Nach Skandal-Mini-Training in Montreal

Doppelführung für Mercedes – starker Bottas

Roger BenoitFormel-1-Experte

Bereits über 70'000 Fans blieben ruhig, als im ersten Training bald die rote Flagge kam: Zuerst blieb Gasly (Alpine) mit defektem Lenkrad liegen. Dann wurde entdeckt, dass die Überwachungs-Kameras funktionierten, aber keine weltweiten Signale lieferten.

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Blufft Mercedes?

Nach einer halben Stunde führten dann die beiden Ferrari von Sainz und Leclerc (vor Bottas und Verstappen). Und am Ende fanden wir Hamilton und Russell im Mercedes vorne.

Viele Experten glaubten, dass das Doppel-Podest vor zwei Wochen in Barcelona eine einmalige Sache 2023 war. Passen die vielen Updates am W14 nicht auf jede Strecke? Chef Toto Wolff: «Wir haben uns zwar verbessert, aber Spanien war vielleicht nicht der richtige Massstab. Wir liegen noch weit hinter Red Bull zurück!»

Doch 25 Minuten vor dem Ende grüssten Hamilton und Russell mit ihren Silberpfeilen gemeinsam von der Spitze. Man kennt es: Halte nichts von Prognosen, die man nicht selber stellt.

26 Rennen – 23 Siege

Nun, die Bullen haben von den letzten 26 Rennen gleich 23 gewonnen: Verstappen 19, Pérez 4. Nur zweimal Ferrari (Sainz in Silverstone und Leclerc in Spielberg) sowie Russell in Brasilien konnten diese unheimliche Serie durchbrechen.

100 sind echt – 200 sind falsch

Am Sonntag wartet für Red Bull der 100. GP-Sieg. Ein wahres Jubiläum. Dagegen ist hier der 200. Grand Prix von Alfa Romeo eine klare Mogelpackung! Das Italo-Team, das 1950 (Farina) und 1951 (Fangio) die ersten zwei Weltmeister stellte und zwischen 1979 bis 1985 ein erfolgloses Comeback versuchte, kommt nur mit den bisher fast fünf Jahren als Sauber-Titelsponsor auf 200 Rennen!

Doch seit 2019 hat Alfa am Hinwiler Boliden keine Schraube angezogen, nur Millionen für die angenehme Plattform für Werbung usw. ausgegeben. Soll jeder von diesem «Jubiläum» halten, was er will. Letztes Alfa-Podest: Patrese als Dritter 1984 in Monza.

Hülk: Ferrari-Motor k.o.

Nach 31 Minuten kam auch im zweiten Training eine rote Flagge: Hülkenberg explodierte auf der Zielgeraden im Haas-Ferrari der Motor. Die Nummer 27 wurde mit Löschschaum eingehüllt.

Bottas zwischen Bullen-Duo

Nach neun Minuten ging es weiter. Und Valtteri Bottas, der im fünfminütigen Mini-Training die Bestzeit herausgefahren hatte, hielt sich tapfer in den vordersten Positionen. Am Ende gabs Platz sieben – zwischen den beiden Bullen-Autos! Teamkollege Zhou hielt sich als 14. im hinteren Mittelfeld.

«Stop the car!»

Nach weiteren sieben Minuten wurden bereits wieder die roten Flaggen geschwenkt. Diesmal rollte der Monaco-Dritte Ocon den Alpine auf der 4,361 km langen Strecke aus. Vom Boxenfunk war klar zu hören: «Stop the car, stop the car!»

Diesmal ging es bereits nach sechs Minuten weiter. Und die ersten 17 Autos trennten gerade mal 1,2 Sekunden! Klar, dass um jedes Kilo am Auto gekämpft wird (Mindestgewicht 798 Kilo).

«Regen in zehn Minuten»

Und 30 Minuten vor dem Ende erfolgte der erwartete Funkspruch über dem immer dunkler werdenden Inselkurs: «Der Regen kommt in etwa zehn Minuten!» Und er kam…

Für Samstag und Sonntag sind ja zum Teil heftige Regenstürme angesagt. Da wird es in Montreal meist ungemütlich und gefährlich.

Noch hat nur Neuling Piastri die berühmte «Wall of Champions» am Ausgang der letzten Schikane geküsst. Spätestens in der Qualifikation ab 16 Uhr (22 MEZ, TV live) werden dort weitere Fahrer Spuren hinterlassen.

Die Resultate des 2. Trainings