Es droht das Aus
Ist Fribourg zu chic für den grossen Wurf?

Gottéron trägt die Handschrift von Trainer und Sportchef Christian Dubé. Und bleibt seinem Stil bisher treu – auch wenn der Traum vom ersten Titel zu platzen droht.
Publiziert: 14.04.2022 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2022 um 20:02 Uhr
Gottéron ist das Spiegelbild von Trainer und Sportchef Christian Dubé.
Foto: keystone-sda.ch
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Stephan Roth

Vor Weihnachten, als Gottéron die Liga dominierte, titelte der Sonntagsblick: «Christian Dubé hat Fribourg chic gemacht». Der Gottéron-Coach und -Sportchef, der eleganter und extravaganter gekleidet als die anderen Trainer an der Bande steht und sein Flair für Mode von Mutter Lorraine geerbt hat, war im Hoch.

So kleiden sich die Coaches der National League (im Bild Christian Dubé).
Foto: Marusca Rezzonico/freshfocus
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Die Fribourger begeisterten mit schwungvollem Eishockey. Und der 44-Jährige hatte alle Hände voll damit zu tun, Fragen nach dem ersten Titel der Drachen zu beantworten und die steigenden Erwartungen zu dämpfen. «Wir sind noch nicht so weit», sagte er. Aus Kalkül?

Doch als Gottéron im Viertelfinal die Hürde Lausanne mit 4:1-Siegen dank starkem Power- und Boxplay souverän übersprang, wuchs die Euphorie in der Saanestadt nahezu ins Unermessliche. Und Lausannes Nati-Stürmer Christoph Bertschy, der nächste Saison in seine Fribourger Heimat zurückkehrt, sagte in nicht druckreifen Worten, dass er keine Freude daran hätte, wenn Gottéron schon vor seiner Ankunft den Titel holen würde.

Dubé: «Es ist unsere Schuld»

Solche Sorgen muss er sich im Moment nicht mehr machen. Fribourg liegt in der Halbfinal-Serie gegen die kaltschnäuzigen ZSC Lions 0:3 zurück und braucht nicht nur heute Abend im Hallenstadion einen Sieg, sondern muss danach auch die folgenden drei Partien gewinnen.

Während der Serie ist Dubé sich und seiner Philosophie treu geblieben. Nur subtil kritisierte der Kanadier die Schiedsrichter am späten Dienstagabend, nachdem diese den vermeintlichen Siegestreffer von Andrey Bykov in der Overtime annulliert und damit den Volkszorn auf sich gezogen hatten. «Wir hatten alles, um das Spiel zu beenden. Es ist unsere Schuld», betonte er. Man kann sich leicht vorstellen, dass ZSC-Coach Rikard Grönborg in der gleichen Situation zum Vulkan geworden wäre.

Fribourg ohne Holzhammer

Dubé bleibt ein Gentleman. Er wirft keine Flaschen und beschimpft keine gegnerischen Trainer. Er behält die Nerven und kaut an der Bande Kaugummi, um sich im Stress keinen Zahnschaden zuzufügen. Und er hat es bisher geschafft, dass seinem leicht reizbaren Topskorer Chris DiDomenico trotz zahlreicher Zürcher Provokationen nicht die Sicherungen durchgebrannt sind.

Viermal wurde ein 0:3 gedreht – stets im Viertelfinal
  • 2006: Lugano liegt gegen Rivale Ambri im Viertelfinal 0:3 zurück und hat nach dem zweiten Spiel bereits Trainer Larry Huras durch das Duo Harold Kreis/Ivano Zanatta ersetzt. Im Spiel 5 führt Ambri viermal, doch Lugano gewinnt und stürmt dann zum bisher letzten Titel.
  • 2007: Rapperswil-Jona führt gegen Zug im Viertelfinal bereits 3:0. Doch die vierte Partie entscheidet der EVZ im Penaltyschiessen für sich und wendet danach das Blatt. Entscheidend für die Wende ist wohl eher die Rückkehr von Paolo Duca nach 6 Spielsperren als die vier Holzscheite, die Präsident Roland Stärkle zum Team-Essen mitbringt und Coach Sean Simpson mit Nummern versehen unter die Bank legt.
  • 2008: Zug gewinnt im Viertelfinal gegen den Titelverteidiger HCD die ersten drei Spiele, dann aber kein weiteres mehr. Die Davoser sind schon in den ersten drei Spielen auf Augenhöhe. Trainer Arno Del Curto sagt: «Es könnte auch 3:0 für uns stehen.»
  • 2022: Davos liegt gegen die SCRJ Lakers 0:3 hinten. Trainer Christian Wohlwend bricht ein Tabu und kritisiert Goalie Sandro Aeschlimann für einen Gegentreffer im dritten Spiel. Danach leitet der Keeper mit einem Shutout die Wende ein und der HCD verliert kein Spiel mehr. Im fünften Spiel in Rapperswil (3:2 n.V.) scheint der Rekordmeister allerdings bereits geschlagen, liegt 0:2 hinten, ehe Matej Stransky und Andres Ambühl in den letzten zwei Minuten treffen.
Hokuspokus 2007: EVZ-Goalie Lars Weibel und Paolo Duca (rechts) zeigen die Holzscheite, die bei der Wende gegen Rappi unter der Bank lagen.
TOTO MARTI
  • 2006: Lugano liegt gegen Rivale Ambri im Viertelfinal 0:3 zurück und hat nach dem zweiten Spiel bereits Trainer Larry Huras durch das Duo Harold Kreis/Ivano Zanatta ersetzt. Im Spiel 5 führt Ambri viermal, doch Lugano gewinnt und stürmt dann zum bisher letzten Titel.
  • 2007: Rapperswil-Jona führt gegen Zug im Viertelfinal bereits 3:0. Doch die vierte Partie entscheidet der EVZ im Penaltyschiessen für sich und wendet danach das Blatt. Entscheidend für die Wende ist wohl eher die Rückkehr von Paolo Duca nach 6 Spielsperren als die vier Holzscheite, die Präsident Roland Stärkle zum Team-Essen mitbringt und Coach Sean Simpson mit Nummern versehen unter die Bank legt.
  • 2008: Zug gewinnt im Viertelfinal gegen den Titelverteidiger HCD die ersten drei Spiele, dann aber kein weiteres mehr. Die Davoser sind schon in den ersten drei Spielen auf Augenhöhe. Trainer Arno Del Curto sagt: «Es könnte auch 3:0 für uns stehen.»
  • 2022: Davos liegt gegen die SCRJ Lakers 0:3 hinten. Trainer Christian Wohlwend bricht ein Tabu und kritisiert Goalie Sandro Aeschlimann für einen Gegentreffer im dritten Spiel. Danach leitet der Keeper mit einem Shutout die Wende ein und der HCD verliert kein Spiel mehr. Im fünften Spiel in Rapperswil (3:2 n.V.) scheint der Rekordmeister allerdings bereits geschlagen, liegt 0:2 hinten, ehe Matej Stransky und Andres Ambühl in den letzten zwei Minuten treffen.
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Und doch hat Gottéron dreimal verloren. Stets 2:3 nach Verlängerung. Selbst wenn es dreimal denkbar knapp war, schreit das eigentlich nach einer Änderung im Team. Doch Dubé hat seine Mannschaft bisher weiter ihr gewohntes Spiel zelebrieren lassen. Mit spielerischen Mitteln, mit Initiative, viel Puckbesitz, viel Präsenz in der Offensivzone, viel Geduld – aber ohne den Holzhammer auszupacken. So stellt sich die Frage: Ist Gottéron zu chic für den grossen Wurf?

Just als die Fribourger am Dienstag in der Verlängerung einmal mit Verve nachsetzten, traf Bykov zum vermeintlichen 3:2. Nur bitter für Gottéron, dass die Schiedsrichter das Nachsetzen von Daniel Brodin, der Goalie Ludovic Waeber mit dem Stock zurückgeschoben hatte, nach dem Videostudium als regelwidrig taxierten.

Marc Crawford, ZSC Lions: 2024
Foto: keystone-sda.ch
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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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