Siebenköpfiger Haushalt zeigt auf
«Eine Familie ab drei Kindern muss untendurch»

Bea und Thomas Hayoz haben drei Töchter und zwei Söhne. Das Geld ist knapp – doch irgendwie kommen sie immer über die Runden.
Publiziert: 16.03.2024 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2024 um 17:03 Uhr
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Chantal Hebeisen
Beobachter

«Wir sind eine spezielle Familie. Allein schon von der Grösse her, aber auch wie wir leben», sagt Bea Hayoz mit einem einladenden Lachen. Vor 14 Jahren porträtierte der Beobachter die heute 44-Jährige, ihren Mann Thomas und ihre vier Kinder bereits einmal. Damals hatte sich Thomas Hayoz gerade zum zweiten Mal selbständig gemacht, Bea betreute neben ihren eigenen Kindern noch bis zu zehn Tageskinder zu Hause und verdiente so einen Zustupf. Die Familie lebte mit relativ knappem Budget, aber viel Optimismus, dass alles gut kommt.

Die Familie Hayoz im Jahr 2010: Thomas und Beatrice Hayoz mit den Kindern Ronja (9), Tanja (7), Niels (6), und Monja (4).
Foto: Judith Stadler / André Uster

Seither ist viel passiert: Der 49-jährige Thomas musste zwischenzeitlich die Selbständigkeit aufgeben und hat sich Ende 2020 erneut selbständig gemacht. Im Pandemiejahr kam der Wunsch nach einem weiteren Kind – ihr «Gnüsserli» Linus kam vor zwei Jahren zur Welt. Und vor sieben Jahren belehnten sie ihr Zuhause in Siglistorf AG mit einer dritten Hypothek und erweiterten ihr Achtzimmerhaus um eine Einliegerwohnung. Seither leben Thomas’ Eltern unter dem gleichen Dach.

«Es war mein Wunsch, dass wir für sie da sein können, wenn sie älter werden – nun zeigt sich, dass dieses durchlässige Zuhause für uns alle eine Bereicherung ist», sagt Bea Hayoz. Oft sitzen das Elternpaar und die Kinder Ronja (22), Tanja (bald 21), Niels (19), Monja (18) und Linus (2) gemeinsam mit Omi Ruth und Opi Hannes beim Znacht. Dann werde kontrovers debattiert, aber sehr harmonisch.

Die Familie Hayoz öffnet für den Beobachter das Portemonnaie.
Foto: Judith Stadler / André Uster
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Miteinander leben und anderen helfen, das ist den Hayoz wichtig. «Unser Daheim ist unsere Drehscheibe, und wir sind gern zusammen.» Alle Kinder wohnen noch da, auch in die Ferien fahren alle zusammen. «Wir packen unseren Bus voll, hängen den Wohnwagen dran – und los gehts», sagt Vater Thomas. Geflogen sind die Kinder noch nie. Die zwei Elektroautos – der Strom kommt teilweise vom eigenen Hausdach – könnte man als Luxus betrachten, doch die Familie braucht die Autos dringend. «Wenn man auf dem Land lebt, muss immer jemand irgendwo abgeholt werden», sagt Mutter Bea.

Kein Stipendium, weil Eltern angeblich viel verdienen

Familie Hayoz funktioniert auch finanziell als Gemeinschaft: Thomas verdient den Hauptteil, Bea erledigt seine Buchhaltung. Pharmaassistentin Ronja und Konstrukteurslehrling Niels geben von ihrem Lohn 20 Prozent zu Hause ab. «Diese Einnahmen decken ungefähr das Sackgeld und die ÖV-Kosten der anderen beiden Kinder, die noch in Ausbildung sind», erzählt Bea. Auch die Miete von Thomas’ Eltern fliesst mit in die Gesamtrechnung.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Das steuerbare Einkommen der Familie wird auf 157’000 Franken geschätzt. «Dieses Einkommen existiert aber nur auf dem Papier, weil wir viele effektive Kosten nicht abziehen können», sagt Thomas Hayoz. Etwa die 16’000 Franken jährlich für die Filmschauspielschule der 18-jährigen Monja, weil der Kanton die Ausbildung nicht anerkennt.

Und Tochter Tanja erhält für ihr Studium an der pädagogischen Hochschule nur ein Darlehen, kein Stipendium. Auf der Ausgabenseite stehen neben dem Haushaltsbedarf (monatlich 2000 Franken) Krankenkassenprämien von 2200 Franken monatlich und Strom und Wasser jährlich für 5500 Franken.

Die Familie Hayoz im Jahr 2024: Mutter Bea, Monja, Tanja, Niels, Ronja, Nesthäkchen Linus und Vater Thomas (im Uhrzeigersinn)
Foto: Judith Stadler & André Uster

Grossfamilien werden oft vergessen

Finanziell turnen sie immer um die Null rum, müssen bei einer hohen Rechnung auch mal um Aufschub bitten. Vergünstigungen erhält die Familie einzig in manchen Jahren über die Prämienverbilligung. Das Geld für eine neue Brille oder für Skischuhe muss sie sonst irgendwo einsparen. «Aber es ist ja nur Geld», sagt Thomas Hayoz. Angst vor Altersarmut haben die Hayoz nicht: «Wir werden es machen wie immer: uns irgendwie selbst helfen», sagt Mutter Bea.

Der Blick ihres Mannes wird ernst: «Eine Familie ab drei Kindern muss untendurch, wir werden überall vergessen.» Er streicht sich über den Bauch. «Aber solange der da rund ist, geht es uns extrem gut.» Bea sagt mit liebevollem Blick, er habe aber schon abgenommen. Dann ergänzt sie: «Wir haben alles, was wir uns immer gewünscht haben: Die Kinder, denen wir gute Ausbildungen ermöglichen können, unser Zuhause – all das ist extrem schön.»

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