Du willst helfen und weisst nicht wie?
Diesen Fehler solltest du beim Spenden vermeiden

Wer spendet, möchte sichergehen, dass das Geld in sinnvolle Hilfsprojekte fliesst. Eine Nachverfolgung der eigenen Spende sei jedoch oft schwierig, sagt Experte Georg von Schnurbein. Er gibt Tipps, wie die Spende in der Weihnachtszeit den grössten Effekt erzielt.
Publiziert: 14.12.2023 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2023 um 13:58 Uhr
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Valentin RubinRedaktor Service

Drei Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer spenden einmal jährlich Geld an eine Hilfsorganisation. Gerade in der (Vor-)Weihnachtszeit läuft das Geschäft auf Hochtouren. «Die Menschen sind in dieser Zeit grosszügiger», sagt Georg von Schnurbein (46), Professor für Stiftungsmanagement an der Uni Basel. Er weiss, worauf es beim Spenden ankommt. Und er erklärt, was man als Spender vermeiden sollte.

Wie erkenne ich eine seriöse Organisation?

Für welche Hilfsorganisation man sich entscheidet, ist laut von Schnurbein eine individuelle Frage. Vorsicht müsse man dann sein, wenn eine Organisation von sich behaupte, 100 Prozent des Geldes würde direkt in die Projekte fliessen. «Administrative Kosten fallen immer an, bei kleinen wie bei grossen Organisationen.» Bei vielen Spendern komme deswegen das Gefühl auf, ein Teil ihrer Spende werde von der Organisation abgezwackt. Laut von Schnurbein ist das ein Trugschluss: «Kosten, die Hilfsorganisationen für ihre Administration und Abwicklung braucht, sind genauso wichtig wie das Geld, das vor Ort ankommt.» Das gewährleiste eine reibungslose Arbeit.

Kann ich mich auf das Zewo-Gütesiegel verlassen?

Das Zewo-Gütesiegel dient Spendern als Orientierungshilfe. Es zeichnet nicht gewinnorientierte Organisationen aus und geniesst laut von Schnurbein ein hohes Ansehen. «Das Siegel bezieht sich auf soziale, humanitäre und ökologische Organisationen», sagt er. Eine Zewo-Zertifizierung weise auf guten Umgang mit Spendengeldern hin und zwinge die Organisationen, ihre Ausgaben offenzulegen. Von Schnurbein: «Dadurch besteht eine hohe Transparenz. Das macht es für Spenderinnen und Spender einfach, sich einen Überblick zu verschaffen.»

Bildung dank Spendengeldern: Schulkinder in Kenia.
Foto: Getty Images
Die Zentralstelle für Wohlfahrtsorganisationen (Zewo) wurde in den 1930er-Jahren gegründet.

Ist es besser, einer kleinen Organisation zu spenden?

Kleine Organisationen arbeiten oft auf konkrete Projekte hin: etwa ein Schulhaus in einem Dorf im Norden Malawis. Wer einer solchen Organisation Geld spendet, kann laut von Schnurbein davon ausgehen, dass das Geld auch dort eingesetzt wird. Ausserdem beruhen kleine Hilfsorganisationen oft auf Freiwilligenarbeit. «Wem das wichtig ist, der spendet besser kleinen Organisationen», sagt der Experte. Gleichzeitig könne auch eine Spende an eine grosse Organisation sinnvoll sein. «Sie können auf gesellschaftlicher Ebene mehr bewirken und haben einen deutlich grösseren Einfluss.»

Experte für Stiftungs- und Spendewesen

Georg von Schnurbein (46) studierte Betriebswirtschaft und Politikwissenschaften in Deutschland und der Schweiz und ist seit 2008 Professor für Stiftungsmanagement an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Er ist ausgewiesener Experte für Philanthropie sowie für Stiftungs- und Spendenwesen.

Georg von Schnurbein (46) studierte Betriebswirtschaft und Politikwissenschaften in Deutschland und der Schweiz und ist seit 2008 Professor für Stiftungsmanagement an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Er ist ausgewiesener Experte für Philanthropie sowie für Stiftungs- und Spendenwesen.

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Wie kann ich wissen, dass meine Spende richtig verwendet wird?

Wem die genaue Verwendung der eigenen Spende wichtig ist, empfiehlt von Schnurbein, bei jeder Spende einen spezifischen Spendenzweck mit anzugeben. «Die Organisationen sind verpflichtet, diesen zu berücksichtigen.» Wer bei einer grossen Organisation, die im In- und Ausland tätig ist, «Inland» als Zweck angibt, zwinge die Organisation, das Geld für Projekte in der Schweiz zu verwenden. «Eine genaue Nachverfolgung der eigenen Spende ist aber meist schwierig», sagt von Schnurbein.

Hilfsorganisationen, die Projekte für Bildung und Kinder fördern, sind besonders beliebt.
Foto: Getty Images

Welchen Fehler beim Spenden sollte ich vermeiden?

Es sei wichtig, sein Geld nur einer Organisation zu spenden, sagt von Schnurbein. Denn: «Wer seinen Spendenbetrag auf fünf Organisationen aufteilt, gibt jeder Organisation weniger Geld, verursacht aber überall den gleichen administrativen Aufwand.» Heisst konkret: Alle Organisationen werden wieder und wieder Erinnerungsbriefe verschicken, was Folgekosten mit sich zieht. Die Erfahrung zeige aber, dass Spender selten allen fünf Organisationen erneut spenden. Von Schnurbein: «Wer jedes Jahr einen Betrag an die gleiche Organisation spendet, bewirkt langfristig am meisten.»

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