Ausgerechnet jetzt!
IOC-Boss Bach will russische Athleten wieder zulassen

Während Putin im Ukraine-Krieg die Teilmobilmachung ankündigt, denkt IOC-Chef Thomas Bach über ein Ende des Russland-Boykotts im internationalen Sport nach. Swiss Olympic protestiert.
Publiziert: 22.09.2022 um 18:50 Uhr
Emanuel Gisi

In Moskau ruft Kremlchef Wladimir Putin (69) die Teilmobilmachung aus, zündet im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die nächste Stufe. Und in Lausanne denken die Olympia-Bosse darüber nach, bald wieder russische und belarussische Sportler bei internationalen Anlässen zuzulassen. Klingt nach einem Missverständnis, ist es aber nicht. «Das IOC beginnt mit den internationalen Verbänden daran zu denken, ihnen die Türen zu öffnen», sagt Michel Vion (62), Generalsekretär des Weltskiverbandes FIS, diese Woche in Kranjska Gora vor den Medien. «Sport soll unabhängig von der Politik gesehen werden», so Vion laut «Bild» über die Ideen von IOC-Chef Thomas Bach (68).

Momentan sind Athleten aus Russland und Belarus vom Grossteil der internationalen Sportanlässe ausgeschlossen. Die Regeln sollen «für den Moment bestehen bleiben», so das IOC in einem Statement gegenüber dem Portal «Inside the Games». Aber man wolle «die Rolle des Sports als vereinenden Faktor in der heute so gespaltenen Welt betonen». Und arbeitet im Hintergrund am Russen-Comeback. Vion: «Vielleicht geht es im Dezember, dann könnten beide Nationen – natürlich ohne nationale Flagge und Hymne – eventuell auch an den Weltmeisterschaften teilnehmen.» Nächstes Jahr steigt in Méribel und Courchevel (Frankreich) die Ski-WM, in Planica (Slowenien) die Nordisch-WM.

Swiss Olympic: Russen sollen weiterhin draussen bleiben

Kein Musikgehör für Bachs Gedankenspiele haben die Gralshüter des Schweizer Sports. «Swiss Olympic ist der Ansicht, der Ausschluss der russischen und belarussischen Athleten sollte bis auf Weiteres beibehalten werden», sagt Jürg Stahl (54), Präsident des Schweizer Dachverbandes, auf Blick-Anfrage. «Ausserdem ist Swiss Olympic nach wie vor der Meinung, dass der Ausschluss auch auf Funktionäre dieser Länder ausgeweitet werden sollte. Damit bleiben wir bei der Position, die wir im März 2022 bezogen haben.»

Unpolitischer Sport? Bei Olympia in Peking umarmt der Russe Ilia Burow den Ukrainer Oleksandr Abramenko.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Amerikaner hatten vergangene Woche bereits angedeutet, dass das IOC sich mit der Idee beschäftigt, den Russen-Ausschluss zu lockern. «Über die Schweizer IOC-Mitglieder ist Swiss Olympic jeweils über die Überlegungen des IOC informiert», so Stahl. «Miteinbezogen wurde Swiss Olympic in die aktuellen Überlegungen aber nicht.»

Aus Stahls Perspektive haben die Russen vorläufig gar nichts an internationalen Anlässen verloren. «Voraussetzung dafür, dass die russischen und belarussischen Athleten und Athletinnen wieder an internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfen, ist aus Sicht von Swiss Olympic das Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. In der Phase der Befriedung, nach Ende der Kampfhandlungen kann und soll der Sport dann aber seine sehr wichtige Funktion als verbindendes Element wahrnehmen.»

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