desinfektionsmittel und Co. Weniger interessieren sich die Leute für Reisen ins Ausland oder neue Kleider und Schuhe.

E-Bikes, Brotmaschinen und Körperpflege sind die klaren Gewinner

Lebensmittel: Herr und Frau Schweizer kauften während der Corona-Krise im Frühjahr 236 Prozent mehr Mehl im Vergleich zur Vorjahresperiode ein, zeigen Daten des Marktforschungsinstituts Statista. Reis wurde demnach zu 150 Prozent mehr gekauft als noch vor einem Jahr. Auch Produkte wie Guetsli (Plus 121 Prozent) und Bier (Plus 95 Prozent) landeten öfter im Einkaufskorb.

Corona wirbelt die Schweizer Wirtschaft durcheinander. Das Einkaufsverhalten der Kunden hat sich durch die Krise schlagartig verändert.
Foto: Keystone
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Elektrogeräte: Starke Mehlnachfrage, Nachfrageboom bei Brotbackmaschinen – das passt! Der Absatz von diesen Geräten kletterte um 165,5 Prozent im ersten halben Jahr 2020 im Vergleich zu der Vorjahresperiode. Auch Gefriergeräte (Plus 23,3 Prozent) stehen hoch im Kurs. Backen und einfrieren – auch das passt.

Gartenmöbel: Ein sattes Umsatzplus von 16 Prozent erwarten die Verkäufer von Garten- und Heimwerkerbedarf 2020 gegenüber dem Vorjahr gemäss Erhebungen von Statista. Lockdown und Kurzarbeit – man verbringt mehr Zeit zu Hause und will es sich schön machen.

Fortbewegung: E-Bikes sind seit Ausbruch der Corona-Krise besonders beliebt. Gemäss Schätzung von Martin Platter (56), Geschäftsführer des Verbands Velosuisse, wurden in diesem Jahr ein Viertel mehr elektrisch betriebene Velos verkauft als 2019.

Körperpflege und Hygiene: «Produkte für das Auge, die man mit Maske noch gut sieht, wie Kajal und Wimperntusche, haben um 45 Prozent seit Beginn der Krise verglichen zum Vorjahr zugelegt», sagt Bernard Cloëtta (64) vom Schweizer Kosmetik- und Waschmittelverband. Auch der Verkauf von Pflegeprodukten für Hände und Füsse haben um 150 Prozent zugenommen.

Spielsachen: Puppenstuben, Puzzles und Co: Deren Umsatz liegt zwischen Mai bis September bei mehr als 20 Prozent über den Vergleichsmonaten des Vorjahrs. Bauklötze und Lego sind besonders beliebt: Hier stieg die Nachfrage in den ersten neun Monaten gegenüber 2020 Vorjahr um 14 Prozent.

Zu den Verlieren gehören Lippenstift und Kleider

Schminke: Das Gesicht verschwindet seit Corona die meiste Zeit hinter der Maske. Das Ergebnis: Lippenstifte entwickelten sich zum Ladenhüter. Laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen ist der Umsatz hier im ersten Halbjahr dieses Jahrs um 41 Prozent im Vergleich zu der Vorjahresperiode eingebrochen.

Büromöbel: Weil die meisten Menschen von zu Hause aus arbeiten, investierten die Arbeitgeber dieses Jahr wohl weniger in die Einrichtung ihrer Büros. Laut den Angaben von Statista wird der Umsatz für Büromöbel 2020 im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Prozent sinken.

Bekleidung: Laut Fachverband Swiss Retail sind die Umsätze im Fashionbereich in den zehn Tagen seit Ausbruch der zweiten Welle am 28. Oktober gegenüber den zehn Tagen zuvor um 20 Prozent eingebrochen. «Wir sehen einen Umsatzeinbruch bei Herstellern von Brautmode und massgeschneiderten Anzügen», bestätigt Adrian Reber (45) vom Verband Swissmode. Bereits nach dem Lockdown im Frühjahr hatten es die Klamottenverkäufer schwer.

Auslandsreisen: Die Schweizer gaben weniger Geld für Reisen ins Ausland aus. Walter Kunz (59), Geschäftsführer des Schweizer Reiseverbands, geht von einem Umsatzrückgang bei Auslandsreisen von 80 bis 90 Prozent für dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr aus. «Wir sind die wohl am stärksten von Corona betroffene Branchen.»

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