Wegen kaputter Strasse zu seinem Chalet
Zweitwohnungsbesitzer schenkt Walliser Bergdorf 750'000 Franken

Ein anonymer Spender will in Bürchen VS sämtliche Kosten für die Sanierung einer Strasse übernehmen. An das Geschenk sind keinerlei Forderungen geknüpft – ganz selbstlos ist es aber trotzdem nicht.
Publiziert: 27.01.2024 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2024 um 09:31 Uhr

Oftmals haben Ferienhausbesitzer einen schlechten Ruf in Schweizer Ausflugsorten. So auch in Bürchen im Kanton Wallis. Er habe «einen schlechten Start mit den Zweitwohnungsbesitzern» gehabt, sagt Gemeindepräsident Philipp Zenhäusern zum «Walliser Boten».

Das hat sich mittlerweile geändert. Denn ein grosszügiger Spender, der anonym bleiben möchte, will seinem Zweitwohnort die Sanierung einer ganzen Strasse bezahlen. Kostenpunkt: 750'000 Franken. Viel Geld für eine Gemeinde wie Bürchen, die in diesem Jahr mit einem Investitionsbudget von 515'000 Franken plant.

Spender hat nur einen Wunsch

Die Spender-Geschichte begann vergangenen Sommer. Der Mann trat mit einer ungewöhnlichen Frage an den Gemeindepräsidenten heran. «Er wollte wissen, was denn eine Strassensanierung konkret kosten würde», erzählt Zenhäusern. Konkret ging es um die Sanierung der Oberen und Unteren Ringstrasse.

Diese Strasse in Bürchen wird saniert.
Foto: Zvg
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Bei einem Treffen präsentierte die Gemeinde dem grosszügigen Spender die Kosten einer allfälligen Sanierung, inklusive neuer Schachtabdeckungen und Randsteinen. Sofort erklärte sich der Zweitwohnungsbesitzer bereit, das Geld dafür bereitzustellen. Philipp Zenhäusern erinnert sich: «Das war ein unglaubliches Erlebnis, ich habe mir an diesem Abend eine gute Flasche Wein gegönnt».

Der grosszügige Gast knüpfte keine Forderungen an sein Geschenk, abgesehen davon, anonym zu bleiben. Der Gemeindepräsident verrät gegenüber dem «Walliser Boten» nur, dass es sich um einen Zweitwohnungsbesitzer handelt, «der den Aufenthalt bei uns in Bürchen sehr schätzt».

Gemeinde plante noch lange keine Sanierung

So ganz selbstlos ist die Geste natürlich aber nicht. Denn der Unbekannte kann nun bereits ab diesem Sommer auf der frisch sanierten Strasse zu seinem Ferienhaus fahren. Die Gemeinde hingegen hätte die Sanierung erst in 15 bis 20 Jahren vorgenommen.

Gemeindepräsident Philipp Zenhäusern ist sehr zufrieden. Nach zwölf Jahren im Amt tritt er in diesem Jahr aus der Politik zurück – unabhängig vom Geschenk. Von seinen Ratskollegen wurde er dafür trotzdem geneckt: «Sie haben zu mir gesagt, dass nun wohl der Zeitpunkt gekommen sei, dass ich abtreten kann». (obf)

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