Grosse Ski-Nationen sind sauer
Umstrittener Johan Eliasch bleibt FIS-Präsident

Vor einem Jahr wurde Johan Eliasch mit Glanz und Gloria zum neuen FIS-Präsident gewählt. Nun musste der Milliardär in Mailand um die Wiederwahl zittern. Am Ende setzt er sich dennoch knapp durch und bleibt im Amt.
Publiziert: 26.05.2022 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2022 um 17:46 Uhr
Marcel W. Perren

Was am Mittwoch um die Mittagszeit beim FIS-Kongress in Mailand abgeht, ist ein seltsames Schauspiel. Die Wahl des Präsidenten auf dem Programm. Auf den ersten Blick deutet alles auf eine klare Angelegenheit hin, denn: Johan Eliasch steht ohne Gegenkandidat da. Von den 126 zu vergebenden Stimmen muss der umstrittene Brite mit schwedischen Wurzeln für die Wiederwahl mindestens 63 erhalten. Am Schluss wird Eliasch mit 70 Stimmen wiedergewählt. Er setzt sich also doch durch.

Die Wahl verläuft aber nicht nach dem Gusto der grossen Nation. Sie verlassen erbost und auf Protest den Saal. Vor allem deshalb, weil der FIS-Rechtsberater und Wahl-Leiter im Vorfeld die Forderung der Mitgliederverbände, eine Ja-oder Nein-Abstimmung durchzuführen, abgelehnt hat. Begründung: Die FIS-Statuten würden dies nicht zulassen. Der Stimmzettel konnte deshalb lediglich mit dem Namen eines Kandidaten oder leer abgegeben werden.

Diego Züger, Marketingschef von Swiss Ski, sagt zu Blick: «Das Wahlprozedere war ein Witz. Eine Wahl, bei der die einzig gültige Stimme eine Ja-Stimme ist, entspricht nicht unserem Rechtsverständnis.» Eliasch trotzig: «Wir dürfen alle unsere Meinung haben, aber wir müssen gemeinsam stark sein, um das nächste Level zu erreichen.»

Bleibt Johan Eliasch FIS-Präsident? Das zeigt sich am Donnerstag in Mailand.
Foto: keystone-sda.ch

Anwälte prüfen Eliaschs Wiederwahl

Fakt bleibt: In der Ski-Szene brodelt es gewaltig. Im Vorfeld der Wahl gab es immer mehr Insider, die glaubten, dass Eliasch an der absoluten Mehrheit scheitern könnte. Alpin-Giganten befürchten, dass Eliasch die Landesverbände mit einer zentralen Vermarktung des Weltcups regelrecht enteignen will. Zudem hat sich Eliaschs erster Kalender für den nächsten Weltcup-Winter als Flop entpuppt – ein neuer musste her (siehe Box).

Eliasch musste hoffen, dass sich die kleinen Verbände, die in ihm nach wie vor einen begnadeten Reformer sehen, geschlossen hinter ihn stellen. Genau das ist nun eingetreten. Das letzte Wort dürfte in dieser Angelegenheit aber noch nicht gesprochen sein. «Wir werden nun rechtliche Schritte prüfen» hält Züger fest. Auch die Anwälte von anderen Verbänden wollen prüfen, ob die Wiederwahl von Eliasch unter diesen Umständen auch wirklich gültig ist.

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