Wegen Saudi-Einstieg
Profi-Golf vor der Zerreissprobe

Die Saudis wollen mit Sportwashing auch die Welt der Profi-Golfer auf den Kopf stellen. Vor dem zweiten Major des Jahres ist die Konkurrenz-Serie das grosse Thema, in Tulsa fehlt gar der Titelverteidiger Phil Mickelson.
Publiziert: 19.05.2022 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 12:54 Uhr
Dino Kessler

Vor dem zweiten Major des Jahres eskaliert der Streit zwischen der PGA Tour und der Konkurrenz aus Saudi Arabien. Es geht um das übliche Sportwashing der Saudis und sehr viel Geld – auf dem Rasen und bald wohl auch vor US-Gerichten. Die PGA Tour hat abtrünnigen Profis mit dem Ausschluss gedroht (gemäss Statuten möglich) und Freigaben verweigert. Greg Norman (67), während den 80er- und 90er-Jahren 331 Wochen lang Weltranglistenerster und zweifacher Major-Sieger, führt die Geschäfte des vom saudischen Staatsfonds mit über 2 Milliarden Dollar befeuerten Projekts «LIV Golf». Norman hat in der US-Presse schon mal mit den Hufen gescharrt und mit Klagen wegen Verletzung des Kartellrechts gedroht, sollte die Profitour ihre Spieler tatsächlich von der Teilnahme an Konkurrenz-Veranstaltungen abhalten.

Saudi-Golf geht am 9. Juni in London an den Start

48 Spieler werden beim ersten Turnier (9. bis 11. Juni) im Centurion Golf Club ausserhalb Londons an den Start gehen, offiziell bestätigte Zusagen gibt es bisher von Phil Mickelson, Sergio Garcia und dem Engländer Lee Westwood. Der sechsfache Major-Sieger Mickelson verzichtet in dieser Woche gar auf die Titelverteidigung bei der PGA Championship in Tulsa im US-Gliedstaat Oklahoma. Der 51-jährige Kalifornier ist seit Ende Februar und einem verbalen Rundumschlag gegen die Profi-Tour («Das ist eine Diktatur») und die Konkurrenz aus Saudi-Arabien, die er als «Mörder» und «Scary mother……s» bezeichnete, nicht mehr bei offiziellen Turnieren angetreten, er verzichtete im April auch auf den Start beim Masters in Augusta.

In der Zwischenzeit haben sich selbst langjährige Sponsoren von Mickelson abgewandt, gleichzeitig wurde bekannt, dass «Lefty» (Mickelson führt den Schläger links) zwischen 2011 und 2014 rund 40 Millionen Dollar bei Glücks- und Wettspielen in den Sand gesetzt haben soll.

Phil «Lefty» Mickelson beim Abschlag – verlässt er die PGA Tour für die Saudi-Konkurrenz und viel Geld?
Foto: AFP
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Der Lockvogel: Viel mehr Geld für weniger Leistung

Was die Saudis bieten? Mehr Geld für weniger Arbeit. Das Preisgeld für jedes Turnier (geplant sind aktuell acht Turniere weltweit) beträgt 25 Millionen Dollar, der Sieger kassiert 4 Millionen, der Letzte immerhin noch 120'000. Gespielt wird über drei statt vier Runden, einen Cut gibt es nicht. Im Vergleich dazu macht das Preisgeld bei der PGA Championship einen fast bescheidenen Eindruck: 12 Millionen Dollar werden ausgeschüttet, der Sieger wird mit 2,16 Millionen entschädigt.

Wer die PGA Championship gewinnen möchte, muss sich zudem gegen die besten Spieler der Welt durchsetzen – und das an vier Tagen. Wer das Wochenende verpasst (und damit den Cut), kann nicht mal die Ausgaben decken, Geld gibt es nur für die besten 70 von insgesamt 156 Startern. Der Nordire Rory McIlroy (33), einer der beliebtesten Profis auf der Tour, sagte ein paar Tage vor dem ersten Abschlag, er wünsche sich den Sieg – vor allem aber keine weiteren Fragen zu den Saudis und Greg Norman.

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