Machtdemonstration von Odermatt im Riesenslalom
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Mit Gebrüll in Val d’Isère:Machtdemonstration von Odermatt im Riesenslalom

Das Ski-Bulletin zum Wochenende
Schrei-Shiffrin und Odermatt auf den Spuren einer Legende

Ein Rennen bei den Männern, immerhin zwei bei den Frauen. Wer hat am Wochenende überrascht? Wer am schönsten gejubelt?
Publiziert: 11.12.2023 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2023 um 20:22 Uhr

Der Überflieger

Obwohl Marco Odermatt (26) im zweiten Durchgang die schlechtesten Bedingungen von allen hat, fährt er auf der ultrasteilen Face de Bellevarde seinen 25. Weltcupsieg ein. Mit seiner Riesen-Konstanz erinnert der Nidwaldner an Schwedens Jahrtausend-Sportler Ingemar Stenmark (67, 86. Weltcupsiege): Seit dem 24. Oktober 2021 hat Odermatt (inkl. WM und Olympia) 20 Riesenslaloms bestritten und ausnahmslos den Sprung auf das Podest geschafft.

Die schönsten Schreie

Sie kommen von Mikaela Shiffrin (28, USA). Der US-Star gewinnt erstmals in St. Moritz eine Abfahrt und ist danach im Interview euphorisch. «Ich weiss nicht, ob man es im Video meiner Fahrt hören kann, aber ich habe ständig ‹Huiiii› und ‹Wuhuu› gemacht. Das war ein riesiger Spass.» Mit ihrem 91. Weltcupsieg setzt Shiffrin ein deutliches Zeichen. Welches? Dass es fast unmöglich sein wird, ihr den 6. Triumph im Gesamtweltcup streitig zu machen.

«Langsam ist es nicht ganz menschlich»
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Die grösste Überraschung


Dem Berner Oberländer Sandro Zurbrügg (21) gelingt in Val-d’Isère ein Kunststück, was in den Jahren zuvor weder Marcel Hirscher noch Marco Odermatt geschafft haben – der 21-Jährige fährt bei seiner Weltcup-Premiere in die Top-20. Der gelernte Automechaniker aus Frutigen klassiert sich mit der Nummer 69 auf Platz 17.

Marco Odermatt brilliert beim Riesenslalom in Val d'Isère und deklassiert seine Konkurrenten.
Foto: AFP
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Der Schocker

In nur vier Tagen (zwei Trainings, zwei Rennen) verletzen sich im Engadin fünf Fahrerinnen schwer: Nina Ortlieb (27, Ö), Elisabeth Reisinger (27, Ö), Elena Curtoni (32, It), Karoline Pichler (29, It) und Inni Holm Wembstad (23, No). Woran liegts? ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger sagt: «In St. Moritz gibt es aufgrund der Höhe keine Bäume und dadurch kaum Kontrast für die Läuferinnen. Ohne Sonne hats kaum Bodensicht. Das ist dann nicht anders als bei einem Hobbyfahrer – man fühlt sich etwas schwindelig auf den Ski.»

Die Sensations-Premiere

Die erstmalige Platzierung in den Top-10 hat Joan Verdu (28) als Zwölfter in Alta Badia im letzten Winter knapp verpasst. Deshalb hat in Val-d’Isère kaum jemand mit einem Exploit des 28-Jährigen gerechnet. Doch der Andorraner düpiert fast alle und wird hinter den beiden Marcos, Odermatt und Schwarz, Dritter. Damit steht erstmals in der bald 57-jährigen Weltcup-Geschichte ein Athlet aus dem Mini-Fürstentum (79'000 Einwohner) auf dem Podest.

Das Überholmanöver

Vor dem Engadiner Wochenende sind die Schweizerinnen im Nationenklassement die Nummer 1. Jetzt nicht mehr. Die Italienerinnen rund um Sofia Goggia (31) und Federica Brignone (33) überholen die Swiss-Ski-Athletinnen und haben nun 78 Punkte Vorsprung. Nur drei Top-10-Plätze sind ungenügend, auch wenn Lara Gut-Behrami (32) im Super-G Dritte wird. «Das ist nicht das, was wir erwarten», sagt Alpin-Direktor Hans Flatscher.

Das beste Comeback

Kurz nach seinem Triumph im WM-Parallel-Riesen hat sich Deutschlands Alexander Schmid (29) das Kreuzband gerissen. Neun Monate später meldet sich der Allgäuer in eindrücklicher Manier zurück – Rang 9.

Das schönste Märchen

«Es ist, als hätte ich fast vier Jahre geschlafen und würde nun wieder aufwachen», sagt Alice Merryweather (27, USA) nach der Abfahrt mit Tränen in den Augen. Sie wird Letzte, verliert fast sechs Sekunden und ist trotzdem eine Siegerin. Merryweather kehrt nach 1379 Tagen, einer Essstörung und vielen schlimmen Verletzungen in den Weltcup zurück. «Ich habe zwischenzeitlich die Liebe zum Skifahren verloren. Jetzt bin ich einfach nur stolz auf mich», sagt sie.

Die grosse Enttäuschung

Janez Hladink fungiert beim internationalen Ski-Verband als Rennleiter für die Technik Bewerbe der Männer. Auf der Face de Bellevarde spielt der Slowene eine unglückliche Rolle. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Hans Pieren schafft er es mit seiner Crew nicht, einen eisigen, richtig dicken Pisten-Grundstock zu kreieren. Kollektives Kopfschütteln löst in der Nacht von Samstag auf Sonntag seine Entscheidung aus, den Neuschnee mit den schweren Pistenmaschinen zu entfernen. Die Piste bricht nach dieser Aktion komplett ein, der Slalom muss trotz guter Witterung abgesagt werden.

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