Um Platz für Ukraine-Flüchtlinge zu schaffen
Studenten aus Zürcher Wohnungen geworfen

Nach Windisch AG und Seegräben ZH nun auch Zürich. Zwölf Studenten haben die Kündigung erhalten, sie mussten Platz für Flüchtlinge machen.
Publiziert: 01.03.2023 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2023 um 09:47 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass in Seegräben ZH ein Mieter seine Wohnung für Flüchtlinge verlassen muss. «Ich war schockiert», sagte André Steiner (47) am Freitag zu Blick.

Lionel Walter (34), Sprecher der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, sprach gegenüber «20 Minuten» von einem bedauerlichen Einzelfall. Er hoffte, dass sich Fälle, wie der von Steiner, nicht mehren würden. Doch nun kommen immer neue Fälle ans Licht.

Am Montag machte ein ähnlicher Fall in Windisch AG Schlagzeilen. 49 Mieter werden rausgeschmissen – Blick berichtete. Jetzt musste ein Gebäude mit zwölf Wohnungen im Quartier Hirslanden geräumt werden. Die Wohnungen waren an Studenten vermietet, nun sollen ukrainische Flüchtlinge einquartiert werden, wie «tio.ch» berichtet.

Studenten wurden aus den Wohnungen an der Zürcher Gattikerstrasse geworfen. Einziehen sollen Flüchtlinge aus der Ukraine.
Foto: Google Streetview
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Verein hilft Student eine Wohnung zu finden

Der Archäologie-Student Giona Conti (20) ist enttäuscht. Der Tessiner und seine Mitbewohnerin waren erst vor wenigen Wochen in eine dieser Wohnungen gezogen. «Ich habe über vier Monate gebraucht, um eine Wohnung zu finden», sagt er zu «tio.ch». Dann – im Oktober – kam eine Mail von der Stadt und dem Eigentümer des Gebäudes. Die jungen Menschen müssen raus. «Die Studenten wurden alle vertrieben, um Platz für ukrainische Flüchtlinge zu schaffen», so Conti.

«Ich persönlich bin dafür, Menschen aufzunehmen, die vor dem Krieg geflohen sind. Aber man kann Schweizer, die bereits Schwierigkeiten haben, eine Unterkunft zu finden, nicht einfach rausschmeissen», findet er. Es sei nicht einfach, in Zürich eine bezahlbare Wohnung zu finden.

«Du hast keine Chance»

Conti ist es in der Zwischenzeit gelungen, eine neue Unterkunft zu finden. Das habe er einem Verein zu verdanken, der Studenten hilft, Wohnungen zu finden, die nicht allzu teuer sind. «Ich stelle mir auch Fragen über die Art und Weise, wie mit uns kommuniziert wurde. Plötzlich kommt so eine Entscheidung und du hast keine Chance zu antworten, du musst gehen», ärgert er sich. Er fragt sich, ob es nicht auch eine andere Lösung gegeben hätte.

Die Stadt, die die Kündigung mitunterzeichnet haben soll, konnte auf Blick-Anfrage lediglich bestätigen, dass die Liegenschaft an der Gattikerstrasse ihr gehört. Die Abklärung bei der zuständigen Dienstabteilung laufe noch. Die weiteren Hintergründe des Falls sind also noch unklar – auch, ob Flüchtlinge dort bereits eingezogen sind.

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