Der Grogg-Blog
Der EVZ auf dem Scheiterhaufen

Aktionen können Gewohnheiten auf einen Schlag verändern.
Publiziert: 21.03.2021 um 13:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2021 um 12:22 Uhr
Ist heute längst eine Gewohnheit: Shakehands in den Playoffs wenn eine Serie zu Ende ist.
Foto: PKP/Pius Koller
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Der Dominikanermönch Giordano Bruno vertrat im 16. Jahrhundert die These, das Universum sei unendlich. Wegen dieser als unwissenschaftlich und ketzerisch erachteten Behauptung fand er anschliessend den Verbrennungstod auf dem Scheiterhaufen.

Als wir mit dem EVZ als erstes Schweizer Team überhaupt in den Playoffs während einer Serie das Shakehands verweigerten, drohte uns nicht gerade der Scheiterhaufen. Dennoch wurden wir wahrgenommen, wie wenn wir am liebsten glattweg verbrannt werden sollten. Deppen und unsaubere Sportsmänner waren noch die gelindesten der Bezeichnungen für uns.

Dabei ahmten wir doch einfach nur die bereits ewig geltenden Gepflogenheiten aus Nordamerika nach. Was dort galt, musste schliesslich auch hier richtig sein. Letztendlich setzte es sich auch in der Schweiz durch: Niemand reicht heute noch nach Playoff-Spielen dem Gegner die Hand. Erst nach Beendigung einer Serie.

Und so verhält es sich wie mit vielem anderen. Gestern noch Usus und sakrosankt, heute bereits widerlegt und gar belächelt. Selbst taktische Spielsysteme wechseln und rezyklieren sich oft. Exakt wie wir es von Mode-Erscheinungen her kennen. Das zwar titelreiche, aber grässlich langweilige Trap-System der New Jersey Devils ist Gott sei Dank ebenfalls längst überholt.

Das Eishockey entkommt den kosmischen Gesetzen ebenso wenig wie alles andere unter Gottes blauem Himmel. Mit Sicherheit wissen wir nämlich nur, dass alles stetig ändert. Garantiert nichts bleibt, wie es mal war.

Der Mensch zeigt sich genau dann am kreativsten und innovativsten, wenn er nicht all sein Erreichtes als unverrückbare Wahrheit sieht. Hätte diese Sichtweise sich schon früher etabliert, wäre Giordano Bruno der qualvolle Tod erspart geblieben.

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