Darum besucht Sophie die Hull's School in Zürich
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Teure Schulen sind beliebt:Sophie besucht die Hull's School in Zürich

Sophie Bellefeuille (19) wechselte an englische Privatschule in Zürich
Für 120'000 Franken Elite-Uni statt Sek B

Die Volksschule stellte Sophie Bellefeuille (19) einen Sek-B-Abschluss in Aussicht. Doch sie wollte mehr, wechselte an eine englische Privatschule in Zürich. Nun ist ihr der internationale Hochschulzugang garantiert. Ein teurer Bildungsweg, der immer beliebter wird.
Publiziert: 17.06.2019 um 22:53 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2019 um 15:24 Uhr
Helena Schmid

Für ihre Lehrer an der Primarschule war immer klar: Sophie Bellefeuille wird niemals eine Hochschule besuchen. In ihrer Klasse in Bülach ZH gehörte sie zu den Schwächsten, Lesen und Schreiben fielen ihr schwer. Eigentlich hätte sie danach die Sekundarstufe B besuchen sollen. Heute büffelt Sophie, mittlerweile 19, an der Hull's School in Zürich für die britische Matura – und hat Bestnoten in Aussicht.

Mittwochmorgen, 9 Uhr: Sophie und ihre Kameraden gehen die letzten Fragen für die anstehende Abschlussprüfung im Fach Geschichte durch. Lehrer James Cunningham unterrichtet auf Englisch, Deutsch gilt hier als Fremdsprache. Auch wenn die meisten Schüler Schweizer sind.

«Sie wäre an der Volksschule kaputtgegangen»

So auch Sophie. Ihre Mutter ist Schweizerin, ihr Vater Amerikaner. Nach der sechsten Primarstufe beschloss die Familie, Sophie an eine Privatschule zu schicken. «Meine Tochter wäre in der öffentlichen Sek kaputtgegangen», sagt Mutter Sabine Bellefeuille zu BLICK.

Sophie Bellefeuille (19) büffelt an der Hull's School in Zürich für ihre Abschlussprüfungen.
Foto: Anja Wurm
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Wegen ihrer Leseschwäche kam Sophie an der Volksschule unter die Räder. «Dabei war sie ein so interessiertes Kind. Sie brauchte einfach mehr Zeit für Prüfungen und Arbeitsblätter. Die Lehrer nahmen darauf aber keine Rücksicht», so ihre Mutter.

Gerne wäre Sophie damals ins Gymnasium gegangen. «Ich habe immer gerne dazugelernt», sagt sie. Doch ihre Leseschwäche machte den Eintritt unmöglich. «Ich hätte die Prüfung nie bestanden.» Nach drei Jahren private Sek wechselte sie deshalb an die Hull's School. «Mit meinem Abschluss hier kann ich mich sogar an englischen Elite-Unis bewerben», sagt sie.

Bestnoten einfacher zu erreichen

Vier Schwerpunktfächer muss Sophie dazu erfolgreich abschliessen. Deutsch ist Pflicht, die übrigen darf sie selbst wählen. Zum Vergleich: Die eidgenössische Matura prüft insgesamt 13 Fächer. Schulleiter Robin Hull erklärt: «Im britischen System können sich die Schüler auf ihre stärksten Fächer konzentrieren. So ist es viel einfacher, Bestnoten zu erzielen.»

Renommierte Universitäten in Grossbritannien nehmen Studenten erst ab einem Notendurchschnitt von mindestens 5,2 auf, Oxford und Cambridge verlangen eine 5,5. An der Kantonsschule erfüllen nur die wenigsten diese Anforderungen. 

Sophie Bellefeuille macht ihren Abschluss in Deutsch, Englisch, Biologie und Geschichte. «Meine Hass-Fächer waren Französisch und Mathe. Die durfte ich zum Glück nach zwei Jahren abwählen. Jetzt lerne ich nur noch das, was mich wirklich interessiert», sagt sie.

Ausbildung kostet 30'000 pro Jahr

Für den Erfolg ihrer jüngsten Tochter musste Familie Bellefeuille tief in die Tasche greifen. Stolze 120'000 Franken kostet die vierjährige Ausbildung an der Hull's School. Geld, das eine durchschnittliche Familie in der Schweiz nicht aufbringen kann. Schulleiter Robin Hull ist sich dessen bewusst. «Unsere Schüler stammen häufig aus Akademikerfamilien aus der Schweiz oder dem Ausland», sagt er.

Trotz der hohen Kosten erfreuen sich solche Angebote mittlerweile grosser Beliebtheit. «Wir stellen fest, dass die internationalen Schulen unter den Privatschulen den grössten Zulauf geniessen», sagt Markus Fischer, Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Privatschulen (VPS). Sprachkompetenzen seien auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Durch den zweisprachigen Unterricht erhoffen sich Eltern bessere Karrierechancen für ihre Kinder.

Die Hull's School profitiert von diesem Trend. In den letzten zehn Jahren ist ihre Schülerzahl von 120 auf 300 angewachsen. Den meisten wäre sonst der Zugang zu einer akademischen Karriere verbaut gewesen: Drei Viertel der Jugendlichen hier hatten Mühe bei der Gymiprüfung – die Privatschule ermöglicht ihnen trotzdem den Hochschulzugang.

Abschlussprüfung aus London eingeflogen

Robin Hull betont aber: «Immer mehr Eltern wählen uns bewusst, weil sie international denken – nicht nur als Alternative zum Gymnasium.» 

Ein Drittel der Absolventen der Hull's School beginnt ein Studium in England. Sophie ist noch nicht sicher, ob sie im Ausland studieren soll. Mit dem internationalen Abschluss nehmen sie auch Schweizer Universitäten auf, sofern sie einen Notendurchschnitt von 4 erreicht.

«Wir zielen aber auf deutlich höhere Noten ab», sagt Geschichtslehrer Cunningham und lacht. Seine Schüler schreiben nächste Woche ihre Abschlussprüfung. Die wird extra aus London eingeflogen. Sophie ist zuversichtlich: «Ich bin gut vorbereitet. Das werde ich schon meistern.»

Warum internationale Gymi-Abschlüsse in der Schweiz beliebt sind

Neben der eidgenössischen Matura bieten vor allem Privatschulen in der Schweiz zunehmend internationale Abschlüsse an. Sie sollen den Zugang zu Universitäten im Ausland erleichtern. Doch kommt man so wirklich leichter an eine internationale Elite-Uni? Ein Vergleich.

Eidgenössische Matura: 13 Fächer muss ein Schüler hierzulande abschliessen, um die eidgenössische Matura zu erhalten. International ist sie angesehen. Schüler können sich also auch an Universitäten im Ausland bewerben. Doch während an Schweizer Hochschulen kein bestimmter Notenschnitt vorausgesetzt wird, ist dieser international meist ein entscheidendes Aufnahmekriterium. Der Zugang wird insofern erschwert, als die Schweizer Benotung im Vergleich bescheiden ist. Der benötigte Schnitt ist mit der Matura deutlich schwieriger zu erreichen.

Britische Matura (A-Levels): Wie das Kurzzeitgymnasium dauert die Vorbereitung auf die britische Matura vier Jahre. Während den ersten beiden Jahren haben die Schüler acht bis zehn Pflichtfächer, danach können sie vier Fächer auswählen, die im Rahmen der Matura abgeschlossen werden. Darunter müssen mindestens zwei Sprachen sein. Unterrichtssprache ist Englisch. Jedes der vier Fächer muss der Schüler mit einer genügenden Note abschliessen, um die Matura zu erhalten. Sollte er scheitern, kann er einzelne Fächer nachholen.

International Baccalaureate (IB): Ähnlich wie bei den A-Levels können IB-Schüler selbst wählen, welche Fächer sie abschliessen möchten. Es müssen mindestens sechs sein, darunter zwei Sprachen, auch Mathematik ist Pflicht. Der Unterricht findet auf Englisch statt, die Ausbildung dauert zwei Jahre. Das IB-Diplom wird nicht mit Noten, sondern mit einer Punktzahl abgeschlossen. Unis in der Schweiz und im Ausland verlangen für die Zulassung eine bestimmte Mindestpunktzahl. An der Uni Zürich liegt diese je nach Studiengang zwischen 32 und 42 Punkten (maximal 45).

Neben der eidgenössischen Matura bieten vor allem Privatschulen in der Schweiz zunehmend internationale Abschlüsse an. Sie sollen den Zugang zu Universitäten im Ausland erleichtern. Doch kommt man so wirklich leichter an eine internationale Elite-Uni? Ein Vergleich.

Eidgenössische Matura: 13 Fächer muss ein Schüler hierzulande abschliessen, um die eidgenössische Matura zu erhalten. International ist sie angesehen. Schüler können sich also auch an Universitäten im Ausland bewerben. Doch während an Schweizer Hochschulen kein bestimmter Notenschnitt vorausgesetzt wird, ist dieser international meist ein entscheidendes Aufnahmekriterium. Der Zugang wird insofern erschwert, als die Schweizer Benotung im Vergleich bescheiden ist. Der benötigte Schnitt ist mit der Matura deutlich schwieriger zu erreichen.

Britische Matura (A-Levels): Wie das Kurzzeitgymnasium dauert die Vorbereitung auf die britische Matura vier Jahre. Während den ersten beiden Jahren haben die Schüler acht bis zehn Pflichtfächer, danach können sie vier Fächer auswählen, die im Rahmen der Matura abgeschlossen werden. Darunter müssen mindestens zwei Sprachen sein. Unterrichtssprache ist Englisch. Jedes der vier Fächer muss der Schüler mit einer genügenden Note abschliessen, um die Matura zu erhalten. Sollte er scheitern, kann er einzelne Fächer nachholen.

International Baccalaureate (IB): Ähnlich wie bei den A-Levels können IB-Schüler selbst wählen, welche Fächer sie abschliessen möchten. Es müssen mindestens sechs sein, darunter zwei Sprachen, auch Mathematik ist Pflicht. Der Unterricht findet auf Englisch statt, die Ausbildung dauert zwei Jahre. Das IB-Diplom wird nicht mit Noten, sondern mit einer Punktzahl abgeschlossen. Unis in der Schweiz und im Ausland verlangen für die Zulassung eine bestimmte Mindestpunktzahl. An der Uni Zürich liegt diese je nach Studiengang zwischen 32 und 42 Punkten (maximal 45).

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