Muss man sich Sorgen machen?
Die Gründe, warum sich Kilchberg-Sieger Ott so schwer tut

Damian Ott war der Aufsteiger des vergangenen Schwing-Jahres. Zu Beginn dieser Saison tut sich der Toggenburger aber schwer. Experte Oesch bleibt zuversichtlich.
Publiziert: 08.06.2022 um 19:07 Uhr
Marcel W. Perren

Damian Ott musste schon lange nicht mehr so viel Sägemehl fressen wie am letzten Sonntag. Am Glarner-Bündner Kantonalschwinget wird der 110 Kilo-Brocken nach der Auftaktniederlage gegen Armon Orlik auch von Domenic Schneider vergraben.

Bereits zwei Wochen zuvor tat sich der Toggenburger, der im Vorjahr in glorreicher Manier punktgleich mit Samuel Giger und Fabian Staudenmann beim eidgenössischen Kräftemessen in Kilchberg triumphierte, am Zürcher Kantonalen enorm schwer (Rang 8 c). Der 1,97 Meter-Mann, der im Schwarzsee-Schlussgang noch den überragenden Samuel Giger bodigte, musste dort den Mittelschwinger Roman Wittenwiler stehen lassen.

Es gibt Gründe, warum sich Ott gerade so schwer tut. Im Dezember musste sich der Bauernsohn aus Dreien das Aussenband im Knie operieren lassen. So konnte er das Training im Sägemehl erst Ende Februar in Angriff nehmen. Ott glaubt zwar nicht, dass dies der Grund für den harzigen Saisonstart ist. «Das ist kein Handicap für mich. Aber es ist halt schon so, dass sich die Gegner jetzt anders auf mich einstellen als noch im letzten Jahr.»

Beim Glarner-Bündner muss Damian Ott gleich zwei Mal ordentlich Sägemehl schlucken: Nach der Auftaktniederlage gegen Armon Orlik wird der Toggenburger auch von Domenic Schneider vergraben.
Foto: keystone-sda.ch
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Otts Gegner agieren nun viel defensiver

Der sechsfache Eidgenosse Christian Oesch beobachtet die Entwicklung von Ott vom Bernbiet aus. Seine Analyse: «In den Zweikämpfen mit den Spitzenschwingern gefällt mir Damian auch in diesem Jahr sehr gut. Aber mit den sogenannten Mittelschwingern tut er sich derzeit viel schwerer, weil die jetzt gegen ihn viel defensiver kämpfen als im letzten Jahr. Für einen Nichteidgenossen ist ein Gestellter gegen den Kilchberg-Sieger eben bereits ein Erfolg.» Oesch macht sich längerfristig keine Sorgen um den 22-jährigen Ott: «Damian besitzt so viel Potenzial, dass er schon bald das passende Rezept für die Gänge gegen destruktiv eingestellte Kontrahenten finden wird.»

Die Hoffnungen ruhen auf dem Abderhalden-Clan

Oeschs Zuversicht gründet auch auf dem königlichen Betreuerstab, den Ott um sich hat. «Damian wird im Schwingtraining in Wattwil oft von den Königen Jörg Abderhalden und Nöldi Forrer beraten. Und im Kraft- und Ausdauerbereich wird Ott von Abderhaldens Ex-Trainer Robin Städler gecoacht. Und der versteht es meisterhaft, den Formaufbau eines Athleten punktgenau auf den Saisonhöhepunkt auszurichten.»

Für Oesch ist klar: Spätestens im August wird Damian Ott rechtzeitig fürs Eidgenössischen in Pratteln seine Betriebstemperatur erreichen.

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