So funktioniert der Katapult-Start im Para-Bob
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Spezielle Starthilfe:So funktioniert der Katapult-Start im Para-Bob

Will Castillo verlor im Krieg ein Bein – heute fährt er Bob in St. Moritz
«Dieser Sport hat mein Leben verändert»

Will Castillo hat viel durchgemacht. Als Soldat verlor er bei einem Kriegseinsatz im Irak sein Bein, litt an Depressionen und nahm Drogen. Der Sport holte ihn letztlich aus seinem Loch. Heute gehört er zu Weltspitze im Para-Bob und fährt Rennen in der Schweiz.
Publiziert: 04.03.2024 um 08:44 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2024 um 09:15 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Guillermo Castillo (43) hat in seinem Leben viele Kämpfe ausgetragen. Er, den alle bloss Will nennen, hat im Krieg gekämpft, gegen Depressionen und Sucht. Das Schlachtfeld, psychische Probleme und Drogenabhängigkeit hat er mittlerweile hinter sich gelassen. Heute gewinnt er Medaillen im Para-Bob und misst sich in St. Moritz GR mit den beiden Schweizern Christopher Stewart (50) und Jonas Frei (27). «Dieser Sport hat mein Leben verändert», sagt er am Freitag nach dem Weltcup-Rennen im Gespräch mit Blick.

Castillo wurde in Kolumbien geboren. Seine Mutter emigrierte, als er gerade sechs Monate alt war, in die USA, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Mit fünf erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Als junger Mann erlebte er die Attacken am 11. September 2001 und sah es als seine Pflicht an, in die Armee einzutreten. Er wurde im Irak stationiert. Jahrelang bangten seine Frau und seine Kinder um ihn, doch es ging lange gut – bis zu Wills letztem Einsatz in Falludscha 2007.

Will Castillo verlor bei einem Kriegseinsatz sein linkes Bein. Heute gehört er zur Para-Bob-Weltspitze.
Foto: zVg
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Der Bob-Sport holte Will Castillo aus seinem Loch

Will und zwei seiner Kameraden fuhren mit einem Lastwagen über eine Sprengfalle. Seine Begleiter waren sofort tot, er verlor sein linkes Bein. Zwei Jahre wurde er anschliessend im Walter Reed National Military Medical Center im US-Bundesstaat Maryland behandelt. Doch die inneren Wunden konnten die Ärzte nicht heilen. Castillo litt an einer posttraumatischen Belastungsstörung, gab sich die Schuld für den Tod seiner Kollegen.

Obwohl er eine Arbeit fand, isolierte er sich immer mehr und kämpfte mit Depressionen. Eines Tages nahm er so viele Drogen und Pillen wie möglich und unternahm einen ersten Suizidversuch. Castillos Schutzengel war wieder an seiner Seite, er überlebte. Einige Zeit später wollte er einen weiteren Selbstmordversuch begehen, entschied sich jedoch letztendlich für eine Therapie.

In dem Moment änderte sich alles für den Mann aus Florida. Er fand zu Gott – und zum Bob-Sport. Seine beiden Soldaten-Kollegen hat er auf einem Logo auf seinem Helm verewigt. Sie geben ihm symbolisch Kraft. «Sie sind immer bei mir. Sie motivieren mich, besser zu werden und mutig zu sein.»

Seit vier Jahren ist er nun Mitglied im US-Para-Bob-Team und reist für Wettkämpfe um die halbe Welt, auch in die Schweiz. «Ich habe unglaubliche Menschen getroffen», erzählt er. Darunter auch die beiden besten Schweizer in der Para-Bob-Klasse: Jonas Frei und Christopher Stewart. «Es ist sehr schwer, sie hier in St. Moritz zu schlagen», gibt der US-Amerikaner zu.

Para-Bob bald bei den Paralympics?

Wie ist das Verhältnis untereinander? «Wir konkurrieren miteinander, aber wir sind auch Freunde. Die meisten von uns sitzen im Rollstuhl, also ist es schwer, sich zu messen. Wir haben alle etwas durchgemacht und unterstützen einander», sagt Castillo. Sie seien wie eine Familie.

Diese Familie teilt einen Traum: die Etablierung ihres Sports bei den Winter-Paralympics. Laut Castillo wurden beim Weltcup-Rennen am 29. Februar in St. Moritz die Voraussetzungen für die Bewerbung als paralympische Sportart erfüllt. Für 2026 war die junge Sportart noch abgelehnt worden, nun hoffen Castillo, Frei, Stewart und all die anderen Para-Bob-Piloten, dass es 2030 in Frankreich zur Premiere kommt. «Es wäre ein Traum, das zu schaffen», sagt Castillo hoffnungsvoll lächelnd.

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