«Der FCB kommuniziert sackschwach»
2:18
Am Ball mit Böni:«Der FCB kommuniziert sackschwach»

FCB wird umgekrempelt
Dieser Mann steckt hinter dem Trainer-Knall

Der FCB will sich im Juniorenbereich stärker an Ajax Amsterdam und Salzburg orientieren. Geholt wurde dafür einer, der die beiden Klubs bestens kennt – und der nun auch für die Kündigungen im Trainerstab sorgt: der neue Nachwuchschef Percy van Lierop (45).
Publiziert: 21.04.2020 um 12:09 Uhr
|
Aktualisiert: 21.04.2020 um 19:33 Uhr
Percy van Lierop soll aus dem FCB ein Schweizer Format von Ajax oder Salzburg machen.
Foto: FC Basel zVg
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Marco Pescio

Erst der Lohn-Zoff wegen der Corona-Krise, dann der Aufruhr im Nachwuchs, weil gleich mehreren Trainern nach langjähriger Tätigkeit gekündigt wird – und das auf von den Betroffenen äusserst kritisch beäugte Art und Weise. Der FC Basel kommt dieser Tage einfach nicht zur Ruhe.

Was steckt hinter den Entlassungen in der Nachwuchsabteilung? Die Antwort ist einfach: FCB-Präsident Bernhard Burgener und sein Führungsteam haben sich zum Ziel gesetzt, ein Schweizer Format von Ajax Amsterdam oder RB Salzburg zu werden. Diese sind für ihre Arbeit im Nachwuchsbereich international hoch angesehen – und laut Burgener in vielerlei Hinsicht «Vorbilder» für Rotblau.

Wie holt man das Knowhow jener Klubs nach Basel? Indem man jenen Mann zum FCB lotst, der massgeblichen Anteil an deren Erfolg der letzten Jahre hatte. Percy van Lierop ist seit Sommer 2019 beim FCB – und seit Januar Gesamtverantwortlicher im Nachwuchs. Zuvor leitet der Holländer zwischen 2011 und 2012 die Talentschmiede in Salzburg und zwischen 2015 und 2019 jene von Ajax.

Top-Spieler wie Matthijs de Ligt (heute Juventus Turin) oder Frenkie de Jong (Barcelona) debütieren zu jener Zeit unter Van Lierop bei den Profis in Amsterdam.

«Die handelnden Personen sind entscheidend»

Jetzt soll der 45-Jährige auch dem FCB diese moderne Fussballphilosophie einimpfen. Van Lierop ist dabei nur ein Teil der bei den Bebbi geplanten Umstrukturierungen. Laut Burgener geht es neben der Ausbildung des Nachwuchses und der Spielart auch ums digitale Marketing.

Der FC Basel möchte sich hierfür ganz offensichtlich auch personell neu aufstellen. Für einige langjährige Mitarbeiter ist die FCB-Zeit vorbei.

Der Grund, weshalb die Betroffenen in den Büroräumlichkeiten einer Autogarage in Oberwil BL informiert wurden, ist nach BLICK-Informationen auch die Tatsache, dass der Nachwuchscampus aufgrund der Corona-Krise aktuell geschlossen ist. Was und ob noch mehr auf die von Nebengeräuschen begleiteten, ersten Kündigungen folgt, bleibt abzuwarten.

Klar ist: Van Lierop krempelt so einiges um. Bereits kurz nach offiziellem Amtsantritt Anfang Jahr erklärte er der «bz Basel»: «Die Bedingungen hier sind sehr, sehr gut. Jetzt sind die Ausbildungsphilosophie sowie die handelnden Personen entscheidend. Darauf sollten wir uns konzentrieren.»

In einem Beitrag des FCB-TV betont er gleichzeitig seinen «Respekt» gegenüber der bisher geleisteten Nachwuchsarbeit: «Man muss ein grosses Dankeschön an diejenigen ausrichten, die das hier in Basel entwickelt haben – das heisst: die Leute aus der Vergangenheit, aber auch die heutige Führung. Der Rahmen passt, nun gehts um den Inhalt.»

Sein Credo: «Das A und O ist, dass der Spieler Selbstvertrauen hat, mutig ist. Am liebsten fängt man da schon bei den ganz Kleinen an.»

Van Lierop bezeichnet den FC Basel im Vergleich zu Ajax oder Salzburg gar als «extra grosse Aufgabe». Denn: «Die Not für den Klub ist gross, Spieler abliefern zu können, die Erfolge im Profikader haben werden – um dann einen Marktwert zu entwickeln und den Klub auf Dauer zu finanzieren.»

Sackschwache Kommunikation

Kommentar von Fussball-Chef Andreas Böni

Wenn man die Junioren-Abteilung des FC Basel neu strukturieren und wie Ajax Amsterdam oder die Red-Bull-Klubs ausrichten will, dann braucht es harte Entscheide. Dann ist es inhaltlich vertretbar, sich von langjährigen Mitarbeitern zu trennen. Aber die Art und Weise, wie man das Ganze der Öffentlichkeit präsentiert, ist sackschwach.

Wie schon beim umstrittenen Communiqué, bei dem man die Spieler an den Pranger stellte, reagierte der Klub nur statt proaktiv zu handeln. Bei solch sensiblen Vorgängen wie Entlassungen gibt es nur eines: Die Betroffenen offen und ehrlich informieren und dann sofort nach aussen erklären, warum man es so macht.

So aber endet wieder alles mit bösem Blut und Unverständnis. Und schon in den nächsten Wochen droht das nächste Fiasko.

Jeder hat inzwischen verstanden, dass Marcel Kollers Vertrag endet, sofern er nicht Meister wird. Dass er höchstwahrscheinlich nicht verlängert wird. Koller ist ein ehrlicher Arbeiter, ein guter Mensch und vor allem ein Profi. Er hat es verdient, dass man ihm reinen Wein einschenkt. Und er versteht es auch, gerade, wenn man argumentiert, dass er mit 1,5 Mio. Franken Jahres-Gehalt bei den Sparzwängen des FCB nur noch schwer finanzierbar ist.

Alle Beteiligten könnten die Saison ruhiger wieder aufnehmen, wenn Klarheit herrscht.

Andreas Böni, BLICK-Fussball-Chef
Andreas Böni, BLICK-Fussball-Chef

Kommentar von Fussball-Chef Andreas Böni

Wenn man die Junioren-Abteilung des FC Basel neu strukturieren und wie Ajax Amsterdam oder die Red-Bull-Klubs ausrichten will, dann braucht es harte Entscheide. Dann ist es inhaltlich vertretbar, sich von langjährigen Mitarbeitern zu trennen. Aber die Art und Weise, wie man das Ganze der Öffentlichkeit präsentiert, ist sackschwach.

Wie schon beim umstrittenen Communiqué, bei dem man die Spieler an den Pranger stellte, reagierte der Klub nur statt proaktiv zu handeln. Bei solch sensiblen Vorgängen wie Entlassungen gibt es nur eines: Die Betroffenen offen und ehrlich informieren und dann sofort nach aussen erklären, warum man es so macht.

So aber endet wieder alles mit bösem Blut und Unverständnis. Und schon in den nächsten Wochen droht das nächste Fiasko.

Jeder hat inzwischen verstanden, dass Marcel Kollers Vertrag endet, sofern er nicht Meister wird. Dass er höchstwahrscheinlich nicht verlängert wird. Koller ist ein ehrlicher Arbeiter, ein guter Mensch und vor allem ein Profi. Er hat es verdient, dass man ihm reinen Wein einschenkt. Und er versteht es auch, gerade, wenn man argumentiert, dass er mit 1,5 Mio. Franken Jahres-Gehalt bei den Sparzwängen des FCB nur noch schwer finanzierbar ist.

Alle Beteiligten könnten die Saison ruhiger wieder aufnehmen, wenn Klarheit herrscht.

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