Harte Kritik am Tennistour-Comeback
«Was in Palermo passiert, ist ein Skandal»

Corona-Blase? Pustekuchen! Statt im Hotel eingesperrt zu sein, schlendern die Tennis-Spielerinnen beim ersten Turnier nach der Zwangspause durch Palermo und teilen das Hotel mit Touristen.
Publiziert: 04.08.2020 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2020 um 10:53 Uhr
Stefan Meier

Die Blicke der Tennis-Welt sind auf Palermo gerichtet. Mit dem ersten WTA-Turnier nimmt die Tennistour nach monatelanger Corona-Zwangspause wieder Fahrt auf. Doch anstatt der Freude über die sportlichen Leistungen, herrscht im Zirkus Ärger über die laschen Corona-Massnahmen.

Denn von einer Blase, in der sich die Spielerinnen gemäss Schutzkonzept eigentlich bewegen sollten, ist keine Spur. Dies prangert Donna Vekic an, die am Montag das erste Spiel nach dem Re-Start gewinnt. «Ich habe das Gefühl, dass in New York (bei den US Open, d. Red.) eine echte Bubble sein wird. Hier sprechen sie zwar auch von einer Bubble, aber es ist überhaupt keine», stellt Vekic klar.

Vekic: «Ich war in der Stadt zum Abendessen»

Die Kroatin erklärt: «Ich war in der Stadt zum Abendessen. Natürlich sind wir vorsichtig und nicht nah an Menschen dran. Aber ich bin nicht im Zimmer eingesperrt, 90 Prozent der Spielerinnen sind das nicht.»

Donna Vekic gewinnt in Palermo das erste Spiel nach dem Re-Start der Frauen-Tennistour. Sie prangert aber an, dass von einer Blase, in der sich die Spielerinnen eigentlich bewegen sollten, keine Rede sein kann.
Foto: Getty Images
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Von ihrem Stadtbummel postet sie auch noch ein Bild auf Instagram. Bubble sieht anders aus! Es scheint fast so, als ob die WTA kein bisschen vom Corona-Debakel von Novak Djokovics Adria-Tour gelernt hat. Dort feierten die Spieler und kamen in Kontakt zueinander und mit den Fans. Mehrere Corona-Ansteckungen waren die Folge.

Gasquet: «Ein absoluter Skandal, was da passiert»

Die Vorgänge in Palermo sorgen für Ärger. Richard Gasquet regt sich etwa im Interview mit der «L’Équipe» fürchterlich auf: «Es ist ein absoluter Skandal, was in Palermo passiert.»

Der Franzose erachtet es als besonders problematisch, dass die Spielerinnen im selben Hotel residieren würden, in dem auch Touristen untergebracht seien. «Ich weiss nicht, wie die WTA das akzeptieren konnte. Das Hotel sollte Spielerinnen und ihrem Team vorbehalten sein. Ansonsten müssten sie das Turnier direkt absagen. Es ist skandalös, dass Spielerinnen in Kontakt mit anderen Hotelkunden stehen. Ich finde es verrückt.»

Er hofft, dass Ähnliches in New York bei den US Open nicht passieren wird und dass drastischere Massnahmen ergriffen werden. Wer sich nicht an die Regeln halte, müsse mit Geldstrafen belegt werden, so die einstige Weltnummer 7.

Die laschen Massnahmen in Palermo überraschen, zumal schon eine Spielerin positiv auf Corona getestet wurde. Noch immer ist aber unbekannt, um wen es sich dabei handelt. Der positive Fall sorgte ja auch in der Schweiz für Ärger, weil der TC Chiasso in der NLA-Partie nicht gegen Leonie Küng antreten wollte, die in Palermo in der Qualifikation gespielt hat.

Massnahmen auf der Anlage strikt

Auf der Anlage herrscht auch Unklarheit, was die zu befolgenden Corona-Regeln sind. Die Deutsche Laura Siegemund sagt der deutschen Presse-Agentur: «Bei den Regeln blickt keiner mehr durch. Ich achte nicht mehr auf die Details, ich habe den Mundschutz einfach immer auf.»

Immerhin scheinen die «Ladies Open» die Regeln auf der Anlage strenger zu nehmen als im Hotel. «In der Umkleide dürfen maximal eine oder zwei Spielerinnen sein, da ist Schlange stehen angesagt», sagt Siegemund. «Es ist sehr streng und sehr anstrengend, alles richtig zu machen.» Am Montag sei sie bereits zum zweiten Mal auf das Coronavirus getestet worden.

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