FCSG-Trainer Zeidler spürt den Druck
«In St. Gallen ist das anders als in Monaco»

St. Gallens Trainer Peter Zeidler rief nach der Niederlage gegen den Tabellenletzten Winterthur den Abstiegskampf aus. Trotz nur vier Punkten aus den letzten sechs Spielen, bleibt er aber optimistisch.
Publiziert: 22.04.2023 um 11:28 Uhr
|
Aktualisiert: 22.04.2023 um 11:33 Uhr

Blick: Peter Zeidler, Sie haben nach der Niederlage gegen Winterthur am Sonntag den Abstiegskampf ausgerufen…
Peter Zeidler: Ich bin froh, dass Sie das ansprechen. Ich würde es gerne umformulieren und lieber vom Spiel um den Klassenerhalt sprechen. Dies ist ein semantischer Unterschied, ohne jetzt zu sehr in die philologische Ebene abzudriften. Ich mag den Begriff Abstiegskampf nicht. Es war auch nicht gemeint, dass wir jetzt Gras fressen müssen oder solche Dinge. Aber alle wissen, was gemeint ist. Es geht auch darum, dass der FC St. Gallen nächste Saison weiter in der Super League spielt.

Sie haben acht Runden vor Schluss sieben Punkte Vorsprung auf Platz 10. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn St. Gallen noch auf den Barrage-Platz fällt.
Ich wage mich aus dem Fenster und sage, dass wir das klar schaffen, auch wenn man im Fussball nie Garantien hat. Wir werden auch nicht hektisch oder kriegen das Nervenflattern. Aber es ist eine besondere Saison, da der Abstand zwischen Platz 3 und 10 noch nie so gering war. Am Schluss wird der Tabellenletzte wohl so viele Punkte haben wie noch nie in den letzten 20 Jahren. Deswegen sind wir gut beraten, bald wieder zu punkten.

Trainiert man anders, wenn man gegen den Abstieg spielt?
Nein. Wir machen keine grundsätzlichen Dinge anders. Es geht darum, die Sinne zu schärfen, noch konzentrierter zu trainieren. Aber die Freude am Fussball und an den Kollegen behalten wir bei, da gibt es keinen Unterschied. Aber wir sind uns der Bedeutung bewusst, wenn wir vor ausverkauftem Stadion spielen und gegen den Letzten verlieren. Dann kann man nicht einfach darüber hinwegschauen und sagen, es sei nichts passiert.

Peter Zeidler ist seit 2018 beim FC St. Gallen.
Foto: Pius Koller
1/6

Es gab auch erstmals Pfiffe in dieser Saison von den Fans.
Das gab es in jeder Saison ein Mal, ausser, als wir Vizemeister wurden. Die Fans dürfen aber auch einmal sagen, heute wars nicht gut und wir sind nicht zufrieden. Aber sie kommen wieder. Und wir brauchen sie auch. Wir legen grossen Wert auf die Beziehung zu den Fans, weil sie ein grosser Teil der Identität des FC St. Gallen sind. Das hat viele Vorteile, bringt aber auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Wenn so etwas in Monaco passiert, interessiert das vielleicht nicht so viele, aber hier ist das schon ein Thema.

Das ist Peter Zeidler

Peter Zeidler kommt am 8. August 1962 in Schwäbisch Gmünd im Bundesland Baden-Württemberg zur Welt. Der ausgebildete Französisch-Lehrer startete in den Achtzigerjahren seine Trainer-Karriere in der Nachwuchs-Abteilung des VfB Stuttgart. Nach diversen Stationen wurde er 2008 Co-Trainer von Ralf Rangnick bei Hoffenheim. Als Cheftrainer arbeitete Zeidler nachher bei Tours, Liefering und ein halbes Jahr bei RB Salzburg, ehe er im August 2016 den FC Sion übernahm. Nach gut acht Monaten wurde er im Wallis entlassen. Nach einem Jahr bei Sochaux kehrte Zeidler in die Schweiz zurück und übernahm auf die Saison 2018/2019 den FC St. Gallen. Anfang 2023 verlängerte der Familienvater seinen Vertrag bei den Ostschweizern vorzeitig bis 2027.

Peter Zeidler kommt am 8. August 1962 in Schwäbisch Gmünd im Bundesland Baden-Württemberg zur Welt. Der ausgebildete Französisch-Lehrer startete in den Achtzigerjahren seine Trainer-Karriere in der Nachwuchs-Abteilung des VfB Stuttgart. Nach diversen Stationen wurde er 2008 Co-Trainer von Ralf Rangnick bei Hoffenheim. Als Cheftrainer arbeitete Zeidler nachher bei Tours, Liefering und ein halbes Jahr bei RB Salzburg, ehe er im August 2016 den FC Sion übernahm. Nach gut acht Monaten wurde er im Wallis entlassen. Nach einem Jahr bei Sochaux kehrte Zeidler in die Schweiz zurück und übernahm auf die Saison 2018/2019 den FC St. Gallen. Anfang 2023 verlängerte der Familienvater seinen Vertrag bei den Ostschweizern vorzeitig bis 2027.

Mehr

Erzeugt die tolle Heimkulisse vor immer praktisch ausverkauftem Stadion zusätzlichen Druck?
Druck ist ein schwieriger Begriff. Aber die Erwartung ist natürlich da, dass wir gut spielen, gewinnen, in der oberen Tabellenhälfte sind. Mit den hohen Erwartungen umzugehen, ist schon eine Aufgabe. Man muss diese Emotionalität kanalisieren, schauen, dass man diszipliniert und konzentriert ist und den Fokus beibehält. Aber wir als Verein haben ja auch unsere Ziele, wir wollen nicht einfach nur in der Super League dabei sein. Aber nach einer Heimniederlage gegen den Letzten kann man nicht von der Champions League sprechen, das passt momentan nicht. Das ist meine Botschaft. Lasst uns uns aufs Spiel konzentrieren und so schnell wie möglich Punkte holen.

Haben Sie eine Erklärung für die magere Ausbeute von vier Punkten aus den letzten sechs Spielen?
Ich will nicht unsere Ausfälle ins Feld führen, denn das tönt nach einer Ausrede. Und andere Mannschaften haben diese auch. Aber gerade im Angriff sind mit von Moos, Guillemenot, Akolo, Latte Lath, Besio und natürlich Schubert einige länger ausgefallen. Ich dachte, auch bei anderen verletzten Spielern würde es schneller gehen, bis sie wieder in Topform sind.

Dass mehr als die halbe Liga sowohl gegen den Abstieg als auch um die Europacup-Plätze spielt, ist schon verrückt.
Ja, das ist aber die Zehnerliga. 2019 haben wir am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt gesichert. Am letzten Spieltag wurden wir in Zürich anstatt mit einem Sieg Dritter mit einem Unentschieden Sechster. So eng kann es auch diesmal wieder werden. Wie schnell es gehen kann, zeigt Luzern. Flutlicht, 14'000 Zuschauer, ein gutes Spiel gegen Zürich, und schon bricht eine kleine Euphorie aus.

Sie sahen wegen Ihrer Sperre das Spiel gegen Winterthur von der Tribüne aus. Was war das für eine Erfahrung?
Ich habe gesagt, ich möchte das zweimal erleben: das erste und das letzte Mal. Ich hätte gerne darauf verzichtet, habe es aber abgehakt. Es wird mir nicht mehr passieren. Die Mannschaft braucht mich, ich brauche sie. Was aber nicht heisst, dass sie mit mir an der Linie gewonnen hätte. Das wäre respektlos gegenüber Winterthur und überheblich von meiner Seite.

Jetzt gehts zum FCZ, der das Messer noch mehr am Hals hat.
Wir haben oft gut, aber eben auch schon schlecht gegen sie ausgesehen. Mit Tosin und Guerrero haben zwei ihrer besten Spieler lange gefehlt. Sie haben wie wir stimmgewaltige Fans, die hinter der Mannschaft stehen. Es wird ein tolles, emotionales Spiel. Ab jetzt geht es in jeder Partie um alles – ausser bei YB.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?