Er fuhr schon sieben Mal in die Ukraine
Ski-Olympionike plant nächste verrückte Hilfsaktion

Der Krieg in der Ukraine ist längst trauriger Alltag geworden. Nicht aber für Ex-Spitzensportler Andreas Isoz. Der Zürcher will jetzt sogar in der Nähe der Front vor Ort helfen. Aus einem emotionalen Grund.
Publiziert: 26.01.2023 um 15:35 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es ist die Geschichte einer Hilfsaktion für die Ukraine, die letzten März als einmalige Sache gedacht war, aber bis heute einfach immer weitergeht. Und es ist auch die Geschichte einer unglaublich grossen Solidarität innerhalb einer kleinen Ski-Sportart.

Der Zürcher Andreas Isoz (38), Aerials-Olympionike in Vancouver 2010, heute Geschäftsführer eines Restaurants und der Freestyle-Sommerschanze «Jumpin» in Mettmenstetten ZH, wollte nach Kriegsbeginn seinen in Not geratenen ukrainischen Freunden aus der Aerials-Szene helfen.

Doch mit dem ukrainischen Nationaltrainer Enver Ablaev als Kontakt im Kriegsland wurde die Sache von Isoz und seinem Team immer grösser. Aus der ursprünglichen 10'000-Franken-Spendenaktion ist ein dauerhaftes Hilfsprojekt geworden.

Hilfe im harten ukrainischen Winter: Andreas Isoz und Mitstreiter Jonas Roth (Bild) verteilen auf einer ihrer Hilfsfahrten Thermowäsche.
Foto: Zvg
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«Wir können vor Ort etwas bewirken»

«Nun sind wir schon sieben Mal in die Ukraine gefahren und haben direkt vor Ort Hilfsgüter geliefert», sagt Isoz, «wir konnten nicht aufhören, weil wir mit jeder Lieferung gesehen haben, dass wir wirklich etwas bewirken können.»

Sein Grundsatz: Mit den Spendengeldern wird Material wie warme Kleidung, Generatoren, Medikamente, Klinikbedarf etc. eingekauft und geliefert. «So stellen wir sicher, dass es dort ankommt, wo es wirklich benötigt wird.»

Nun plant der Ex-Olympionike schon die nächste Hilfsaktion. Die bisher verrückteste. Isoz und Co. waren bisher vor allem in Butscha und Kiew tätig. Nun wollen sie direkt im Frontgebiet in der Stadt Mykolajiw nahe Cherson helfen.

Die Eltern des Olympiasiegers leben in befreiter Stadt

Aus einem emotionalen Grund. Aus der erst vor wenigen Wochen befreiten Stadt im Süden stammt Aerials-Olympiasieger Oleksandr Abramenko (34) und Ex-Weltklassespringerin Olga Volkova (36). Abramenko ist aktuell im Weltcup unterwegs, war vor der Saison aber auch in die Aerials-Hilfsaktionen involviert. Volkova flüchtete in die Schweiz.

«Die Eltern der beiden leben in Mykolajiw. Die Situation vor Ort ist massiv schlechter als in Kiew», schildert Isoz, der diesmal die Rückreise vom 2300km-Trip ans Schwarze Meer im Zug plant. Auf der Hinfahrt sitzt er in einem Occasion-Ambulanzwagen, den er für Einsätze vor Ort den Behörden übergeben will.

Weitere Hilfsgüter wie Insulin, Thermokleider oder Spitalmaterial kann Isoz weiterhin bei Partnerfirmen zum Vorzugspreis beziehen. So kostet die geplante achte Lieferung im Marktwert von 220'000 Franken «nur» rund 80'000 Franken. Etwa 45'000 Franken davon fehlen bei der Spendenaktion auf der Plattform «There for you» noch. Aber Isoz glaubt an sein nächstes Projekt: «Als früherer Spitzensportler einer Randsportart habe ich gelernt, für meine Anliegen zu kämpfen!»

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