«Wussten schon vorher, dass es nicht ganz fair wird»
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Meillard nach Parallel-Bronze:«Wussten schon vorher, dass es nicht ganz fair wird»

«Tiefpunkt des alpinen Skisports»
Neureuther wettert nach skandalösem Parallel-Rennen

Zwei ungleiche Kurse, ein lächerliches Reglement und tobende Athleten: Dieser Dienstag geht als schwarzer Tag in der WM-Geschichtsbücher ein.
Publiziert: 17.02.2021 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2021 um 13:12 Uhr
Marcel W. Perren, Mathias Germann (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Rund 40 Minuten nach dem ersten Parallel-Riesenslalom in der WM-Geschichte meldet sich Felix Neureuther am BLICK-Telefon. Deutschlands lebende Ski-Legende findet drastische Worte für das, was sich soeben in Cortina abgespielt hat: «Für mich ist das der Tiefpunkt im alpinen Skisport, eine richtig dunkle Stunde!»

Neureuther hat wegen diesem kompletten «Witz-Rennen» für ein paar Minuten seinen Dienst als ARD-Co-Kommentator quittiert. «Weil ich sofort erkennen konnte, dass der blaue Kurs so viel langsamer war als der Rote, habe ich mich kurzzeitig aus der Übertragung ausgeloggt, um mit FIS-Renndirektor Markus Waldner Kontakt aufzunehmen», erzählt der Mann mit 13 Weltcupsiegen. «Ich habe ihn gebeten, den blauen Kurs umzusetzen, nur zwei Tore etwas direkter zu stecken. Leider konnte ich ihn nicht dazu bringen. Waldner war der Überzeugung, dass sich durch den Re-Run alles ausgleichen würde.» Aber der Re-Run hat eben nicht alles ausgeglichen.

Schon die Quali sorgte für rote Köpfe

Das Skandalrennen geht schon am Morgen in der Quali los. Rückblick: Es wird nur ein Lauf gefahren – und das nicht einmal auf dem Rennhang. Ein Rutscher und man ist draussen. Loïc Meillard und Wendy Holdener sind trotzdem die Schnellsten. Genau dafür werden sie am Nachmittag abgestraft. Warum? Weil sie immer zuerst auf dem roten, schnelleren Kurs ran müssen. Tönt paradox, ist es aber nicht. Denn: Meillard und Holdener können so immer nur den Maximalvorsprung von 0,5 Sekunden herausfahren. Im Re-Run haben ihre Gegner den grossen Vorteil, mehr als die halbe Sekunde herauszuholen.

Felix Neureuther betrachtet das Ski-Geschehen weiterhin hautnah.
Foto: Sven Thomann
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«War ein Fehler den maximalen Rückstand einzusetzen»
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Holdener über das Rennen:«War ein Fehler den maximalen Rückstand einzusetzen»

Trotz dieses Handicaps holt Meillard Bronze, während Holdener im Viertelfinale scheitert. Mehr liegt nicht drin. Die Italienerin Federica Brignone bringt die Ungerechtigkeit auf den Punkt: «Loïc und Wendy waren heute die Schnellsten, hatten aber keine Chance auf Gold.» Sie selbst bleibt auch im Viertelfinal und redet Klartext: «Das war das unfairste Rennen meines Lebens. Ich bin richtig angepisst, das war ein Scheissrennen.» Am Ende holen Katharina Liensberger (Ö) und Marta Bassino (It) ex aequo die Goldmedaille bei den Frauen und Mathieu Faivre (Fr) siegt bei den Männern.

Wird auch der Teamwettkampf zur Farce?

Holdener benutzt im Gegensatz zu Brignone keine Kraftausdrücke. Sie meint: «Der Fehler war, dass der Maximalrückstand nur fünf Zehntel betrug. Ich kann es nicht ändern, hoffe aber, dass man aus diesem Fehler etwas lernt.» Marco Odermatt, der im Achtelfinale scheitert, blickt ebenfalls voraus. Er ist radikaler: «Ganz ehrlich: Ich hoffe, dass es dieses Rennen bei der WM in zwei Jahren nicht mehr geben wird.»

Zurück zu Neureuther. Er ist auch lange nach dem Rennen noch in Rage. «Die FIS hat diese WM nach den grossartigen Speed-Bewerben innerhalb von zwei Tagen kaputt gemacht, weil schon die Kombi ein Skandal war. Und ich befürchte, dass der Teamwettkampf auch eine Farce wird.»

Odermatt kritisiert Parallel-Rennen
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«Fraglich, ob es Sinn macht»:Odermatt kritisiert Parallel-Rennen
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