Emotionaler Flückiger spricht über angeblichen Doping-Fall
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Erster öffentlicher Auftritt:Emotionaler Flückiger spricht über Doping-Verdacht

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Die heissen Fragen zum Fall Flückiger

Mathias Flückiger (34) kämpft in seinem Doping-Verdachtsfall für seine Unschuld – und um einen Freispruch. Was spricht für ihn? Was könnte ihn belasten?
Publiziert: 02.03.2023 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2023 um 17:51 Uhr

An welchem Punkt steht der Fall?

Nach der provisorischen Dopingsperre im letzten August und der Aufhebung ebendieser im Dezember, beginnt das Ganze im Grund genommen wieder von Neuem. «Zurück auf Feld eins», wie Thilo Pachmann sagt. Was der Rechtsanwalt, der Teil von Flückigers Team ist, damit meint: Die Disziplinarkammer (DK) von Swiss Olympic hat Swiss Sport Integrity (SSI) dazu verpflichtet, die Untersuchungen zu wiederholen. Diesmal mit einer Konfrontation mit Flückiger, der nach eigenen Aussagen im letzten Sommer keinen Kontakt zu SSI bis zum Zeitpunkt der verhängten Sperre gehabt hatte. Ein Treffen der beiden Parteien hat am 10. Februar bereits stattgefunden. Weil es sich um einen atypischen Befund handelt, sei vor allem die Frage im Raum gestanden, wie es zu einer Kontamination hätte kommen können, heisst es vonseiten des Flückiger-Lagers.

Nun ist SSI an der Reihe. Sie kann (aufgrund des atypischen Befunds) entweder auf ein ordentliches Verfahren verzichten und Flückiger damit entlasten. Oder sie findet Argumente, die für ein solches Verfahren sprechen. Sollte SSI den Fall ohne Verfahren abschliessen, hätte die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) oder der Radsportverband theoretisch die Möglichkeit, den Entscheid beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne anzufechten.

Mathias Flückiger will endlich wieder sportlich angreifen können.
Foto: keystone-sda.ch

Was ist Zeranol?

Zeranol ist eine sogenannt anabol wirkende Substanz. Sie wirkt nicht gleich wie klassische Anabolika wie zum Beispiel Testosteron oder Nandrolon. Sie wirkt indirekt, weshalb sie für Dopingzwecke als nicht geeignet gilt. Auch Bodybuilder wenden diese Substanz nicht an. In den letzten 20 Jahren gab es bei der Wada bloss zehn Zeranol-Fälle, wobei wiederum nur in zwei Fälle Sperren ausgesprochen wurden. Ob Zeranol in einer Mikrodosierung, wie sie bei Flückiger vorlag, eine Dopingrelevanz hat, könne kein Experte sagen, betont Matthias Kamber, der drei Jahrzehnte lang bei Antidoping Schweiz (jetzt SSI) war. Er sagt: «Natürlich ist es auch mir wichtig, dass ich keinen Doper vertrete. Deshalb habe ich mich genau mit dem Fall von Mathias Flückiger auseinandergesetzt und mit vielen Experten gesprochen. Niemand weiss es. Niemand kann mir etwas zu Zeranol sagen.»

Mathias Flückiger (Mitte), flankiert von seinen Beratern Matthias Kamber (l.) und Thilo Pachmann (r.).
Foto: keystone-sda.ch
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«Wenn ich den Fall anschaue, kann ich Doping ausschliessen»
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Dopingexperte Kamber:«Wenn ich den Fall sehe, kann ich Doping ausschliessen»

Könnte Flückiger bei einem Freispruch eine Klage einreichen?

Ja. Diese Option bestehe auf jeden Fall, dies bestätigt sein Anwalt. Ob Flückiger rechtliche Schritte – etwa gegen SSI – einleiten würde, lässt er beim Medientermin am Donnerstag offen. «Zunächst wünsche ich mir nur, diesen belastenden Rucksack endlich ablegen zu können.» Seit Bekanntwerden des Verdachtfalls lebt Flückiger von seinem Ersparten, wie er sagt. Seine Sponsoren seien zwar nicht abgesprungen, hätten die Honorare aber vorübergehend auf Eis gelegt: «Bis Klarheit herrscht.»

Was spricht für Flückiger?

Ganz klar die negativen Dopingproben wenige Tage vor und wenige Tage nach den Schweizer Meisterschaften in Leysin im Juni 2022. Daneben hat er aus Eigeninitiative eine Haarprobe abgegeben, die ebenfalls nicht für einen Dopingfall spricht. Die Flückiger-Seite verweist bei der Probe vom 5. Juni 2022 auf den atypischen Befund, was auf eine mögliche Kontamination hindeuten könnte. Bei Nachforschungen habe sich gezeigt, dass er Fleisch aus Ungarn und Brasilien verzehrt habe.

Was könnte Flückiger belasten?

Als Grund für die zwischenzeitliche provisorische Sperre sah SSI an, dass im Zuge der weiteren Abklärungen nach dem atypischen Befund keine entlastende Argumente für Flückiger gefunden worden seien. Weil der Mountainbiker nicht beweisen kann, dass es sich fix um eine Kontamination – etwa durch Fleisch, Milch oder Medikamente – handelt, bleibt offen, wie die minimale Menge Zeranol in die Urinprobe gelangte. Die bei der Kälbermast eingesetzte Substanz ist in der Schweiz und der EU seit 1981 verboten. Und wie «CH Media» schreibt, wurde sie in den letzten 20 Jahren in der Schweiz auch bei importiertem Fleisch nie nachgewiesen. Allerdings wurde zuletzt auch nie mehr explizit danach gesucht. Flückiger hatte sich vor besagtem Dopingtest am 5. Juni 2022 in der Heimat aufgehalten.

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