Aerials-Team bringt 8 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine
Schweizer Olympioniken auf der Suche nach ihrem Kumpel

Oleksandr Abramenko (33) sorgte kurz nach seinem Silbergewinn in Peking für Aufsehen. Jetzt muss der Ukrainer wegen dem Krieg in seiner Garage übernachten. Das ruft die Schweizer Aerialsszene auf den Plan.
Publiziert: 07.03.2022 um 17:26 Uhr
Matthias Dubach und Sven Micossé

Keinen Monat ist es her, seitdem Oleksandr Abramenko in Peking Silber im Aerials und die einzige Olympia-Medaille für die Ukraine holt. Für Aufsehen sorgte indes die Umarmung mit dem drittplatzierten Ilia Burow aus Russland. Inzwischen muss sich der Skiakrobat verstecken, wie viele weitere Ukrainer. Hilfe ist aber unterwegs – aus der Schweiz.

Es war eigentlich eine schöne Geste zwischen Abramenko und Burow, die in ihrer Heimat jedoch nicht gern gesehen wurde. Die Zeitungen schrieben von «Skandal» und «Provokation», Ukraines Sportminister, Wadym Hutzajt hatte kein Verständnis: «Wie kann man ignorieren, was zwischen unseren Ländern passiert?»

Jetzt steckt Abramenko mit seiner Familie mitten im Krieg, muss sich mit seiner Frau Alexandra und dem zweijährigen Dmitri in der Tiefgarage ihres Wohnhauses in Kiew verkriechen. «Wir verbringen die Nacht in der Tiefgarage im Auto, weil die Luftangriffssirene ständig an ist. Es ist beängstigend, in der Wohnung zu schlafen», sagt der Olympiasieger von 2018 gegenüber der New York Times.

Dieses Bild ging während den Olympischen Spielen um die Welt.
Foto: keystone-sda.ch
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Schweizer Konvoi eilt zur Hilfe

In diesen schwierigen Zeiten ist ein weiteres Paradebeispiel, wie riesengross die Solidarität im internationalen Sport ist. Eine Schweizer Delegation aus der Aerials-Szene hat in wenigen Tagen einen ganzen Konvoi mit Hilfsgüter zusammengestellt. «Wir haben mit fünf Autos rund acht Tonnen Material in die Ukraine gebracht», sagt Andreas Isoz (38) am Montag telefonisch aus dem ungarischen Grenzgebiet zu Blick, «jetzt gehen wir in Budapest mit den Spendengeldern einkaufen und fahren erneut über die Grenze.»

Der Ex-Olympionike ist Geschäftsführer der «Jumpin»-Sprungschanze in Mettmenstetten ZH, wo im Sommer auch immer wieder die Ukrainer um Abramenko ihre Sprünge üben.

Im Wettkampf Rivalen – neben der Schanze ist die Szene aber ein derart verschworener Haufen, dass Isoz letzte Woche angesichts der schlimmen Meldungen beschliesst: Ich fahre hin und helfe. Auch Nationaltrainer Michel Roth (58) schliesst sich sofort an. Viele der ihnen bekannten ukrainischen Athleten und Trainer sind in die Grenzregion zu Ungarn geflohen, wo sie wie alle anderen Flüchtlinge vor Ort Kleider, Decken, Schlafsäcke, Sanitätsmaterial und Essen benötigen.

«Sie sind fassungslos»

«Als sie gesehen haben, wieviel Hilfsgüter wir mitbringen, hatten sie Tränen in den Augen», erzählt Isoz. «Dass in ihrem Land Krieg herrscht, ist auch für die Ukrainer noch immer surreal. Sie sind fassungslos.» Der Schweizer Aerials-Konvoi ist voller Material, weil Isoz' Aufruf richtiggehend viral geht. Auf der Plattform «There for you» sind schon über 180'000 Franken eingegangen.

Abramenko und seine Familie haben die Schweizer aber noch nicht angetroffen. Der Olympia-Star soll mit Familie auf der Flucht Richtung Wersten sein, habe aber offenbar wegen zerstörten Strassen für 20 Kilometer schon fünf Stunden gebraucht. Auch ein Ski-Trainer, der in Kiew Bekannte mit einem Baby abholen wollte, meldet: Immer mehr Brücken seien zerstört.

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