Film- und Kunstfestival Porny Days
Wirbel wegen Live-Sex im Zürcher Schauspielhaus

Anfang Dezember wird es auf einer der renommiertesten Theaterbühnen Zürichs zu einem denkwürdigen Auftritt kommen. Im Rahmen der Porny Days sollen dem Publikum die Rechte von Sexarbeiterinnen nähergebracht werden – und zwar sehr anschaulich: mit Live-Sex.
Publiziert: 18.11.2023 um 16:13 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2023 um 14:25 Uhr

Live-Sex auf einer Theaterbühne? Und dann noch im altehrwürdigen Zürcher Schauspielhaus? Das mag vielleicht zuerst wie ein Scherz klingen, soll aber Anfang Dezember tatsächlich so stattfinden. Im Rahmen der Porny Days, einem Film- und Kunstfestival, plant das Künstlerduo Gaze.S am 1. und 2. Dezember jeweils eine Aufführung im Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses, wie «20 Minuten» berichtet.

Gezeigt werden sollen dabei «explizit Angelegenheiten bezüglich des Lebens von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, einschliesslich Live-Sex, pornografischer Bilder und Erzählungen von herausfordernder Erfahrungen und Heilung», wie es im Programm heisst. An den Jugendschutz wird dabei natürlich gedacht. Zutritt zu der rund 50-minütigen Veranstaltung gibt es erst ab 18 Jahren.

Provokation sei nicht das Ziel

Gemäss den Organisatoren des Porny-Days-Festivals stehen dabei die Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern im Fokus. Zumal die beiden Mitglieder von «Gaze.S» selbst auch Sexarbeiterinnen sind. Für sie werde die Aufführung von Live-Sex auf der Bühne keine Premiere sein.

Im Rahmen der Porny Days wird das Künstlerduo Gaze.S Anfang Dezember zwei Aufführungen im Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses geben. Unter anderem wird auch Live-Sex vorgeführt.
Foto: M4MUSIC
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Die Organisatoren stellen aber klar, dass die Aufführung nicht bloss aus einem sexuellen Akt bestehe. «Häufig ist der erste Gedanke, dass es bei Sex um Penetration von Penis und Vulva geht, aber das ist nicht der Fall», wie eine Sprecherin gegenüber «20 Minuten» erklärt. Viel mehr stünde im Zentrum, wie Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in der Gesellschaft wahrgenommen würden, und zwar aus Sicht der Betroffenen selber.

Es stellt sich nun aber die Frage, ob der Live-Sex nicht bloss als Provokation gedacht ist. Die Organisatoren winken ab. «Manche mögen es als Provokation empfinden, doch das ist nicht das Ziel.» Es sei verkürzend, den Auftritt als «Live-Sex auf der Bühne» zu bezeichnen.

Beide Vorstellungen bereits ausverkauft

In den sozialen Medien klingt der Tenor etwas anders. «Und natürlich greifen die Porny Days schön öffentliche Gelder ab», schreibt eine Userin. Unrecht hat sie nicht, wird der Anlass doch sowohl von der Stadt als auch dem Kanton Zürich finanziell unterstützt.

Das Zürcher Schauspielhaus gibt sich derweil gelassen. Man stehe hinter dem Anliegen des Festivals, sagt Sprecherin Zora Schaad gegenüber «20 Minuten». Immerhin setze es sich seit jeher ein für Bodypositivity, Sexpositivity, Intersektionalität und Diversität. «Deshalb ist das Festival dieses Jahr zum ersten Mal auch Gast am Schauspielhaus Zürich.»

Gelohnt hat es sich die Partnerschaft trotz Kritik allemal: Beide Vorstellungen sind bereits ausverkauft. (ced)

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