«Dem Sohn wurde die Schulter ausgerenkt»
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Augenzeuge der Verhaftung:«Dem Sohn wurde die Schulter ausgerenkt»

Gewaltvorwürfe bei Verhaftung der Wirte
Jetzt spricht der Polizeichef über den Walliserkanne-Einsatz

Die Betreiber des Restaurants Walliserkanne in Zermatt sorgten schweizweit für Aufsehen, als sie wegen Missachtung der Corona-Massnahmen verhaftet wurden. Nun äussert sich erstmals der Walliser Polizeikommandant zum Einsatz.
Publiziert: 10.11.2021 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2021 um 08:41 Uhr

Die Walliserkanne-Wirte Ivan A.* und sein Bruder Patrik A.* weigerten sich, die Corona-Zertifikate der Gäste zu kontrollieren. Als sie sich Ende Oktober über die Schliessung des Lokals hinwegsetzten, wurden sie verhaftet. Am Polizeieinsatz gab es in der Folge scharfe Kritik. Der Zermatter Unternehmer Mario Julen (58) warf den Beamten massiven Gewalteinsatz vor. Jetzt verteidigt sich der Walliser Polizeikommandant Christian Varone (58).

Wie Varone in einem Interview mit dem «Walliser Boten» sagt, könnten die Äusserungen Julens sogar rechtliche Konsequenzen haben. «Dies sind schwerwiegende Anschuldigungen. Die Leute, die solche Aussagen machen, wollen das Image der Kantons- und der Gemeindepolizei schädigen – und zwar absichtlich», sagt Varone. «Dies werden wir nicht akzeptieren. Wir behalten uns rechtliche Schritte gegen die Urheber dieser Äusserungen vor.»

«In Übereinstimmung mit geltenden Vorschriften»

Julen erklärte nach dem Polizeieinsatz, die Beamten hätten auf die Wirte-Familie eingeprügelt, auch auf die Frau. Gegenwehr habe es keine gegeben. «Dem Sohn renkten sie die Schulter aus. Er wurde ins Gesicht geschlagen.»

«Ich vertraue voll und ganz meinem Einsatzleiter und den Polizisten»: Christian Varone, Polizeikommandant des Kantons Wallis.
Foto: Keystone
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Ob Wirtesohn Ivan A. beim Einsatz verletzt wurde, will Varone unter Hinweis auf das laufende Verfahren nicht sagen. Er betont jedoch, der Einsatz sei verhältnismässig abgelaufen. «Aus den mir vorliegenden Einsatzberichten geht hervor, dass der Einsatz in voller Übereinstimmung mit den geltenden Vorschriften durchgeführt wurde», sagt der Polizeikommandant.

Hier werden die Wirte der Walliserkanne abgeführt
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Konnte Mario Julen die Verhaftung gar nicht beobachten?

«Die Anschuldigungen sind schwerwiegend, sie beschmutzen das Image der Polizei und unsere Polizistinnen und Polizisten», findet Varone. Es werde versucht, die Kollegen der Regionalpolizei Zermatt zu diskreditieren. «Das ist inakzeptabel. Es ist klar, dass der strafrechtliche Charakter dieser Behauptungen im Rahmen der laufenden Ermittlungen geprüft werden wird.»

Laut Varone konnte Julen die Vorgänge während der Verhaftung gar nicht sehen: «Wie der Einsatzleiter mir bestätigt hat, war Mario Julen ausserhalb des Restaurants.» Wo die Wirtefamilie genau verhaftet wurde, will der Polizeikommandant aus verfahrenstechnischen Gründen allerdings nicht sagen.

810 Bars und Restaurants kontrolliert

Er selber sei bei dem Polizeieinsatz in Zermatt nicht vor Ort gewesen, sagt Varone. «Für eine solche Intervention braucht es die Präsenz des Kommandanten nicht. Ich vertraue voll und ganz meinem Einsatzleiter und den Polizisten, die vor Ort sind.» Diese hätten keine Fehler gemacht. «Wir wollten die Situation rasch unter Kontrolle bringen und die Sicherheit vor Ort gewährleisten. Das hat perfekt geklappt.»

Die verhafteten Walliserkanne-Wirte sind inzwischen wieder auf freiem Fuss. Das Zwangsmassrahmengericht hat einen Antrag auf U-Haft verweigert.

Insgesamt habe die Polizei im Kanton Wallis bisher 810 Bars und Restaurants kontrolliert, sagt Varone. «Allesamt ohne Probleme. Die Mehrheit der Gastrounternehmer und Eigentümer respektiert die sanitären Massnahmen.» Nur im Fall der Walliserkanne habe es eine Intervention gegeben. (noo)

* Name bekannt

Wirt rastet bei Polizeieinsatz in der Walliserkanne aus
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