«Seit 20 Jahren will er nichts mehr von mir wissen»
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Mutter des Tatverdächtigen:«Seit 20 Jahren will er nichts mehr von mir wissen»

Tote Frau (†46) auf der Brücke in Dietikon ZH – Tatverdächtiger in Haft
Jetzt spricht die Mutter von Urs T. (56)

Seit Jahren hat Irène W. (83) keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn Urs T. (56). Jetzt erfuhr sie: Er soll seiner Freundin (†46) Gewalt angetan haben. Sie wurde tot auf der Brücke in Dietikon ZH gefunden. Blick konnte mit der leidgeprüften Mutter des Verhafteten sprechen.
Publiziert: 30.03.2023 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2023 um 18:03 Uhr
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Ralph DonghiReporter News

Irène W.* (83) ist den Tränen nahe. «Ich bin fassungslos», sagt die pensionierte Verkäuferin aus dem Aargau zu Blick. «Wenn er das wirklich getan hat, dann finde ich das sehr, sehr tragisch.»

Die betagte Frau spricht von ihrem Sohn Urs T.** (56). Die Polizei verhaftete ihn letzten Sonntagmorgen vor seinem Wohnblock in Würenlos AG. Dies, weil er im Verdacht steht, zuvor seiner Freundin (†46) Gewalt angetan zu haben. Passanten fanden sie auf der Mutschellenstrasse, Höhe Limmatbrücke, in Dietikon ZH auf – tot.

Er soll «viele Frauen» gehabt haben

Für Irène W. ist die Verhaftung ihres Sohnes ein Schock. «Er war in der Kindheit schon sehr lebhaft, hatte einen sturen Kopf und maulte manchmal», erinnert sie sich. «Aber er war folgsam, machte in der Schule praktisch keine Probleme und war auch sehr intelligent.» Nur, wenn er etwas nicht gewollt habe, «lief er zur Türe raus».

Irène W. (83) ist die Mutter des Tatverdächtigen (56). Sie spricht mit Blick über ihn und die mögliche Tat.
Foto: Ralph Donghi
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Ihr Sohn habe die Handelsschule gemacht, erzählt Irène W. weiter. Er habe später diverse Jobs und «viele Frauen» gehabt. Verheiratet sei er nie gewesen. «Auch nicht mit seiner letzten Freundin, die nun sterben musste.» Diese hinterlasse drei Söhne.

Letztmals vor zwei Jahren gesehen

Irène W. ergänzt: «Zwei der Söhne sind ja meine Enkel.» Aber: «Ich habe keinen Kontakt mit ihnen. Auch mit meinem Sohn seit vielen Jahren nicht mehr.» Urs habe sich verändert, als ihre eigene Mutter 2004 gestorben sei, sagt W. weiter. «Er wollte auf einmal nichts mehr von mir wissen. Warum, weiss ich nicht.»

Doch Irène W. hat immer wieder das Gespräch gesucht – ohne Erfolg. «Zuletzt war ich vor zwei Jahren bei ihm», sagt sie. «Ich wollte ihm ein Osterei bringen. Aber er hat mich abgewiesen.» Sie habe da erstmals einen Enkel an der Türe gesehen, doch Urs habe ihn reingerissen. Dann sei seine Freundin rausgekommen und habe nur gesagt, es sei die Sache von Urs.

Irène W. ist «perplex»

Daraufhin sei sie weinend in Würenlos umhergelaufen, sagt Irène W. «Ich musste mich dann zu Hause abreagieren, indem ich Fensterscheiben geputzt habe.» Sie habe nicht gewusst, was tun. «Ich habe tagelang geheult.» Sie habe zum Glück mit ihrer Schwester reden können. Andere Hilfe habe nichts genützt. «Ich musste es schliesslich akzeptieren, wie es ist.»

Dass ihr Sohn nun ein Gewaltdelikt begangen haben soll, mache sie «perplex», sagt Irène W. «So etwas hätte ich nie von ihm erwartet – wenn er es denn war.» Sie möchte momentan gar nicht mehr erfahren. «Ich wusste ja auch jahrelang nichts von seinem Leben.» Sie warte mal ab.

Es besteht «dringender Tatverdacht»

Die Ermittlungsbehörden bestätigen auf Nachfrage von Blick, dass der Verhaftete der Lebenspartner der verstorbenen Frau ist. «Wir haben wegen des dringenden Tatverdachts ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet und Untersuchungshaft beantragt», sagt Erich Wenzinger von der Oberstaatsanwaltschaft Kanton Zürich. Das Zwangsmassnahmengericht habe ihn inzwischen in Untersuchungshaft versetzt. Der genaue Tathergang sowie allfällige Motive des Beschuldigten seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Für den Verhafteten gilt die Unschuldsvermutung.

* Name bekannt
** Name geändert

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