Trivellin verteidigt für Dübendorf und stürmt für FCZ
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Spagat – Hockey und Fussball:Trivellin verteidigt für Dübendorf und stürmt für FCZ

Multitalent Trivellin fährt zweigleisig
Daniele Trivellin (15) hat im Fussball und Eishockey Nati-Aufgebote

Am letzten Samstag steht Daniele Trivellin mit den Junioren des FCZ auf dem Fussballplatz. Und am Tag darauf mit dem EHC Dübendorf auf dem Eis.
Publiziert: 04.10.2021 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2021 um 09:01 Uhr
Stephan Roth (Text) und Pius Koller (Fotos)

Nach 90-minütigem Fight bleibt Daniele Trivellin kurz niedergeschlagen und erschöpft auf dem Kunstrasen im Thuner Lachen sitzen. Dann steht der 15-Jährige auf und gratuliert den Gegenspielern. 2:3 hat die FCZ-U16 von Ex-Nati-Flügel Daniel Gygax verloren. An Daniele ging das Spiel vorbei, obwohl er sich die Lunge aus dem Leib rannte.

Lange grübelt er nicht über die Niederlage nach. Zum einen ist er nicht der Typ dazu, sodass man ihm auch schon gesagt hat, er sei zu wenig emotional. Zum anderen geht es schon etwas mehr als 24 Stunden später weiter: Mit der U17-Top des EHC Dübendorf steht er gegen die GCK Lions auf dem Eis. Kurz vor Schluss kassiert das Team von Ex-ZSC-Meisterstürmer Reto Stirnimann das 1:2.

Stürmer im Fussball, Verteidiger im Eishockey

Während Trivellin im Fussball fürs Toreschiessen zuständig ist und vier Saisontreffer auf dem Konto hat, wird er im Eishockey als Verteidiger eingesetzt. «Früher habe ich auch im Fussball in der Abwehr und im Mittelfeld gespielt. Erst seit der U15 bin ich Stürmer.»

Bei der 2:3-Niederlage der FCZ-U16 in Thun läuft das Spiel an Stürmer Daniele Trivellin vorbei.
Foto: PIUS KOLLER
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In beiden Sportarten stand sein Name im Sommer in den Aufgeboten der U16-Nati. Seit er fünf Jahre alt ist, schafft er den Spagat, zwei Sportarten gleichzeitig zu betreiben. Vater Marco Trivellin, der als Medizintechniker arbeitet, sagt: «Es war nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen.» Terminüberschneidungen sind unvermeidlich. Dann setzt man sich mit den Verantwortlichen des FCZ und der Lions-Organisation, zu der der EHC Dübendorf zählt, zusammen.

Daniele kann nicht an allen Einheiten teilnehmen. Und manchmal mussten seine Trainer irritierten Eltern von Teamkollegen erklären, warum er spielte, obwohl er im Training gefehlt hatte. Doch nie wurden dem Multitalent Steine in den Weg gelegt.

Salis: «Ich glaube extrem an das Polysportive»

«Das Wichtigste ist der Spassfaktor», findet Vater Trivellin, der glaubt: «Wenn Daniele Eishockey trainiert hat, spielt er nachher besser Fussball und umgekehrt.» Und Edgar Salis, Nachwuchschef bei den Lions, sagt: «Ich glaube extrem an das Polysportive. Es fördert nicht zuletzt das Spielverständnis.»

Seit einigen Wochen hat sich Daniele entschieden, nun stärker auf den Fussball zu setzen. In Absprache mit Berater Christoph Graf und Ex-Fussballer Giuseppe Mazzarelli, der ein Freund der Familie ist. «Ich denke, im Fussball hat er das grössere Potenzial», sagt Graf.

Das Wochenprogramm von Daniele, der das KV in der United School Of Sports macht, sieht nun meist so aus: ein Fussball-Training am Montag und Freitag, je zwei Fussball-Sessionen am Dienstag und Mittwoch, je ein Fussball- und Eishockey-Match am Wochenende – manchmal am gleichen Tag. Als Regenerationstag bleibt der Donnerstag, wenn Daniele dann nicht auf dem Eis steht.

«Wir versuchen das nun drei, vier Monate bis zum Ende der Fussballmeisterschaft so», sagt Vater Marco. Doch die Weichen scheinen gestellt. Auf Dauer lassen sich nicht beide Sportarten ernsthaft betreiben. So gab Roger Federer, der bei Concordia Basel stürmte, mit zwölf den Fussball zugunsten der Tennis-Laufbahn auf. Oder NHL-Star Nico Hischier hörte mit dreizehn mit dem Kicken auf.

«Beides macht mir gleich viel Spass»

«Wir wussten, dass der Tag kommen wird, an dem er sich entscheiden muss», sagt Ex-Nati-Verteidiger Salis. «Wenn er in einem Jahr zum Schluss kommt, dass er voll auf die Karte Hockey setzen will, ist das aber immer noch möglich.»

Auf die Frage, die ihm schon oft gestellt wurde, ob er lieber Fussball oder Eishockey spiele, sagt Daniele routiniert: «Beides macht mir gleich viel Spass.» Und welches sind seine Ziele? «Mein Traum ist es, im Fussball auf einem Top-Level zu spielen.» Am liebsten in Italien bei seinem Herzensklub Juventus, wo sein aktuelles Vorbild Federico Chiesa stürmt. Als Hockey-Vorbild nennt er übrigens keinen weltberühmten Star, sondern einen Junior, der ein Jahr älter ist als er: Timo Bünzli.

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