Staudenmann von Innerschweizern ausgebremst
Die Joels machen das ISAF unter sich aus

Das Innerschweizerische endet nicht mit dem erwarteten Gigantenduell Wicki gegen Staudenmann, sondern mit dem Kampf zwischen zwei Namensvettern – und guten Freunden.
Publiziert: 03.07.2023 um 01:16 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2023 um 09:26 Uhr

Die Innerschweizer machten ihrem Ruf als angefressene Fans am Innerschweizerischen Schwingfest alle Ehre. Beim Anschwingen um 07.30 Uhr waren praktische sämtlich Plätze besetzt, und lautstark unterstützte das Publikum seine «Hiesigen». Pirmin Reichmuths (27) Gestellter gegen den Berner Dominator Fabian Staudenmann (23) feierten die Zuschauenden schon fast, als hätte der Innerschweizer gesiegt. Denn trotz 17 gemeldeten Eidgenossen hätten zu Beginn des Festes wohl viele ihr Geld auf die Schlussgang-Paarung Joel Wicki (26) gegen Staudenmann gesetzt.

Doch zur Freude des Dagmerseller Publikums traten nur 50 Prozent dieser Prognose ein. An Wicki führte kein Weg vorbei. Doch die Innerschweizer traten als verschworene Gemeinschaft auf und brachten Staudenmann mehr als einmal um eine saubere 10. Obwohl der Berner auch am ISAF nie auf dem Rücken lag, blieb der Schlussgang für ihn unerreichbar. Stattdessen nahm der Hergiswiler Joel Ambühl (25) diesen Platz ein. Doch gegen den König hatte Ambühl keinen Stich. Nach gut zwei Minuten jubelte Titelverteidiger Wicki über den dritten ISAF-Sieg seiner Karriere.

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Doppelte Freude beim Coach

Joel Ambühl und Joel Wicki. Die beiden teilen sich mehr als nur den Vornamen. Beide stammen aus dem Kanton Luzern, beide begeistern sich beruflich für Baumaschinen, beide trainieren im gleichen Fitnesscenter in Willisau. Und Coach Dani Hüsler teilen sie sich auch. «Ich konnte diesem Schlussgang tatsächlich relativ entspannt zuschauen», erzählte der Trainer der beiden danach. «Ich habe ihnen einfach gesagt, sie sollen zueinander Sorge tragen und einen guten Kampf zeigen.» Als Coach konnte Hüsler in diesem Fall nur gewinnen.

Im Schlussgang hat Joel Ambühl (hinten) keine Chance gegen König Joel Wicki.
Foto: keystone-sda.ch
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Anders sah es für den Wiggertaler Ambühl aus. Sein letzter Festsieg an einem Kranzfest ist genau zwei Jahre her, 2021 siegte er am Innerschweizerischen in Ibach. Dass er am Sonntag gegen seinen Trainingspartner und Freund Joel Wicki am ISAF im Schlussgang stehen würde, hätte er im Vorfeld nicht erwartet. «Erst gestern haben wir noch gemeinsam trainiert und zusammen etwas geplaudert. Da war das noch gar kein Thema.»

Aus Freunden werden Gegner

Was ging den beiden Joels also durch den Kopf, als heute der Schlussgang klar wurde? «Da wurden wir für eine kurze Zeit ganz klar zu Konkurrenten», sagt Ambühl. «Bevor wir dann gleich wieder Freunde wurden.» Den Rat von Coach Hüsler konnten beide in Anspruch nehmen. «Dani bleibt in so einem Fall absolut neutral und mag es uns beiden gönnen.»

Weil es als Trainer in einer solchen Situation nicht ganz einfach ist, seine Athleten zu pushen, haben die beiden Joels es an diesem Schwingfest selbst übernommen. Und schauen voneinander ab, was geht. «Ich kann extrem viel von Joel profitieren, und er vielleicht auch ein ganz klein wenig von mir», erzählt Ambühl.

König Wicki stimmt zu. «Joel hat super Schwünge drauf. Erst letzte Woche hat er mich im Training auf den Rücken gelegt. Ich hatte nicht aufgepasst. Das hat mich wirklich geärgert», erzählt er nach dem Festsieg. Sein Freund habe ihm vor Augen geführt, in absolut jedem Moment aufmerksam zu sein. Die Lehren aus dieser Lektion setzte der König am ISAF meisterlich in die Tat um.

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