Er war schmächtig und unsportlich
Der märchenhafte Aufstieg von Kilchberg-Sieger Staudenmann

Einst hat er Kilian Wenger bewundert. Jetzt ist er Kilchberg-Sieger. Es dauert aber einen Moment, bis Fabian Staudenmann seinen Triumph realisiert.
Publiziert: 26.09.2021 um 10:32 Uhr
Die drei Kilchberger-Sieger werden gefeiert.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Felix Bingesser

Fabian Staudenmann legt im sechsten Gang Samir Leuppi platt auf den Rücken. Ein kurzer Jubel, dann läuft er relativ gelassenen Schrittes aus dem Ring.

Plötzlich stürmen die jubelnden Teamkollegen auf ihn zu. Und als auch noch die Freundin dazu kommt, da beginnt es «im Kopf zu rotieren.»

Staudenmann dämmert, dass er unabhängig vom Ausgang des Schlussgangs den Co-Festsieg bereits auf sicher hat. Es ist der grösste Erfolg des 21-jährigen Berners, der vor zwei Jahren in Zug zum Eidgenossen gekürt wurde. Und der sich seither mit grossen Schritten der absoluten Spitze angenähert hat.

Siegeszug schien schon abgefahren

Mit diesem Erfolg in Kilchberg ist Staudenmann endgültig zum Leader im Berner Team geworden. Auch Staudenmann kommt, wie Samuel Giger, zu seinem Festsieg wie die Jungfrau zum Kind. Nach dem Auftaktsieg gegen Domenic Schneider und den folgenden zwei Gestellten gegen Fabian Kindlimann und Tobias Krähenbühl schien auch für ihn der Siegeszug schon vor der Mittagspause abgefahren.

Aber auch er profitiert am Ende von einem turbulenten Festverlauf. Und ist nun im erlauchten Kreis der Kilchbergsieger. Wo Namen wie Karl Meli, Eugen Hasler, Jörg Abderhalden, Christian Stucki und Matthias Sempach zeigen, wie hochkarätig diese Siegerliste ist.

Märchenhafter Geschichte

Und er schreibt damit eine aussergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Bis ins Alter von zehn Jahren ist Staudenmann ein eher schmächtiger und unsportlicher Jüngling. Dann verfolgt er daheim am TV das Eidgenössische Schwingfest in Frauenfeld. Und wird Zeuge des fulminanten Sturmlaufs von Kilian Wenger zum Königstitel. Das Schwing-Virus hat ihn gepackt.

Er meldet sich zu einem schwingerischen Schnupperkurs an. Wird danach Mitglied beim Schwingklub Schwarzenburg. Und die Entwicklung zum Spitzenschwinger nimmt ihren Lauf.

Den letzten, grossen Schritt macht er in der Corona-Pause. In dieser Zeit absolviert er auch die Sportler-RS in Magglingen. Und wird dort von Matthias Glarner trainiert. Der Schwingerkönig feilt weiter am Rohdiamanten.

Das Potenzial zum König

Und die märchenhafte Geschichte erfährt nun mit dem Sieg beim Kilchberger-Schwinget eine erste grosse Krönung. Sein grosses Vorbild Wenger hat er in Kilchberg jedenfalls hinter sich gelassen. Und es gibt nicht wenige, die Staudenmann auch das Potenzial zum König attestieren.

Eigentlich nichts als logisch. Wer in Kilchberg gewinnt, der kann auch König werden.

Dieser Schwinget war an Verrücktheit kaum zu überbieten
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Drei Sieger am Kilchberger:Dieser Schwinget war an Verrücktheit kaum zu überbieten
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