Nach Uefa-Pleite vor Gericht
Wie sieht die Super League aus und wann kommt sie?

Die Uefa darf Klubs, die eine internationale Super League gründen wollen, nicht bestrafen. Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen nach dem Erdbeben-Urteil.
Publiziert: 21.12.2023 um 15:48 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2023 um 17:14 Uhr
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Sebastian WendelReporter Fussball

Was hat der Europäische Gerichtshof entschieden?

Zusammengefasst ging es um die Frage, ob die Monopolstellung der Uefa und der Fifa im Fussball mit dem EU-Recht vereinbar ist. Der EuGH findet nun: Nein! Das heisst, dass die Befürworter der Super League ihre Pläne vorantreiben dürfen, ohne dafür von der Uefa bestraft zu werden.

Ist die Niederlage für die Uefa eine Überraschung?

Eher ja. Bei seinem Schlussantrag meinte EuGH-Generalanwalt Athanasios Rantos, dass Real Madrid und Barça die Super League zwar weiterentwickeln können, aber im Gegenzug halt von der Uefa von der Champions League und nationaler Liga ausgeschlossen werden könnten. Diesen zweiten Teil kippten nun die 15 Richter: Initianten von Wettbewerben, die in Konkurrenz zu den Uefa-Formaten stehen, dürfen von der Uefa nicht sanktioniert werden. 

Werden Uefa und Fifa durch das Urteil geschwächt?

Und wie! Der aus Fifa- und Uefa-Sicht verhassten Super League steht wettbewerbsrechtlich nichts mehr im Weg. Die EuGH-Richter stellten den «Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung» durch Uefa und Fifa fest – starker Tobak, der im krassen Widerspruch zum Selbstverständnis der Verbände als Fussball-Dirigenten steht. Fifa und Uefa müssen schlucken, dass ausserhalb ihrer Struktur Konkurrenz-Formate entstehen und sie gemäss Richterspruch nichts dagegen tun können. 

Wie lange gibts die Champions League noch?
Foto: keystone-sda.ch
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Kommt jetzt die Super League und wann?

Bis zu einem allfälligen Start dürfte es noch Jahre dauern. Und das Urteil stellt für die Super League die Ampel nicht automatisch auf Grün.

Erstens haben die Richter mitgeteilt, dass sie über die marktbeherrschende Stellung der Verbände ein Urteil gefällt haben – nicht aber konkret zur Super League. «Das heisst nicht automatisch, dass ein Wettbewerb wie das Super-League-Projekt unbedingt genehmigt werden muss», so die Richter.

Zweitens gilt das Urteil nur für EU-Gebiet, nicht aber für das 2020 aus der EU ausgetretene England. Die Premier League droht allen Klubs, die an der Super League teilnehmen wollen, mit 35 Punkten Abzug pro Saison. Das darf die Premier League weiterhin, weil das Urteil des EuGH auf der Insel keinen Wert hat.

Drittens braucht es für eine Super League Teilnehmer. Das neuste, von der Agentur A22 entwickelte Modell beinhaltet 64 Teams in drei Spielklassen (mit Auf- und Abstieg). Ob so viele Klubs mitmachen und somit in den Krieg gegen die Uefa ziehen wollen, ist fraglich: In Deutschland haben alle Klubs, auch Bayern und BVB, von Anfang an abgewunken. In England und Italien sind die Grossklubs nach heftigen Fanprotesten schnell eingeknickt.

So soll die Super League aussehen

Statt wie in der Grundidee 2021 ist das neuste, von der Agentur A22 am Donnerstag präsentierte Modell für die Super League keine geschlossene Veranstaltung mehr. Theoretisch kann sich jeder Klub für jede der drei Ligen qualifizieren:

Die Super League wird unterteilt in eine Star League (16 Teams), eine Gold League (16 Team) und eine Blue League (32 Teams). In allen Ligen werden Achtergruppen gebildet, in denen sich alle Teams in Heim- und Auswärtsspiel duellieren. Danach geht es mit Viertelfinals weiter. Die Finalisten der Blue und Gold League steigen auf, die schlechtesten zwei Teams von Star und Gold League steigen ab. Aus der Blue League verabschieden sich jedes Jahr 20 Klubs und werden ersetzt mit 20 Klubs aus den nationalen Ligen.

Das Modell suggeriert zwar Durchlässigkeit, Duelle zwischen David und Goliath sind aber kaum möglich. Weil aus den nationalen Ligen der direkte Eintritt in die Gold oder Star League, wo sich die Grossklubs tummeln, nicht möglich ist.

Gespielt werden soll unter der Woche. Alle Spiele sollen auf einem Streamingportal kostenlos empfangbar sein.

Statt wie in der Grundidee 2021 ist das neuste, von der Agentur A22 am Donnerstag präsentierte Modell für die Super League keine geschlossene Veranstaltung mehr. Theoretisch kann sich jeder Klub für jede der drei Ligen qualifizieren:

Die Super League wird unterteilt in eine Star League (16 Teams), eine Gold League (16 Team) und eine Blue League (32 Teams). In allen Ligen werden Achtergruppen gebildet, in denen sich alle Teams in Heim- und Auswärtsspiel duellieren. Danach geht es mit Viertelfinals weiter. Die Finalisten der Blue und Gold League steigen auf, die schlechtesten zwei Teams von Star und Gold League steigen ab. Aus der Blue League verabschieden sich jedes Jahr 20 Klubs und werden ersetzt mit 20 Klubs aus den nationalen Ligen.

Das Modell suggeriert zwar Durchlässigkeit, Duelle zwischen David und Goliath sind aber kaum möglich. Weil aus den nationalen Ligen der direkte Eintritt in die Gold oder Star League, wo sich die Grossklubs tummeln, nicht möglich ist.

Gespielt werden soll unter der Woche. Alle Spiele sollen auf einem Streamingportal kostenlos empfangbar sein.

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Was sagen die Gewinner?

Real-Präsident Florentino Perez spricht von einem «historischen Tag. Von heute an liegen Gegenwart und Zukunft des europäischen Fussballs endgültig in den Händen der Vereine, der Spieler und ihrer Fans». Man möchte jetzt im Dialog mit allen europäischen Klubs die Zukunft des Europacups planen.

Barça teilt mit: «Als einer der Vereine, die das Super-League-Projekt vorantreiben, ist der FC Barcelona der Ansicht, dass das Urteil den Weg für einen neuen Elite-Fussballwettbewerb in Europa ebnet, indem es sich gegen das Monopol in der Fussballwelt wendet, und möchte neue Diskussionen darüber anstossen, welchen Weg die europäischen Wettbewerbe in Zukunft einschlagen sollten.» 

Und die Agentur A22, die dereinst die Super League organisieren und vermarkten will, frohlockt in Person von Chef Bernd Reichert: «Das Monopol der Uefa ist vorbei!»

Wie reagiert die Uefa?

In einem Statement heisst es: «Dieses Urteil bedeutet keine Billigung oder Bestätigung der sogenannten ‹Super League›. Die Uefa ist von der Robustheit ihrer neuen Regeln überzeugt, insbesondere davon, dass sie mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen.» Das deutet auf einen juristischen Gegenschlag der Uefa hin, sollten die Super-League-Pläne tatsächlich vorangetrieben werden. 

So reagiert die Schweizer Liga

Die Swiss Football League (SFL) stellt sich strikt gegen die Pläne für eine europäische Super League. Die SFL hält konsequent am Grundprinzip fest, dass der Zugang zu den europäischen Klubwettbewerben ausschliesslich über die Leistungen in den jährlich stattfindenden nationalen Wettbewerben organisiert werden soll, erklärte die Liga nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zugunsten des Projekts für eine europäische Super League.

Die SFL stützt explizit das europäische Sportmodell und lehnt Wettbewerbe ausserhalb der Fussball-Pyramide ab, heisst es in der Erklärung weiter.

Die Swiss Football League (SFL) stellt sich strikt gegen die Pläne für eine europäische Super League. Die SFL hält konsequent am Grundprinzip fest, dass der Zugang zu den europäischen Klubwettbewerben ausschliesslich über die Leistungen in den jährlich stattfindenden nationalen Wettbewerben organisiert werden soll, erklärte die Liga nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zugunsten des Projekts für eine europäische Super League.

Die SFL stützt explizit das europäische Sportmodell und lehnt Wettbewerbe ausserhalb der Fussball-Pyramide ab, heisst es in der Erklärung weiter.

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Wie geht es jetzt weiter?

Die Super-League-Initianten müssen nun alle europäischen Klubs hinter sich kriegen. Sonst ist ihr dreistufiges Modell mit Anbindung an die nationalen Ligen kaum umsetzbar. Die Uefa muss sich nach dem Urteil den Klubs öffnen, sprich ihnen mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung des Europapokals zugestehen, um sie dereinst nicht doch zu verlieren. Denn klar ist: Champions League und Super League nebeneinander – unmöglich!

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